Ein paar Wochen später…
Lulu saß am Tisch im Hochgeschwindigkeitszug und löffelte ihr Müsli. In nur wenigen Wochen würde Sie es endlich geschafft haben. Nun war Sie in Distrikt 4. In ein paar Stunden musste Sie auf die Bühne und ihre Rede vortragen. In den letzten Distrikten war es bis jetzt gut gegangen. Obwohl Sie Joel und ein paar andere gekannt hatte, hatte Sie ihre Rede mit ein paar persönlichen Worten gut vortragen können. Doch jetzt wusste Sie genau was auf Sie zukam. Jordan und Amina waren aus Distrikt 4 gekommen und die beiden waren ihre engsten Verbündeten gewesen.
Pamela kam und setzte sich zu ihr. „Hier ist deine Rede. Es ist fast die selbe, wie in den vorherigen Distrikten. Ich habe Sie nur an einzelnen Stellen etwas umformuliert und du kannst noch etwas persönliches dazu schreiben, wenn du möchtest.“, erklärte Sie. Verschlafen nickte Lulu. Sie schlief seit der Arena immer schlecht. Jede Nacht wurde Sie mit Albträumen gequält. Wann würde das aufhören? Konnte Sie je wieder gut schlafen können? Jedes Mal träumte Sie von der Arena und jedes mal wachte Sie danach schweiß gebadet auf. Bis jetzt hatte niemand davon erfahren, aber Lulu wollte sich so gerne jemandem anvertrauen. Aber wer konnte Sie verstehen? Bis auf Sie hatten nur die anderen Sieger der Hungerspiele so etwas durchleben können und woher wusste sie überhaupt, dass das stimmte?
Später stand Sie dann hinter der großen Tür im Justizgebäude. Anschließend wurde die Tür geöffnet und Sie trat nach vorne ans Mikro. Stille. Niemand sagte etwas. Alle Blicke waren auf Sie gerichtet. Lulu atmete einmal tief durch. Sie sah runter auf ihre Karten und fing an zu sprechen: „Ich-" Dabei sah Sie in die Gesichter von Jordan und Amina, die auf großen Bildschirmen vor ihr abgebildet waren. Einen Moment schaute Sie nur Amina an und ihr Entschluss stand fest. Entschlossen ließ Sie die Karten sinken und steckte Sie in ihre Hosentasche. Dann begann Sie von neuem: „Ich habe mich in der Arena mit Amina und Jordan verbündet. Amina war in dieser kurzen Zeit eine gute Freundin für mich. Schon vor der Arena hatten wir uns gut verstanden. Als Sie dann so vor mir in dieser Hütte lag…da habe ich gespürt, wie sehr Sie mir ans Herz gewachsen war.“ Vor Aminas Bild standen zwei junge Frauen. Beide hatten Mühe die Tränen zurück zu halten. Von der Trauer berührt sah Lulu ihnen in die traurigen Gesichter. „Es tut mir leid.“, sagte Sie etwas leiser ins Mikrofon. Die beiden nickten nur leicht erkennbar. Zum Schluss drehte Lulu sich zu Jordans Bild. „Auch mit Jordan war ich verbündet. Er war wie ein großer Bruder für mich gewesen. Trotzdem stand ich ihm am Ende gegenüber. Aber ich bin froh ihn nicht selber getötet zu haben…Das hätte ich mir nie verziehen, auch wenn er mich davor hintergangen hatte. Jordan war ein guter Mensch gewesen. Er hätte viel erreichen können.“ Weiter kam Lulu nicht. Ihr Hals war wie geschwollen und es hinderte sie daran weiter zu sprechen. Sie nickte nur einmal den Bewohnern zu und verließ die Bühne wieder. Sie schaffte es nicht noch etwas zu sagen.
„Was war los?“, fragte Pamela hinterher. „Ich konnte nicht weiter über die beiden reden. Es fiel mir viel zu schwer. Es ging einfach nicht.“, erklärte Lulu ihr. „Schon gut. Ich kann dich ein Stück weit verstehen.“ In diesem Moment kam ein Friedenswächter zu den beiden. Er reichte Lulu einen Zettel. Fragend nahm Sie das Stück Papier entgegen. „Der wurde für Sie abgegeben.“, informierte der Friedenswächter Sie. Anschließend machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder. Lulu betrachtete den Zettel. Darauf war in Schreibschrift etwas geschrieben. Sie las es sich durch:
Liebe Lulu!
Du kennst uns noch nicht, aber du kanntest unsere Schwester. Deine Worte haben uns zu tiefst berührt. Du scheinst uns ein gutes Mädchen zu sein. Daher würde wir uns freuen, wenn du uns in den nächsten Stunden, in denen du noch hier bist, besuchen würdest. Wir leben in einem kleinen Haus, nicht weit vom Strand.
Liebe Grüße!
Audrey & Ann Gayheart
Audrey und Ann Gayheart…? Lulu konnte sich denken, wer die beiden waren. Amina hatte ihr mal erzählt, dass Sie zwei ältere Schwestern hatte. Wahrscheinlich waren Sie es, die sich mit ihr treffen wollten. Lulu beschloss direkt zum Strand zu gehen und danach nach dem Haus zu suchen. „Ich werde noch etwas an den Strand gehen.“, sagte Lulu Pamela Bescheid. „Okay, wir sind eh noch bis morgen früh hier.“, antwortete Diese.
Die Siegerin machte sich also auf den Weg zum Strand. Als Sie durch den Distrikt lief, wurde Sie von vielen Leuten neugierig beobachtet. Es war wohl nicht gewöhnlich, dass die Sieger einfach so hier durch spazierten. Vor manchen Häusern loderte ein kleines Feuer. Darüber hingen an einer Stange verschiedene Fische. Die Bewohner ernährten sich anscheinend von ihrem eigenen Fang aus dem Meer. Der Distrikt war schließlich für den Fischfang bekannt.
Eine leichte Windbrise Strich über Lulus Gesicht, als Sie hinaus aufs Meer sah. Die Wellen klatschten auf den nassen Sand und bewegten sich weiter in Richtung Dünen. Sie zog sich ihre Schuhe und Socken aus und trat ans Wasser. Der Sand sackte leicht unter ihrem Gewicht ein und das kühle Wasser berührte ihre Zehen. Sie vergrub ihre Füße etwas in dem Sand und atmete die salzige Meeresluft ein. So bemerkte Sie gar nicht, wie sich jemand neben Sie stellte. „Lange nicht mehr gesehen.“ Sie schaute auf. „Finnick!“, rief Sie erfreut. Sie umarmten sich. „Wie geht es dir?“, fragte Sie. „Gut, und dir? Wie ist das Leben als Siegerin?“ Lulu überlegte kurz, was Sie jetzt antworten sollte. Finnick beobachtete Sie. „Lulu?“ Sie schreckte auf. „Was? Ach so, ja, ich weiß nicht so genau.“, murmelte Sie. Finnick konnte Sie verstehen. „Erzähl mir was los ist. Ich weiß wie das ist.“, sagte er und legte einen Arm um Sie. Lulu schaute hinaus aufs Meer. „Ich fühle mich so schlecht. Auf der einen Seite bin ich über glücklich, mit meinem Vater in einem schönen, gemütlichen Haus zu wohnen, aber auf der anderen Seite kann ich nicht mehr aufhören an die Arena zu denken. Ich habe Menschen getötet, Finnick! Wie soll ich mir das je wieder verzeihen?“ Finnick drückte Sie näher an sich. „Du musst dir Zeit geben. Nach einiger Zeit wird das weniger, glaub mir. Du bist nicht die einzige, die das durchmachen musste.“, ermunterte Er Lulu. Sie lächelte ihn dankend an. „Das hoffe ich. Aber…“ Sie dachte kurz nach. „Was ist mit den Albträumen?“, fragte Sie schließlich. „Auch die werden weniger. Was genau träumst du denn?“, fragte Er Sie weiter. Lulu sah auf ihre sandigen Füße. „Wenn du es mir nicht sagen möchtest, ist das okay.“, fügte Finnick noch hinzu. Dann sah Lulu auf ihre Uhr. „Ich sollte jetzt los. Ich wurde von Aminas Schwestern eingeladen, zu ihnen nach Hause zu kommen.“, erklärte Sie und wollte schon zurück zu den Dünen gehen. „Warte, Lulu!“ Sie drehte sich wieder zu ihm. „Ich komme mit.“ Fragend sah Sie Finnick an. „Wieso das denn?“ „Ich habe Amina vor der Arena etwas versprochen.“, antwortete Er. Also liefen Sie zu zweit über die Dünen zu einem Haus. Davor stand eine Frau. Sie trug gerade einen kleinen Topf zur Tür. Er war mit Wasser gefüllt und es qualmte vor Hitze leicht. „Hallo!“, rief Lulu. Die Frau drehte sich in ihre Richtung. Sie stellte das heiße Wasser auf dem Boden ab und kam auf Sie und Finnick zu. „Hallo. Ich bin Ann, Aminas älteste Schwester. Audrey ist drinnen. Kommt!“, sagte Sie und begleitete die beiden ins Innere des Hauses. Lulu sah sich um. Die Hütte sah so ähnlich aus, wie auch ihr früheres Zuhause. In der Mitte des kleinen Raumes stand ein Holztisch und in der Ecke war eine Art Küchenzeile notdürftig aufgebaut. Audrey kam gerade aus einem Nebenraum. „Lulu, es freut mich, dass du unsere Einladung angenommen hast. Es tut uns so leid, was du alles durchmachen musstest.“, begrüßte Sie Sie. Ann lief zu der ‚Küchenzeile' und stellte den Topf darauf ab. Verwundert sah Audrey Finnick an. „Finnick Odair? Ich hätte nicht gedacht, dass du uns irgendwann mal besuchen kommen würdest.“ Finnick lächelte charmant. „Ich soll euch etwas von eurer Schwester sagen. Sie bat mich darum, bevor Sie in die Arena kam.“ Nun schaute auch Ann zu ihm. „Ich soll euch sagen, dass Sie euch geliebt hat.“ Audreys Augen füllten sich mit Tränen. „Das…ist wirklich sehr nett von dir, hier her zu kommen wegen diesem Versprechen.“ „Das ist doch selbstverständlich. Ich habe es ihr damals versprochen und in solch Fällen halte ich meine Versprechen." Finnick lächelte. „Möchtet ihr vielleicht einen Tee?“, fragte Ann und legte ein Sieb mit getrockneten Kräutern auf das heiße Wasser. „Ja, sehr gerne.“, antwortete Lulu. Sie setzten sich an den Tisch. „Das was du bei deiner Rede über Amina gesagt hast, war wirklich schön.“, sagte Ann nach ein paar Minuten. „Es ist die Wahrheit. Ich habe Sie sehr als Freundin und Verbündete gemocht.“ „Wenn Amina dich jetzt sehen würde, wäre Sie stolz auf dich, dass du die Siegerin geworden bist.“, sagte Audrey überzeugt. Ann reichte den anderen dreien jeweils einen kleinen Becher mit Tee. „Danke, was ist das für ein Tee?“, wollte Lulu wissen. Ann füllte einen weiteren Becher für sich auf. „Zitronentee. Die Kräuter habe ich von einem Busch Zitronenmelisse selber gepflückt und trocknen lassen.“, erklärte Sie. Daraufhin nippte die Siegerin vorsichtig an ihrem Becher Tee. Er schmeckte außergewöhnlich intensiv, was Sie jedoch sehr lecker fand. „Schmeckt wirklich gut.“, lobte Sie die älteste der Schwestern. „Das freut mich.“, lächelte Ann. Sie saßen noch eine ganze Stunde zusammen und unterhielten sich. Bis Lulu und Finnick sich dann verabschiedeten und zurück gingen.
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Fear of Death | Hunger Games ff
FanfictionHättest du schon mal Angst davor zu sterben? Alles zu verlieren? Keine Hoffnung mehr zu haben? Ladies und Gentlemen, willkommen zu den 71. Hungerspielen und möge das Glück stets mit euch sein! Doch wer wird die Spiele dieses Mal gewinnen? Das typisc...