22) Benötigte Geduld und Jackies Vergangenheit

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Angie POV:

Warum konnte nicht einmal etwas funktionieren? Warum musste dieser Schweizer Händler im Knast landen? Es wäre ganz einfach gewesen, mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber da er nur in U-Haft saß, konnte die Polizei ihn nicht so leicht ausfindig machen. Zu deutsch, der Gestörte, der nichts besseres zu tun hatte, als mir zu drohen, läuft immer noch da draußen rum und amüsierte sich köstlich. "Gibt es den keine Möglichkeit herauszufinden, wo dieser Händler ist?", fragte ich nach. Senior Diaz sagte nachdenklich:" Es gibt immer einen Weg. Das Problem ist, wir können die Vorstrafen und die dazu gehörigen Täter von überall auf der Welt sehen, aber wenn ihm noch keine Anzeige vorliegt, müssten wir alle Präsidien rund um Deutschland abtelefonieren, das könnte Stunden dauern." German nahm vorsichtig meine Hand. "Angie, vielleicht soll es so sein. Vielleicht sollst du gar nicht wissen, wer das war", flüsterte er leise. "Bitte was?", zischte ich. Das wäre ja noch schöner, wir hatten eine kleine Spur und diese jetzt aufgeben? Nie im Leben! "Es sind doch nur sieben Länder, könnten Sie nicht eventuell einfach mal anrufen?", fragte ich deshalb Senior Diaz. Dieser wechselte einen Blick mit einem seiner Kollegen. "Natürlich, es könnte eine Weile dauern, wir müssten erst unsere deutsch und französisch sprechenden Kollegen herbestellen. Bis morgen werden wir leider noch nichts wissen. Wir melden uns bei Ihnen", beantwortete Senior Diaz meine Frage. German und ich verabschiedeten uns von ihm und verließen das Präsidium. 

German fuhr mich zurück ins Studio- ich hatte noch eine Stunde zu unterrichten- sagte aber kein Wort. Sein Blick war starr geradeaus auf die Fahrbahn gerichtet. Als er anhielt, hielt ich es nicht mehr aus. "Sag mal German, was ist gerade eigentlich dein Problem? Liegt es daran, dass ich herausfinden will, wer das war?", fuhr ich ihn an. "Diese Polizisten werden eh nichts finden. Klammer dich nicht so daran fest", antwortete er scharf. "Du hast doch echt ein Problem. Und ich dachte, du würdest mir helfen und mich verstehen!", rief ich wütend und knallte die Autotür zu. Als ich zur Eingangstür stapfte, spürte ich die Blicke von German in meinem Rücken. Was war das denn gerade?

Ich ging direkt in den Unterricht, war aber nicht so ganz bei der Sache. Ich wollte nur noch raus hier, das Verhalten von German war mir ein Rätsel, aber es tat mir Leid, ihn so angekeift zu haben. Doch bevor ich mit ihm reden konnte, fing mich Pablo ab. "Alles klar?", fragte er. Ich nickte langsam. Er musste auch nicht immer alles wissen. "Was gab es Neues?", fragte er. "Nichts, der Händler hat das Handy an einen Unterhändler in der Schweiz verkauft und der sitzt irgendwo in Untersuchungshaft", antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich hatte keine Lust, noch weiter mit ihm zu reden und verabschiedete mich schnell. Violetta wartete schon vor dem Studio aus mich. "Streit mit Papa?", fragte sie mich. Ich blickte sie stirnrunzelnd an. "Woher weißt du das denn?", fragte ich. "Das Gesicht habe ich schon oft genug gesehen", antwortete sie. "Was war los?" Ich seufzte. "Dein Papa versucht mich davon abzuhalten, etwas herauszufinden", sagte ich. Meine Nichte seufzte. "Folgender Vorschlag, du redest mit Papa und ich backe mit Olga Kuchen?" "Können wir nicht tauschen?", fragte ich sie lachend. Sie schüttelte den Kopf. "Vorschlag angenommen?", wollte sie wissen. Ich nickte. "Aber nur, wenn ich ein großes Stück bekomme", stellte ich klar. "Akzeptiert", antwortete Violetta. 

Ich ging ohne Umschweife direkt zu German. Er saß über seine Unterlagen gebeugt an seinem Schreibtisch und schreckte bei meinem Klopfen zusammen. "Angie", murmelte er. "German, ich möchte das hier klar stellen. Ich möchte mich nicht mit dir streiten, ich brauche dich", sagte ich leise. "Ist schon okay, ich möchte nur nicht, dass du enttäuscht wirst", erwiderte er. Ich lächelte. 

Da fiel mir etwas ein. "Wo ist eigentlich Jackie?", fragte ich ihn. "Jackie ist nicht hier", antwortete er schnell. "Aber wo ist sie dann?", fragte ich nach. Irgendetwas verheimlichte German mir doch. "Ich weiß es nicht, ich habe sie heute noch nicht gesehen. Aber sie hat mir ihre Handynummer aufgeschrieben, ich hatte noch keine Zeit sie einzuspeichern, aber der Zettel müsste hier irgendwo liegen", antwortete German. Ich machte mich auf die Suche. Jackie hatte den Zettel auf die Fensterbank gelegt. "Ich hab ihn", rief ich. Dann runzelte ich die Stirn. "Wieso schreibt Jackie ihre Nummer und danach Jackie <3 ?", fragte ich. German wandte den Kopf ab. "Sie muss wohl meinem unglaublichen Charme verfallen sein", antwortete er grinsend. "Genau, Liebe auf den ersten Blick, oder was", spöttelte ich. "Wieso auch nicht?", fragte er eingebildet. "Ihr kennt euch doch kaum. Außer in ihrem Hotel habt ihr euch doch kaum gesehen und davor doch auch nicht dachte ich", erklärte ich. German schüttelte langsam den Kopf. "German, ich merke wann du lügst!", sagte ich. Da war etwas gewesen und ich wollte unbedingt wissen, was da los war. "Na ja, du hast ja Recht, ich kenne Jackie von früher. Antonio war ja früher noch oft zu Besuch um mit Maria etwas zu besprechen und hatte auch das ein oder andere Mal Jackie dabei. Ich habe ich mit ihr eigentlich immer gut verstanden, ich war schon immer fasziniert von ihrer Art zu tanzen. Sie hatte einen Freund, Samuel. Als es zwischen den beiden ernst wurde, hat sich Jackie sehr verändert. Samuel fing an Alkohol zu trinken, wurde Jackie gegenüber aggressiv. Das hat ihn verändert und auch Jackie. Samuel wurde pleite, lieh sich Geld von Jackie, immer wieder. Da kam er auf eine seiner dummen Ideen. Er wollte in eine Bank einbrechen, wurde jedoch von der Polizei geschnappt. Samuel erzählte dort, Jackie wäre seine Mittäterin gewesen, sie hätte ihn dazu gezwungen. Jackie hatte kein Alibi für den Abend, sie war aber auch nicht dabei. Sie war so verängstigt und sie tat mir Leid, ich habe ihr ein Alibi gegeben. Ich gab vor, gemeinsam mit ihr an einer neuen Choreografie für ihre Tanzklasse gearbeitet zu haben. Die Polizei glaubte ihr und Samuel landete im Gefängnis. Jackie wollte nicht, dass das jemals herauskommt, nicht einmal Maria wusste davon. Und deshalb war sie auch so erleichtert, als sie aus dem Präsidium entlassen wurde. Verstehst du?", erzählte German. Verblüfft hatte ich ihm zugehört. Das, kombiniert mit ihre Unfall beim Tanzen erklärte ihre Art. "Das hättest du mir aber auch gleich sagen können", sagte ich und nickte. "Ist Samuel noch in Buenos Aires?", fragte ich. German lächelte mich dankbar an. "Ja, er ist vor einiger Zeit entlassen wurden, Jackie war seitdem nur kurz wieder in Buenos Aires, in der Zeit in der sie hier unterrichtet hat", antwortete German. "Und wenn Samuel Jackie gesehen hat?", fragte ihn plötzlich atemlos. Das würde ihr Verschwinden erklären. "Verdammt, du hast Recht!", meinte German. "Soll ich die Polizei anrufen?", fragte ich. "Dafür ist keine Zeit mehr, wir müssen sofort los!", erwiderte German. Jackie durfte einfach nichts passiert sein, wir müssen sie finden! 


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Hey :) 

Danke fürs Lesen, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen ;)

Ich bin ab Freitag im Urlaub und habe dort kaum WLAN, das nächste Kapitel kommt deshalb frühestens am 14.09.  :(

LG

Germangie- Er zeigte mir mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt