Rough Love

41

Wie in Zeitlupe bewegt Nick seine Hand zu der Türklinke vor uns.  Mit einem leisen Quietschen öffnet sich die dazugehörende Tür und ich folge zögerlich Nick und Chris, der sich an mir vorbeigeschoben hat. Als Letzte betrete ich einen riesigen Raum mit schwarzen Wänden und einer breiten Fensterfront. Ich lasse meinen Blick schweifen, doch er bleibt an einem Mann hängen.
Er steht mit dem Rücken zu uns. Sein Gesicht in Richtung Fenster. Im halbdunkeln kann ich erkennen, dass er tiefschwarze Haare hat. Um seine ausladenden Schultern spannt sich ein faltenfreies weißes Hemd, welches in seiner schwarzen Anzugshose verschwindet.
Gerade als ich darüber nachdenke wie groß er selbst vor diesem riesigen Fenster wirkt fängt er an zu reden.
„Ich denke ihr beide habt mir etwas zu erklären." sagt er so tief und ruhig, dass ich die Vibration seiner Stimme in meinem Körper spüre. Chris macht einen Schritt nach vorn. „Adam es tut mir leid. Es war meine Schuld. Nick hat mich nur aus der Scheiße gezogen." Das ist also Adam? Der Adam?
„Es interessiert mich nicht wer hier wen aus der Scheiße gezogen hat." seine Stimme hebt sich. „Habt ihr beiden Idioten überhaupt eine Ahnung was das hier alles für Ausmaße hätte annehmen können, hätte ich nicht schon längst interveniert?"
Mit diesen Worten dreht er sich um und ich erblicke das Gesicht des Mannes, der anscheinend von meinen Begleitern gefürchtet wird.
Sein Gesicht hat markante Züge. Seine Haut ist gebräunt und seine schwarzen Haare sind nach hinten gegelt. Als seine braunen Augen meine treffen stockt mir der Atem.
„Wer ist die Kleine?" fragt er die beiden Männer, lässt jedoch nicht von mir ab. Wie in Trance bemerke ich wie sich Nick schützend vor mich stellt. Adam's Augen schnellen zu ihm.
„April. Meine Mitbewohnerin" ... aua. „ Sie war unglücklicherweise dabei als Dean's Leute bei uns reingestürmt sind. Sie wäre in der Wohnung nichtmehr sicher gewesen, das weißt du." Ich weiß nicht wieso, aber es trifft mich wie er über mich spricht. Auch wenn er das nur sagt um mich zu schützen... oder etwa nicht? Vielleicht empfindet er mir gegenüber wirklich nicht mehr als sexuelle Anziehung. Dieser Gedanke versetzt meinem Herz einen Stich. Jetzt ist jedoch eindeutig der falsche Moment, um sich darüber Gedanken zu machen.
Ohne weiter auf Nick einzugehen fährt Adam ruhig fort. „Du hast schon einmal die Kontrolle verloren Nick. Damals war ich einsichtig, habe dir geholfen die Sache mit Morty zu klären." Neben mir setzt Nick an um ihn zu unterbrechen, doch er sagt fest: „Ich habe dir gesagt, dass ich das nicht noch einmal dulden werde. Du solltest mir dankbar dafür sein, dass ich deinen Arsch vor dem Gefängnis gerettet habe. Du solltest wertschätzen, dass ich dich aufgenommen habe wie ein Bruder als Chris es nicht konnte, aber stattdessen fällst du mir immer wieder in den Rücken. Jedes Mal. Doch damit ist jetzt Schluss. Die Sache mit Chris konnte ich klären, doch du wirst dich selber dafür vor Dean verantworten müssen."
Jetzt meldet sich Chris zu Wort „Es ist nicht seine Schuld Adam. Er war raus aus der ganzen Sache. Ich habe sie zu ihm geführt, wegen mir ist die Situation eskaliert. Sie wollten April mitnehmen. Was sollte er denn machen?" Seine Stimme klingt verzweifelt. „Du weißt genau was passieren wird, wenn er zu Dean geht."
„Was mit Nick passiert liegt nichtmehr in meiner Hand." Mit diesen Worten dreht er sich wieder zum Fenster.
„Fahr doch zur Hölle. Ich brauche deine Hilfe nicht." brüllt Nick und dreht sich um. Schneller als ich gucken kann verschwindet er aus dem Raum und knallt die Tür hinter sich zu. Chris setzt sich sofort in Bewegung und folgt ihm. Ein zweites Mal fliegt die Tür ins Schloss. Nun stehe ich ganz allein mit dem geheimnisvollen Mann vor mir in dem dunklen Raum.
Was ist hier gerade passiert?