Kapitel 17

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Lulu saß vor dem kleinen Feuer und drehte den Vogel, den Sie auf einen Stock gesteckt hatte, langsam über den Flammen hin und her. Sie wartete auf Jordan. Er hatte von ihrem jetzigen Lagerplatz aus einen weiteren Vogel vom Himmel geholt. Obwohl Er mit Pfeil und Bogen nicht so gut umgehen konnte, wie Lulu, hatte er ihn beim ersten Mal vom Himmel schießen können. Er war schnell los gelaufen, um ihn zu holen. Lulu hatte kein gutes Gefühl dabei. Er war schon den ganzen Vormittag so still gewesen. Irgendetwas beschäftigte ihn und Sie hatte bereits bemerkt, dass er ihr irgendetwas verschwieg. Sie wusste nur noch nicht genau was. Schließlich sah Sie über ihre Schulter nach hinten, als Sie ein Knacken im Unterholz hörte. „Ich bin’s nur.“, sagte Jordan. Er legte den Vogel ans Feuer und setzte sich. Prüfend sah Lulu ihn an. „Was verschweigst du mir?“, fragte Sie und traf damit direkt ins Schwarze. Jordan sah Sie für einen viel zu langen Moment an. „Gar nichts.“, antwortete er schroff. Er klang dabei so glaubhaft, dass Lulu kurz davor war ihm diese Antwort abzukaufen. Aber vielleicht war er auch einfach ein guter Lügner…?

„Lass uns zu Ende essen und danach unsere Flaschen am See auffüllen.“, schlug Er vor. Lulu nickte nur stumm und rupfte ihren fertig gegarten Vogel auseinander. Angewidert versuchte Sie alle Federn zu entfernen. „So wählerisch heute?“ Jordan beobachtete Sie belustigt. „Ach, ich hab einfach keinen richtigen Appetit auf diesen Vogel.“ Lustlos fing Sie an ein Stück zu kauen. Sie wusste, dass Sie etwas essen musste, um zu überleben. Sie zwang sich dazu den Bissen hinunter zu schlucken und aß weiter. „Glaubst du wir treffen auf die Karrieros, wenn wir am See sind?“ „Nein. Gestern Abend sind Jace und Kaylas Gesichter am Himmel erschienen. Es sind nur noch Tulip und Raffael über. Mit ihnen und den beiden anderen Mädchen sind wir nur noch zu sechst. Wie groß ist da die Wahrscheinlichkeit, einem von ihnen am See zu begegnen?“ Lulu hoffte, dass Tulip und Raffael ihnen nicht einen Strich durch die Rechnung machten. Schließlich war die kleine Insel mit dem Füllhorn nicht weit vom Ufer entfernt. Eine bedrückende Stille legte sich über die beiden. „Wir sollten weiter.“ Jordan stand auf und trat die restliche Glut, die nur noch leicht glühte, mit dem Fuß aus. Lulu schnappte sich ihre Sachen. Eigentlich war Sie meistens nicht so jemand, der sofort das tat, was von ihr verlangt wurde, doch bei Jordan war das anders. Er war ihr einziger Verbündeter, seitdem Amina von den Käfern getötet wurde. Auch wenn Er sich seltsam benahm. Es hatte angefangen, nachdem letzte Nacht die Gesichter der Gefallenen Tribute am Himmel erschienen waren. Was war bloß los mit ihm? Er verheimlichte etwas. Irgendetwas beschäftigte ihn und er wollte Lulu nichts davon erzählen. Aber war es wirklich so schlimm?
Auf halben Weg stoppte Er vor Lulu und Sie lief geradewegs in ihn rein. „Warum bleibst du einfach stehen?!“, beschwerte Sie sich. Er drehte sich zu ihr um. Sein Gesichtsausdruck war zu einer ernsten Miene verzogen und Er sah Ihr direkt in die Augen. Lulu war verwirrt. „Los, raus mit der Sprache, was ist los?“, forderte Sie ungeduldig, doch in ihrer Stimme lag auch ein Anfall von Wut. Sie hasste es, wenn man ihr etwas verschwieg. „Das geht so nicht weiter.“ „Was geht so nicht weiter?“ Jordan sah von Lulu weg auf einen Baum. Er selber wollte es nicht wahr haben, aber es ging nicht anders. „Wir können nicht mehr zusammen weitergehen.“ Ungläubig starrte Lulu ihn an. „Willst du mich jetzt ernsthaft alleine lassen, oder wie soll ich das verstehen?“ „Hör zu Lulu: Es sind nicht mehr viele von uns über. Ich will nicht, dass wir uns später als letzte gegenüber stehen. Ich könnte dich nicht töten! Es ist das beste, wenn jeder von uns ab jetzt seinen eigenen Weg geht.“ Lulus Gedanken schwirrten wild in ihrem Kopf umher. Klar, Jordan wollte Sie nicht töten, aber glaubte er denn wirklich, dass Sie ohne ihn besser dran war? Ganz sicher nicht! „Es muss doch einen anderen Ausweg als diesen geben!“, rief Sie verzweifelt. Jordan schüttelte nur den Kopf. „Den gibt es aber nicht. Wie schon gesagt ich will nicht dein Mörder sein.“ Lulu sah zu Boden. Er ging zu ihr und umarmte Sie zum Abschied fest. „Pass auf dich auf!“, sagte er noch und ging alleine weiter in Richtung See. Das war's? Mehr hatte er nicht zu sagen? Lulu sah sich um. Nun war Sie auf sich alleine gestellt. Sie verstand Jordan zum Teil, aber dann auch wieder nicht. Er wollte nur das Beste für Sie, wenn man das so überhaupt bezeichnen konnte.

Sie entschloss nicht weiter zum See zu gehen, wenn Er das ebenfalls tat. Deshalb lief Sie ziellos durch den Kiefernwald. Irgendwann verlangsamte sie ihr Tempo und sah sich um. In diesem Teil des Waldes war Sie bis jetzt noch nie gewesen. Sie lauschte. Es schien jedoch keiner der restlichen Tribute in der Nähe zu sein. Doch plötzlich knackte es hinter ein paar Büschen. Sie spannte ihren Bogen, bereit sich zu verteidigen. Es blieb weiterhin alles still. Vorsichtig trat Lulu näher an die Büsche heran. Den Bogen noch immer gespannt. Schritt für Schritt näherte sie sich der Stelle, von wo das Knacken gekommen war. Sie lugte hinter dem Baum hervor. „Lulu?“ Joel stand vor ihr. Um ihre Schulter war ein weißer Verband gewickelt, der teilweise schon leicht dreckig aussah. Neben ihr stand Joyce. Sie hielt ihre Machete mit den Händen fest umklammert. „Joyce, wir können ihr vertrauen, Sie wird uns nichts tun.“, sagte Joel überzeugt, doch Joyce sah Lulu immer noch feindselig an. Die beiden hatten sich schon in der Trainingshalle nicht ausstehen können und nun standen Sie sich Auge in Auge gegenüber. Würde das gut gehen?

Fear of Death | Hunger Games ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt