29)Abendessen und ein Schreck in der Nacht

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Angie POV:

Ich hatte so sehr gehofft, dass der Albtraum endlich ein Ende hatte, der Hinweis hätte die Polizisten doch auf den Täter schließen lassen können. Die Sorge übernimmt aber die Überhand. Ich dachte, ich wäre jetzt sicher vor den merkwürdigen Briefen und Anrufen, aber wie es aussah, ja wohl kaum. Da draußen lief noch immer ein Typ herum, der es auf mich abgesehen hatte und der bestimmt keine Scheu vor irgendetwas hatte. Super Voraussetzungen für ein entspanntes Leben, oder? German nahm mich in den Arm, er musste gespürt haben, wie mir zu Mute war. Ich hatte Angst und das zurecht. Aber wen interessierte das schon? Der einzige Wunsch, den ich hatte, war, dass ich endlich ein ruhiges, unaufgeregtes Leben führen konnte. An der Seite von German. Ich wollte nicht mehr, mir ging es nicht um Geld, Ruhm, Ansehen oder Macht, mir ging es einzig und alleine um die Liebe zwischen uns. 

"Angie, hör auf damit, du kannst nichts tun", fuhr mich German wenig später an. Ich war einfach zu nervös, ich hatte mir einen Block geschnappt und Verdächtige aufgeschrieben, mal wieder. "Aber ich kann nicht einfach aufgeben, einfach dasitzen und Däumchen drehen, verstehst du das denn nicht?", rechtfertigte ich mich. "Natürlich, Angie, aber das macht dich doch nur verrückt, du musst dich ablenken", meinte er. "Wie denn?", fragte ich nach. "Lass uns wenn Vilu kommt einfach mal essen gehen. Wann waren wir das letzte Mal als Familie essen?", schlug er vor. "Als Familie?", hakte ich nach. "Ja, als Familie. Das weißt du doch, du bist und bleibst unsere Familie!", antwortete er. Ich lächelte. "Einverstanden ", stimmte ich seinem Vorschlag zu. Dann beugte ich mich jedoch wieder über meine Liste. Ich wurde aus den Informationen, die die Polizei uns weitergeleitet hatte, einfach nicht schlau. Matias soll mich angerufen haben, aber mit Unfall und Briefen hatte er nichts zu tun? Ein Komplize? Oder waren so viele gegen mich, dass sie sich gegenseitig in die Karten spielten? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es da so viele Menschen geben könnte, die etwas gegen mich haben könnten. Ich meinte, hallo? Wer ist denn so irre und gründet eine Gruppe gegen mich? Hoffentlich niemand. Der Gedanke macht mich verrückt. Ich verstand einfach nicht, welche Mensch auf dieser Welt soviel kriminelle Energie und soviel Hass auf mich haben konnte, dass er mein Leben bei einem Autounfall in Kauf nehmen konnte. Der Täter, vermutlich jedoch die Täterin, musste einen ziemlichen Hass auf mich gehabt haben, aber das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Ich hatte gesehen, was Jade macht, wenn sie jemanden nicht mag, aber einen Autounfall? Das passt einfach nicht, ich wusste noch nicht einmal, ob Jade überhaupt Auto fahren konnte. Vielleicht hatte German ja Recht, vielleicht sollte ich wirklich aufhören und mich ablenken. Violetta müsste jeden Augenblick ankommen und dann können wir zum Abendessen aufbrechen.

Circa eine halbe Stunde später drehte sich ein Schlüssel im Schloss und eine strahlende Violetta betrat das Wohnzimmer. "Guten Abend", grüßte sie überschwänglich. "Was gibt es denn Neues?", erkundigte sich German, der sich über die gute Laune seiner Tochter wunderte. "Nichts", meinte sie unschuldig und warf mir einen langen Blick zu. Ich verstand. Es ging um Jungs. "Lass uns gehen", forderte ich German auf, um ihn von Violetta abzulenken. "Wohin?", wollte meine Nichte wissen. "Wir gehen essen", erklärte German ihr kurz. Violetta freute sich sichtlich und wir fuhren sofort los.

"Ist das nicht köstlich?", erkundigte sich German wenig später, als wir vor unseren dampfenden Gerichten saßen. "Lass das bloß nicht Olga hören", kicherte Violetta und wir stiegen mit ein. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen, genau das Richtige um mich abzulenken. "Gibt es eigentlich etwas Neues?", wollte Violetta wissen und wandte sich an mich. German versuchte sie mit einem Blick zum Schweigen zu bringen, was jedoch nicht ganz so gelang. "Ja, schon, aber das war eine Sackgasse, die Ermittlungen kommen einfach nicht wirklich vorwärts. Wer auch immer das veranstaltet, plant seine nächsten Schritte ganz genau", antwortet ich ihr. "Das Essen war dazu gedacht, dass wir einmal nicht darüber sprechen", wies German uns zurecht. Schweigend widmeten wir wieder unserem Essen. Mir war der Appetit vergangen. Was, wenn der Anruf gar nicht von Matias war? Wenn das wieder ein Schachzug des wahren Täters war, ein genialer noch dazu? Aber wie sollte ich das beweisen? Ich war ratlos und stocherte in meinem Essen herum. "Entschuldige Angie, ich wollte dir nicht den Appetit verderben", murmelte meine Nichte traurig. "Quatsch, es ist alles in Ordnung", versuchte ich Violetta zu überzeugen. Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich ihrem Essen zu. Das Essen verlief in stummen Schweigen und ich war irgendwie erleichtert, als ich in meinem Bett lag und mir endlich die Decke über mich ziehen konnte. Ich war fertig für heute und wollte mit niemanden mehr sprechen. Es machte mich fertig, es war ein perfekter Plan um einem Menschen das Leben schwer zu machen. Wunderbar. 

"Du kriegst mich nicht. Was auch immer du versuchst, du kriegst mich nicht, dazu bin ich zu schlau und zu schnell. Gib auf. Du wirst mich niemals erwischen!"

Mit einem Schrei auf den Lippen fuhr ich aus meinem Schlaf hoch. War das wirklich ein Traum? Oder war jemand in diesem Zimmer? Wer war das? Ich zitterte, Schweiß stand mir auf der Stirn. Langsam begann ich an mir zu zweifeln. Schwer atmend lief ich auf die Terrasse und atmete die kühle Nachtluft ein. Ich hatte solche Angst. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 18, 2016 ⏰

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Germangie- Er zeigte mir mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt