Kapitel 16

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Joyce schlug die Augen auf. Die Sonne ging gerade auf und allmählich wurde es heller und wärmer. Sie sah zu Christian und Joel rüber. Beide hatten noch die Augen geschlossen. „Joel, wach auf! Wir müssen los.“, zischte Joyce ihrer Schwester zu. Joel regte sich leicht und begann sich zu Strecken. Anschließend öffnete Sie ihre Augen und sah sich um. „Christian!“, schrie flüsterte Joyce. Christian zuckte erschrocken zusammen und blickte direkt zu ihr hoch. „Wir müssen jetzt los, wenn wir es durchziehen wollen.“, erklärte Sie. Sie löste den Knoten aus ihrem Seil, womit sie sich an den Baum fest gebunden hatte, und kletterte schnell hinunter auf den Boden. Die anderen beiden folgten ihr. Den ganzen letzten Tag hatten die drei ihren ‚Angriff‘ auf die Karrieros geplant. Sie wollten unbemerkt zu der Insel schwimmen und dort ein paar Vorräte von ihnen klauen. Sie hatten sich genau überlegt, wie Sie vor gehen würden. „Das ganze muss schnell gegen.“ „Aber was wenn irgendetwas schief geht?“, Christian sah ängstlich aus. „Das Risiko bleibt natürlich, trotzdem heißt das nicht, dass wir es nicht schaffen können.“ Entschlossen machten Sie sich auf den Weg

Zu dritt liefen Sie durch den Wald, bis Sie am Rand des Kiefernwaldes ankamen. Vor ihnen lag das steinerne Ufer. Das dunkle Wasser schwappte über die größeren Steine hinweg. Bis auf das leise Plätschern des Wassers schien alles ruhig. Auch auf der Insel war nichts zu hören. Christian wollte schon durch die Bäume ans Ufer gehen. „Nicht! Lasst uns noch kurz abwarten.“, zischte Joel und zog Christian zurück hinter einen Baum. Für einen kurzen Moment blieben Sie noch dort wo Sie waren. „Ich glaube es ist sicher.“ Dann liefen Sie schnell ans Ufer. Joel war die erste, die ins Wasser stieg. Sie stand gerade bis zu den Knien im See, als Sie hinter sich ein Rascheln in den Büschen hörte. Sie drehte sich um. „Na so was aber auch. Ziemlich mutig einfach so hierher zu kommen.“ Jace betrachtete die Klinge seines Schwertes. „Oder doch ziemlich leichtsinnig.“, lachte Kayla und zückte ihr eigenes Schwert. Ohne es voraus sehen zu können, ging Sie damit auf Joel los. Diese schnappte sich blitzschnell einen ihrer Pfeile aus dem Köcher. Bevor Sie ihn Kayla in die Halsschlagader rammen konnte, wich sie schnell einen Schritt zurück. Kayla schaffte es noch Sie an der Schulter zu verletzen. Vor Schreck ließ Joel den Pfeil fallen und hielt sich die Schmerzende Schulter. Joyce lief so schnell sie könnte zurück ans Ufer, um zur Hilfe zu eilen. Kayla hob ihr Schwert, um es Joel in den Magen zu stoßen. „Nein!!“, schrie Joyce verzweifelt. Joel kniff die Augen zusammen. Darauf wartend das stechende Gefühl des Schwertes in ihrem Bauch zu fühlen. Es würde ihr Ende sein. Plötzlich vernahm Sie ein klirrendes Geräusch vor sich. Vorsichtig öffnete Sie wieder die Augen. Kayla hatte ihr Schwert fallen lassen. Ihr schmerzerfüllter Blick traf kurz auf Joel. Dann fiel sie auf die harten Steine. In ihrem Rücken steckte eine Axt. Sie befand sich direkt zwischen ihren Schulterblättern. „Nein! Du!“ Wutentbrannt lief Jace auf Christian zu. Er war derjenige gewesen, der die Axt geworfen hatte. Jace war viel größer und muskulöser als Er. Er schubste ihn zu Boden. Christian knallte auf die harten Steine und blieb benommen liegen. Er konnte nicht schnell genug aufstehen, um sich gegen den Karriero zu wehren. Joyce rannte mit ihrer Machete auf die beiden zu. Sie war jedoch nicht schnell genug. Jace stieß Christian das Schwert direkt in die Brust. Sie fühlte selbst ein leichtes Stechen in ihrer Brust. Joyce kochte innerlich und fühlte, wie das Blut in ihrem Kopf pochte. Mit der Machete ging Sie auf Jace los. Ein Kampf entfachte zwischen den beiden. Nun drückte Jace Sie mit dem Schwert zu Boden. Die Klingen ihrer Waffen rieben aneinander. Sein Schwert war nur noch wenige Millimeter von ihrem Gesicht entfernt. Joel sah wie sehr Joyce dagegen ankämpfte. Entschlossen griff Sie nach Kaylas Schwert und eilte ihrer Schwester zur Hilfe. Sie konnte Sie nicht einfach sterben lassen. Das würde Sie nicht zulassen. Ohne zu wissen, was Sie tat, stieß Sie Jace das Schwert in die Seite. Er taumelte leicht nach hinten und zog sich das Schwert sofort wieder heraus. Auf seiner Kleidung bildete sich ein dunkelroter Fleck, der immer größer wurde. Bis fast sein ganzes Shirt mit seinem eigenen Blut getränkt war. Er versuchte sich auf den Beinen zu halten, doch letztendlich fiel er zu Boden und rann verzweifelt nach Luft. Joel warf das Schwert bloß zur Seite und half ihrer Schwester beim Aufstehen. „Joel, du blutest.“, stellte Sie erschöpft fest. „Halb so schlimm.“, gab Joel zurück, musste dabei jedoch die Zähne zusammen beißen. Ihr Shirt war an der Schulter völlig zerrissen und aus ihrer Wunde quoll Blut hervor. „Wir müssen von hier weg.“, hauchte Sie. Joyce nickte. Sie nahmen sich so viel wie sie tragen konnten und schleppten sich zurück zu den Bäumen. Joyce warf noch einen kurten Blick auf Jace. Mittlerweile lag er nur noch da und starrte in den Himmel. Sein Brustkorb hob und senkte sich noch leicht. Doch im nächsten Moment war er komplett still. Die Kanone ertönte. Dann ein zweites Mal. Und anschließend auch ein drittes Mal. Joyce wandte sich wieder Joel zu. Die beiden Schwestern stützten sich gegenseitig und entfernten sich bald ein ganzes Stück vom Ufer.

Erschöpft ließen Sie sich schließlich nieder. Joel hielt sich immer noch die Schulter. Es blutete immer noch fürchterlich. „Shit!“, murmelte Sie. „Zeig mal.“ Joel nahm die Hand von der Wunde, damit Joyce Sie sehen konnte. Ein tiefer Schnitt prangte auf ihrer Schulter. Joyce verzog das Gesicht. „Das sollte genäht werden.“, sagte Sie besorgt. „Toll, siehst du hier irgendwo eine Nadel mit Faden?“, fragte Joel sarkastisch. „Nein, aber zumindest sollten wir mit irgendwas versuchen die Blutung zu stillen.“ Trotz dem genervten Unterton in Joels Stimme, blieb ihre Schwester ruhig. Joyce kroch über den Boden zu Kaylas Rucksack, den Sie bei ihrer Flucht vom Ufer mitgenommen hatten. Sie hoffte, irgendetwas darin zu finden, was ihnen helfen könnte. Joel kniff nun wieder die Augen zusammen und versuchte sich ein paar Schmerzenstränen wegzublinzeln. „Was hast du vor?“, fragte Sie. Joyce krankte derweil in dem Rucksack. „Hier muss doch was Brauchbares drinnen sein…“, murmelte Sie und steckte ihre Hand weiter ins Innere des Rucksacks. Schließlich bekam Sie etwas weiches zu greifen. Erleichtert atmete Sie auf und holte eine Rolle Verband hervor. Sie ließ den Rucksack offen liegen und krabbelte zurück zu ihrer Verletzten Schwester. Bevor Sie den Verband abwickelte nahm Sie ihre Wasserflasche und ließ das klare Wasser über den Schnitt laufen. Joel biss erneut ihre Zähne zusammen und verkrampfte sich schlagartig. Unter den Schmerzen versuchte Sie einen Schrei zu unterdrücken. „Das müsste reichen.“, sagte Joyce und legte die Flasche wieder zur Seite. Nun wickelte Sie eine dicke Lage Verband um Joels Schulter. So dass es wenigstens die Wunde vor weiterem Dreck schützen konnte. „Hier, nimm die zum Befestigen.“ Joel hielt Joyce eine Haarnadel hin. Diese nahm Sie entgegen. „Woher hast du die?“ „Ich hatte Sie in meinen Haaren versteckt. Niemand hat Sie dort bemerkt.“ Joyce klemmte die kleine Haarklammer an die unter Seite des Verbandes. „Das müsste jetzt hoffentlich halten.“, sagte Sie und setzte sich anschließend neben Joel. „Tut es noch sehr weh?“ Joel lächelte erschöpft. „Geht schon wieder“, sagte Sie. Die beiden lächelten, doch innerlich wussten beide, dass das nicht das schlimmste gewesen war. Was würden die Spielemacher sich noch für Sachen ausdenken, um die Tribute herauszufordern?






Fear of Death | Hunger Games ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt