21) Fortschritte und ein Beschützer

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Angie POV:

Endlich gab es eine Spur, herauszufinden, wer seinen Spaß daran hatte, mich zur Verzweiflung zu treiben. Natürlich, ob dieser Weg auch zur Lösung führte war fraglich, aber eine Versuch war es wert. German schaute mich besorgt an. "Was ist los German? Das sind doch tolle Neuigkeiten!", fragte ich ihn. "Du hast Recht, aber nur, wenn es wirklich etwas bringt. Ich möchte nicht, dass du enttäuscht bist, wenn wir nicht auf Anhieb den Idioten finden, der dir das alles antut, verstehst du?", erklärte er. "German, mach dir darüber keine Sorgen. Wir müssen einfach abwarten und schauen, was dabei heraus kommt", versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Er nickte ergeben mit dem Kopf. "Aber jetzt gehen wir erst einmal schlafen, es war ein langer Tag heute", meinte German. Wenige Minuten später lag ich auch schon im Bett, umhüllt von einer kuscheligen Decke und dachte nach. Ob das alles so leicht geht? Die Müdigkeit übermannte meine Gedanken und ich schlief ein.

Mein erster Blick am nächsten Morgen glitt zu meinem Handy. Hatte die Polizei eine Nachricht hinterlassen? Hatten sie schon die Möglichkeit mit diesem Händler zu telefonieren? Keine Nachricht, keine verpassten Anrufe. "Gibt es etwas Neues?", fragte German verschlafen. Ich antwortete:" Nein, noch nicht. Wir müssen uns noch etwas gedulden." Ich spielte mit dem Gedanken, mich einfach noch einmal umzudrehen und weiter zu schlafen, als meine Nichte in das Zimmer sprang. "Mensch Angie, wir müssen gleich los! Wenn du keinen Ärger mit Pablo haben willst, müssen wir gleich los!", rief sie aufgeregt. "Dir auch Guten Morgen Vilu. Nein, Spaß beiseite, ich beeile mich. Kannst du mir ein Croissant mitnehmen?", fragte ich erschrocken. "Klar", antwortete sie und war schon wieder verschwunden. "Na dann mal los Angie!", sagte German grinsend. "Hey", sagte ich vorwurfsvoll, konnte mir aber ein Lächeln nicht verkneifen. "Der Zorn meiner Tochter ist unberechenbar", sagte er mit übertriebener ich-bin-geheimnisvoll-Stimme. Ich musste lachen. "Ist ja gut German, ich bin ja schon weg", sagte ich mir Tränen vor Lachen in den Augen und machte mich auf den Weg mich anzuziehen.

An der Tür drückte mir Violetta das Croissant in die Hand. "Weiß die Polizei denn schon etwas Neues?", fragte sie mich neugierig. "Nein, leider nicht Vilu. Ich hoffe, sie melden sich im Laufe des Tages", antwortete ich ihr. Violetta verschwand gleich mit Leon im Probenraum und ich machte mich wie jeden Morgen auf den Weg zum Lehrerzimmer. "Zu spät", keifte mir Gregorio entgegen. Pablo warf einen Blick auf seine Uhr. "Gregorio, halte dich bitte zurück, es sind nur drei Minuten. Solltest du nicht im Unterricht sein?", verteidigte mich Pablo genervt. Murrend verschwand Gregorio, natürlich nicht ohne Pablo noch einen bösen Blick zu zuwerfen. Beto amüsierte sie köstlich. Mit einem Apfel in der Hand verschwand auch er Richtung Unterricht. "Und?", fragte mich Pablo. "Na ja, ist etwas verwirrend. Und zwar kam der Anruf von einem Einmalhandy oder so, das nur 60 Minuten zu gebrauchen ist. Die Polizei meinte, dass es einen Händler in Buenos Aires gibt, der diese Dinger in Buenos Aires und Europa verkauft. Er soll eine Liste haben, auf der er die Nummern mit den Namen des Besitzers verzeichnet", erzählte ich ihm. "Und du wartest jetzt auf einen Anruf von diesem Polizisten?", folgerte Pablo. "Exakt. Und jetzt sollte ich schnell in den Unterricht, wir reden später weiter", sagte ich und machte mich auf den Weg. Bald standen Prüfungen in Singen und Tanzen an und die Schüler sollten bestens vorbereitet sein. Bei Gregorio hieß das, dass seine Schüler bis ans Äußerste gequält werden und er noch unausstehlicher wird, aber daran musste ich mir ja kein Beispiel nehmen. Dass den Schüler der Unterricht Spaß machte merkte man und das machte auch mich glücklich und erfüllte mich auf eine schöne Art und Weise. Ganz nebenbei ließ das Gefühl mich meine Sorgen vergessen. 

Lächelnd kam ich wieder ins Lehrerzimmer. Pablo drückte mir eine Tasse Tee in die Hand. "Da ist aber jemand glücklich", stellte er fest. Ich wollte antworten, als plötzlich die Tür aufging und ein völlig ausgepowerter German vor uns stand. "Die Polizei...konnte dich nicht erreichen. Sie haben...den Händler erreicht..wir sollen...ins Präsidium", schnaufte er. Pablo zwinkerte mir zu und gab German seine Tasse. "Erhol dich erst einmal, sonst brauchen wir auch noch einen Krankenwagen", sagte er grinsend. German verzog das Gesicht. "Danke". Ich entschuldigte mich bei Pablo und bat ihn, meinen Unterricht zu übernehmen. Als German den Kaffee hinuntergestürzt hatte, gingen wir los.

 German POV:

Ich spürte meine eigene Aufregung und Nervosität, als ich mit Angie vor dem Büro von Senior Diaz wartete. Angie wirkte ziemlich gefasst, aber vielleicht war das auch nur vorgespielt. Als sich endlich die Tür öffnete, merkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte und musste über mich selbst grinsen. Das jedoch verschwand, als ich in die ernsten Gesichter der Polizisten blickte. Senior Diaz bat uns, uns auf die Stühle zu setzen. "Folgendermaßen", fing Senior Diaz an, "tatsächlich konnten wir den Händler ausfindig machen. Er "hängt" bei uns in der Leitung, wir können mit ihm skypen." Er drehte einen Laptop um. Darauf war ein Mann mittleren Alters mit dunkelbraunen Haaren und seltsam grünen Augen zu sehen. "Das ist Senior Casado", erklärte Senior Diaz. "Er ist bereit mit uns zu sprechen und uns die nötigen Auskünfte zu geben", meinte er noch. "Das ist Angeles Carrara, sie ist Opfer eines Drohbriefes und Drohanrufs geworden", stellte der Polizist Angie vor. "Hallo, freut mich", begrüßte Senior Casado Angie. "Ich gebe Ihnen nun die Nummer durch, Sie können die Nummer vergleichen", erklärte Senior Diaz. Er diktierte die Nummer und Senior Casado verglich sie mit einer ellenlangen Liste. "Okay, folgendes: Das Handy befindet sich in Europa. Ich habe einen kleinen Unterhändler in der Schweiz, er beliefert von dort aus die Schweiz, Österreich, Frankreich, Deutschland, Belgien und die Niederlande. In welchem dieser Länder genau, kann ich Ihnen leider nicht sagen, er hat seine eigenen Listen", stellte er fest. "Können Sie uns den Namen und die Kontaktdaten des Anderen geben?", fragte ich. "Da müssen Sie sich mit Ihren Kollegen in Verbindung setzen", antwortete Senior Casado an Senior Diaz gewandt. "Wieso?", fragte der verwundert. "Er hat Mist gebaut und sitzt in Untersuchungshaft", antwortete der Händler. Na super und die Spur verläuft im Sand. Derjenige, der uns helfen könnte steckt in irgendeinem Polizei Präsidium irgendwo in Europa und wir haben keine Ahnung. Ich ergreife Angies Hand. Sie schaut mich an. In ihren Augen spiegeln sich die Enttäuschung und ihre Angst. "Das heißt, ich bin nicht sicher. Jeden Moment kann wieder etwas geschehen", flüsterte sie leise. "Ich passe auf dich auf, versprochen", antwortete ich. Im Stillen fügte ich hinzu: Doch überall bin ich nicht und allem gewachsen erst recht nicht. Aber versprochen ist versprochen. German im Kampf gegen die Ungerechtigkeit und als Beschützer. Das konnte ja heiter werden. 

Germangie- Er zeigte mir mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt