6) Ein Artikel und ein nahezu perfekter Moment

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Angie POV:

Gespannt sah ich ihn an. Was hatte er nur vor mir versteckt? Er holte tief Luft und begann mit unsicherer Stimme zu erzählen: "Ich habe einen Zeitungsartikel hier vor dir versteckt. Es geht um den Unfall. Er lag fünf Tage nach dem Unfall vor der Haustür und war an mich adressiert. Er beschreibt ziemlich genau, was genau passiert ist. Diese Zeitschrift nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt die Einzelheiten ziemlich genau. Ich weiß nicht wieso, aber dieser Artikel fesselt mich und ich kann ihn nicht einfach wegschmeißen. Er umfasst deine Geschichte über den Unfall, an dem ich durch meine Dummheit schuld bin und deshalb kommt es mir vor, als würde ich ein Teil deines Lebens bei mir haben, wenn ich ihn in de Händen halte. Es klingt total irre, aber er zeigt mir, was für einen Fehler ich gemacht habe und was deshalb beinahe alles passiert ist. Wenn ich den Artikel wegschmeißen würde, käme ich mir vor wie ein Feigling! Mann Angie, es hätte nie soweit kommen dürfen!" Überrascht schaute ich ihn an. Er hat tatsächlich etwas von meinem Unfall und macht sich damit vermutlich Tag für Tag Vorwürfe. Inzwischen war German aufgestanden und umrundete seinen Schreibtisch. "German, hör doch auf dir Vorwürfe zu machen! Vergiss den Unfall einfach und lebe weiter! Höre auf dich daran festzuklammern, was du falsch gemacht hast! Das Leben geht weiter und wir sollten es genießen! Aus den Fehlern lernen und alles in der Zukunft besser machen! Das ist doch der Grund, warum es überhaupt Dinge gibt, die wir falsch gemacht haben, damit wir alles besser gestalten können. Und jetzt mach nicht so ein Gesicht, German. Bitte!", erklärte ich ihm. Er starrte mich aus seinen braunen Augen an und war anscheinend sichtlich überrascht. "Angie, was sagst du denn da? Du hast Recht, wir müssen aus unseren Fehlern lernen und die Zukunft dadurch besser machen!" Er trat einen Schritt auf mich zu und legte mir eine Hand auf meine Hüfte. Mir wurde urplötzlich eiskalt. Was machte er da nur? Er kam nun näher und ich spürte schon seinen warmen Atem in meinem Gesicht. Ich war versucht, ihn einfach zu küssen, egal was mir mein Kopf sagte, doch ich wusste, dass das ein Fehler war und legte abwehrend eine Hand auf seine Schulter um ihn vorsichtig, aber bestimmt von mir wgzudrücken. "Angie? Was ist nun?", fragte er mich. "Ich..ich kann nicht German. Nicht jetzt!", sagte ich verzweifelt. Ich wollte so schnell wie möglich aus dieser Situation heraus und fragte ihn deshalb:" German, darf ich denn den Artikel einmal lesen? Vielleicht kann ich mich dann besser erinnern"  Er schaute mich erst zweifelnd an, schob mir jedoch dann den Bericht zu mir herüber. Ich nahm ihn in die Hand und begann zu lesen: 

Schrecklicher Unfall in Buenos Aires

Am 24.07.2013 ereignete sich ein schlimmer Autounfall in der Nähe des Flughafens in Buenos Aires. Angeles C. wurde dabei von einem Auto gerammt und ist vermutlich fünf Meter durch den Aufprall auf das Auto durch die Luft geschleudert worden, bis sie hart auf dem Boden landete. Sie trug schwere Verletzungen davon und liegt derzeit im Koma. Ob sie wieder aufwacht und ob sie dann eingeschränkt ist, ist noch nicht gewiss. Klar ist nur, dass es sich um Fahrerflucht handelt. Eine Augenzeugen berichtete, dass ein schwarzer BMW Angeles C. rammte, kurz stehen blieb und dann weiterfuhr. Sie konnte die Person in dem Auto nicht erkennen, vermutete der Silhouette nach, die sie duch die Sonne erkennen konnte, dass es sich um eine Frau handelt. Ob es sich um einen geplanten Mordversuch oder Zufall handelt, ist noch nicht klar, die Kriminalpolizei ermittelt, tappt jedoch im Moment noch im Dunkeln. Falls jemand Hinweise auf die Person hat, melde sich bitte bei der leitenden Dienststelle. Angeles C. ist vorallem durch ihre Arbeit im örtlichen Musikstudio bekannt und so hoffen wir umso mehr, dass es ihr bald besser geht.

Als ich den Bericht fertig gelsen hatte, war ich zunächst überrascht. Das klang noch schlimmer, als ich gedacht hatte. ich bin durch die Luft geflogen und anscheinend ziemlich hart wieder gelandet. "Warum hast du genau diesen Artikel aufgehoben, German? Es müsste ja eigentlich nicht der einzige sein, oder?", fragte ich ihn. Er schaute mich lange an und sagte dann:" In kaum einem anderen Artikel wir von Fahrerflucht berichtet. Ich möchte unbedingt wissen, wer dir das angetan hat!", sagte er. Er klang so aufgebracht, es war lange her, dass ich ihn so habe reden hören. Ich zitterte bei der Vorstellung, was er mit der Frau tun würde, wenn er sie jemals erwischen würde. German merkte dies und kam erneut zu mir und nahm meine Hand. "Hey", sagte er sanft, "alles wird gut, das hast du vorhin selbst gesagt." Ich hob meinen Kopf und schaute ihn an. Aber nicht einfach so, sondern, als würde ich in seine Seele blicken. Ich versank in seinen Augen und merkte kaum, dass wir uns immer näher kamen, bis sich unsere Lippen vorsichtig berührten. Seine Lippen waren wie ein Lufthauch, zart und vorsichtig. Als wir uns voneinander lösten, war es als wäre die Zeit stehen geblieben. Es lächelte mich glücklich an und genau das tat ich auch und vergass zum ersten Mal seit langem, dass es auch Schlechtes gibt. Dieser Moment war nahezu perfekt.

Germangie- Er zeigte mir mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt