11) Eine Liste und eine Angst

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German POV:

Eigentlich sollte ich mich auf meine Arbeit konzentrieren, doch meine Gedanken schweiften andauernd ab und drifteten zu Angie. Sie sah vorhin so verwirrt und einsam aus. Es machte den Anschein, als hätte sie vor etwas Angst, aber ich konnte beim besten Willen einfach nicht zuordnen, vor was sie Angst haben könnte. Ihre Amnesie ist verschwunden, sie hat ihre Familie wieder und die Polizei ermittelt. Aber dennoch lies mich das Gefühl nicht los, dass da etwas war, dass sie verborgen hielt, eine Angst, die sie ignorieren wollte und sie innerlich fertigmachte. Wenn ich so intensiv darüber nachdachte, fiel mir ein weiterer Punkt ein, der dazu passen würde. Wenn sie abends alleine im Wohnzimmer auf der Couch saß und Arbeiten ihrer Schüler anschaute, hatte sie ein leises Lächeln auf den Lippen. Sobald sie fertig war und es sich bequem machte, verloren ihre Augen ihren Glanz und sie schaute nachdenklich. "German? German!", eine Hand fuchtelte wild vor meinen Augen herum. Ich zuckte zusammen und folgte mit meinem Blick der Hand zu dem dazugehörigen Kopf. Es war Ramallo. Anscheinend war ich so sehr in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich Ramallo gar nicht gehört hatte. "Lassen Sie mich raten German, vertieft in ihre Gedanken rund um das Thema Angie, hab ich Recht?", sagte er. Ich errötete leicht, ich konnte ihm kaum gestehen, wie Recht er damit hatte, wie ich sie schon das ein oder andere Mal verstohlen von meinem Büro aus beobachtet hatte und wie mich ihre Augen jedes Mal aufs Neue in ihren Bann zogen. "Ramallo, wieso reden wir eigentlich über mein Privatleben? Wir sollten uns auf die Arbeit konzentrieren, oder?", antwortete ich ihm verstohlen, seine Ratschläge konnte ich gerade am wenigsten gebrauchen. "Natürlich German, natürlich, deshalb sind wir ja auch hier", meinte nun Ramallo, schaute mich aber noch einmal stirnrunzelnd mit einem Lächeln auf den Lippen an, bevor er sich in die Unterlagen vertiefte. 

Angie POV:

Der Tee hatte seine Sache dazu beigetragen, jegliche Gedanken um German waren beseitigt und mein Gehirn nur auf das Wesentliche konzentriert. Ich zögerte kurz, fing dann aber doch ziemlich bestimmt an zu schreiben. Die Strategie der Polizei war ziemlich klug, wirkliche Feinde hatte ich keine, abgesehen von Jackie, Esmeralda und Jade. Jade traute ich so etwas eigentlich nicht zu, aber wenn sie sauer war, war sie doch zu allem fähig. Esmerlada hielt ich für ziemlich skrupellos und Jackie, rasend vor Eifersucht konnte einen alleine mit ihren Blicken umbringen. Als ersten Namen schrieb ich Jackie auf, es war zwar das Unwahrscheinlichste, aber ausschlißen wollte ich später. Ihr Motiv war klar: Sie hatte sich in Pablo verliebt, doch Pablo hatte immernoch Gefühle für mich und da er mein bester Freund war, sahen wir uns häufig und gingen auch vertraut miteinander um. Jackie wäre es am liebsten gewesen, ein Alien hätte mich in ein Ufo auf einen Planeten in einer anderen Galxie entführt oder ein schwarzes Loch hätte mich aufgesaugt und das zeigte sie auch das ein oder andere Mal. Auf ein weiteres Blatt, wollte ich die Alibis, sofern welche vorhanden wären, aufschreiben. Ich war mir nicht mehr so ganz sicher, aber in der Woche um den Unfall hatten viele Konferenzen stattgefunden und als Antonios Nichte war sie natürlich bei jeder dabei. Ob an diesem Tage auch eine stattgefunden hatte, wusste ich nicht, aber ich konnte ja Pablo danach fragen. Als nächstes auf meiner Liste stand nun Esmerlada. Ihr Motiv, German. Sie wollte immernoch sein Geld und auch German selbst, konnte sie noch nicht ganz loslassen. Und ich war ihr ein eindeutiges Hinderniss. Wann sie allerdings nach Lyon gefolgen ist, wusste ich nicht, wie ich das herausfinden konnte, ohne dass die Polizei das wusste, blieb mir ein Rätsel. Und als letzte Jade. Ihre Intelligenz hielt sich vielleicht in Grenzen, aber im Pläne-gegen-Angie schmieden, war sie einsame Klasse. Aber ob sie soweit gehen würde und ein Menschenleben riskieren würde? Wobei, Esmerlada anzuheuern, war ja auch ihre Idee gewesen. Ich hatte zwar jetzt alles auf Papier, aber dadurch wurde mir nur eins klarer. Ich stand mit dem Rücken an der Wand. Ich leerte meinen nun fast kalten Tee und packte alles wieder zusammen. Gerade noch rechtzeitig, etwa eine Minute später klopfte es ander Tür. Es war Violetta. "Na Angie, alles mit Papa wieder in Ordung?", fragte sie mich lächelnd. "Ja Vilu, ich habe mich entschuldigt. Ich bin in letzter Zeit einfach etwas durch den Wind", antwortete ich ihr mit einem müden Lächeln. "Ach Angie, das wird schon alles wieder, glaube mir. Gib die Hoffnung niemals auf, alles wird sich klären und dann kannst du endlich mal wieder ganz entspannt sein", sagte sie. "Heute so schlau?", fragte ich sie und fing an zu lachen. Violetta stimmte mit ein und fiel mir um den Hals. Aber sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, die Hoffnung blieb. Ich löste mich vorsichtig von ihr und sagte ehrlich: " Danke Vilu, du hast mich echt gerettet." Violetta wollte gerade etwa antworten, als die Tür aufging und German hineintrat. "Ähm, Angie, zwei Herren von der Polizei sind in meinem Büro, es gibt irgendetwas, was sie mit dir klären wollen", sagte German. Violetta zwinkerte mir zu und schlüpfte an ihrem Vater vorbei aus meinem Zimmer heraus. German zögerte einen Moment, setzte sich jedoch dann neben mich auf das Bett. Er legte mir einen Arm um die Schulter und sagte leise: " Angie, keiner wird dir etwas tun, ich passe auf dich auf!" Mir wurde warm und ich merkte wie meine Wangen sich zartrosa färbten. So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt. German stand auf und sah mich wartend an. Zögernd stand ich auf. Die Gedanken wirbelten nur so in meinem Kopf herum, ich bekam langsam schon Kopfschmerzen und doch wusste ich, es musste sein. Ich machte einen Schritt nach vorne, German lächelte mich sanft an und nahm meine Hand. Er strahlte eine Wärme und Ruhe aus, die mich einhüllte und beruhigte. In Germans Büro gab ich den Polizisten die Hand und sie kamen auch sofort auf den Punkt. "Wir haben uns mit Jade LaFontaine in Verbindung gesetzt. Wir konnten sie schließlich dazu bringen, nach Buenos Aires zu kommen und momentan sitzt sie auf dem Revier. Wären Sie dazu bereit, ihr gegenüber zu treten?" Mir blieb die Luft weg. German drückte meine Hand und bedachte mich mit einem sorgenvollem Blick aus seinen schokoladenbraunen Augen. Meine Gedanken spielten völlig verrückt: Ich sollte mit der Frau reden, die vielleicht dafür verantwortlich war. dass ich eine Amnesie hatte und die es riskiert hatte, dass ich sterben könnte? 

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So, mal wieder ein Kapitel von mir :) Ich hoffe, es hat euch gefallen. ;D

Germangie- Er zeigte mir mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt