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Nick

Sie zieht mich durch die Flure des Wohnheims.  Immer wieder dreht sie sich zu mir um und wirft mir einen verführerischen Blick zu.

Der Weg bis zu unserer kleinen Wohnung kam mir noch nie so lange vor, aber gleich sind wir da. Allein schon bei dem Gedanken an das was gleich kommt könnte ich völlig den Verstand verlieren.

Wir biegen um die letzte Kurve und auf einmal ist meine Erregung wie weggeblasen.

Er steht vor unserer Tür. Sein Blick ist nichtssagend und auf April gerichtet.
„Ben was machst du hier?" fragt sie geschockt, nachdem sie meine Hand fast schon panisch losgelassen hat.

Er stößt sich von der Wand ab und kommt ein paar Schritte auf uns zu.
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen... dich fragen, ob es für uns noch eine Chance gibt." Er hält kurz inne und schnaubt dann verächtlich. „Aber wie ich sehe kommst du bestens klar."

Er zeigt auf mich und schüttelt nur den Kopf.
„Nein das stimmt nicht. Ben bitte, lass uns vernünftig darüber reden." meint April beschwichtigend. Sie scheint die gleiche Vorahnung zu haben wie ich, nämlich dass er gleich völlig austickt.

Vorsichtshalber trete ich neben sie, nur für den Fall, dass er Probleme machen sollte.
„Wie kann es dir nur so egal sein, dass ich weg bin?"
Seine Stimme hört sich gequält an und ich bin überrascht, dass er mich diese Emotionen sehen lässt.
„Lass uns doch erstmal rein gehen. Hier auf dem Flur führt das zu nichts."

„Es führt so oder so zu nichts April." schreit er dieses Mal und meine Alarmglocken gehen an.
„Anstelle zu versuchen die Sache mit mir in Ordnung zu bringen ignorierst du mich. Ich musste extra hierher kommen damit ich auch nur die geringste Chance habe und du..."

Gerade als ich dachte er kann nicht lauter werden brüllt er sie an. „Du vergüngst dich mit diesem ekelhaften Penner. Du hast mich einfach ersetzt."
Jetzt schalte ich mich ein und mache einen Schritt vor April.

„Schrei sie nochmal so an und wir haben beide ein gewaltiges Problem." sage ich betont ruhig.
„Du hast kein Recht dazu dich hier einzumischen Nick." spuckt er aus.
Gerade als ich etwas erwidern will höre ich ihre Stimme, die mindestens genauso laut ist wie seine.

„Nein, du hast nicht das Recht. Du denkst du kannst über mich bestimmen und für mich mein Leben regeln." Sie macht eine kurze Pause, schreit dann aber weiter. „Ich wusste schon von Anfang an, dass es ein Fehler war mit dir geschlafen zu haben."
Sein Blick wird ungläubig.
„Nein April sag das nicht."

„Doch und ich meine es vollkommen ernst. Wir haben das beendet, damit wir diese Probleme nicht haben. Wir haben es beendet, um uns eine Freundschaft aufzubauen. Eine wundervolle Freundschaft, aber du scheinst es einfach nicht zu schaffen. Du machst mich dafür verantwortlich, dass du dich in mich verliebt hast. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass wir beide nie mehr werden."

„ Liebst du ihn? Ist es das?" fragt er ohne Emotionen. Dabei schaut er aber nicht sie, sondern mich an. In seinen Augen kann ich nichts als Hass sehen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass er in meinen genau das Gleiche sieht.
„Nein" gibt sie schwach zurück. „Aber es spielt keine Rolle."

„Wie kann es keine Rollen spielen, wenn du mich abweist und ihn nicht?"
Sie sagt nichts.
„Antworte mir."

Ich spüre wie sie meinen Arm von hinten umfasst. Ihr Griff ist fest und ich verstehe ihren stummen Hilferuf.

„Du solltest jetzt gehen." sage ich monoton.
„Einen Scheiß mache ich." schreit er mir ins Gesicht.

Es reicht. Ich bewundere mich zutiefst dafür bis jetzt ruhig geblieben zu sein. Das ist mir jedoch nur gelungen, weil ich nicht wollte, dass sie diese Seite von mir kennenlernt, doch jetzt ist es zu viel.

Ich mache einen weiteren Schritt auf ihn zu und erhebe dieses Mal auch die Stimme. „Ich glaube ich weiß was dein verdammtes Problem ist. Du hast noch nie richtig eine auf die Schnauze bekommen."
Mit diesen Worten stoße ich ihn kräftig nach hinten.
Ich höre nur wie April ein geschockten Schrei ausstößt als er einige Schritte zurücktaumelt.

Als ich sehe wie er sich sammelt warne ich ihn. „Lass es darauf beruhen. Geh einfach, du kannst nicht gewinnen." Doch er ignoriert meine Worte und stürzt auf mich zu. Ich sehe wie er ausholt und reflexartig weiche ich seinem Schlag aus.

Als nächstes höre ich einen gedämpften Schrei, danach jemanden der zu Boden geht. Panisch drehe ich mich um.

Rough LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt