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Die nächsten Tage nach meine Geburtstag trainierte ich hart und lernte fleißig. Thor und die anderen waren immer noch hier. Mich wunderte es, dass sie das überhaupt durften. Aber auch Doctor Strange genoss ihre Gesellschaft. Wong sowieso. Sie blieben abends lange wach und unterhielten sich. Stephen schickte mich immer weg. Als dürfte ich die Gespräche nicht mithören.
Meistens war es mir aber auch egal. Ich war müde und wollte schlafen. Aber eines abends, hatte ich vergessen, mir Wasser mitzunehmen. Als ich wieder in die Küche zurück ging, hörte ich Thor mit Stephen reden. Es waren nur sie zwei.
"Du musst es ihr sagen, Strange."
Ich lugte um die Ecke und sah Stephen den Kopf schütteln. "Das kann ich nicht. Noch nicht. Sie muss noch viel mehr lernen."
"Sie ist jetzt schon ziemlich weit gekommen. Das sieht man sofort. Sie ist mittlerweile erwachsen. Laura kann das schaffen."
Wieder schüttelte Strange den Kopf. "Das geht nicht. Ich habe es gesehen und es gibt nur zwei Möglichkeiten wie das ausgehen könnte." Thor ging zu ihm und legte seine große Hand auf die Schulter. "Du hast sie zu sehr ins Herz geschlossen, mein Freund."
"Sie ist wie eine Tochter für mich."

Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich wusste nicht wovon sie sprachen, aber es zerriss mir das Herz Stephen so zu sehen. Ich wollte nicht mehr hören, stattdessen sollte ich Stephen morgen danach einfach fragen. Deshalb schlich ich leise in mein Zimmer zurück. Aber in dieser Nacht, schloss ich kein Auge.


Am nächsten Morgen schlurfte ich zum Frühstück. Wong saß auch dort und trank Kaffee. Als er mich und meine tiefen Augenringe sah, erschrak er. "Was ist denn mit dir passiert?"
Nun sah auch Stephen von der Zeitung auf und runzelte die Stirn. "Ich habe nicht geschlafen", war meine schlaffe Antwort. Stephen sah mich lange an.
~Was schaut der denn so?~
Ich verdrehte die Augen wegen Lucy und setzte mich. "Was machen wir heute?"
"Ich denke, wir zwei sollten reden", sagte Stephen. Hatte er mich gestern gesehen oder gehört?
Langsam nickte ich und schmierte mir ein Butterbrot.

Nach dem Frühstück gingen wir in die Bibliothek. Leise gingen wir durch die Reihen und Strange gab mir ab und zu ein weiteres Buch, das ich lesen und studieren sollte. Dann geleitete er mich zu einem der Tische. Wir setzten uns gegenüber. Als ich eines der Bücher öffnen wollte, schloss er es wieder. "Warte, wie gesagt, wir müssen reden."
Es war kurz still, bevor er fragte: "Was hast du gestern gehört?"
Nervös wippte ich mit dem Fuß. "Ich weiß nicht, wovon du redest."
Er seufzte und sagte: "Ich weiß, dass du gestern gelauscht hast, Laura. Deine Tür quietscht doch immer so laut." Wieder eine Pause.
"Also, was hast du gehört? Oder was willst du fragen?"
"Du musst mir irgendetwas sagen, aber anscheinend bin ich noch nicht so weit. Eigentlich nur deiner Meinung nach. Thor hat gestern gesagt, dass du es mir sagen solltest. Also, was ist es?"
Es wurde still um uns.
"Du bist noch nicht bereit dafür."
"Wer sagt das?!" Ich wurde wütend.
"Ich sage das! Und du bist jetzt still und liest!"
Meine Kinnlade fiel runter. Stephen hatte mich noch nie angeschrien. Sein wütender Blick wandelte sich in Schuld um.
"Es tut mir Leid, Laura. Ich wollte dich nicht anschreien."
Meine Augen brannten. Eine Träne nach der anderen liefen meine Wange hinab. Mit stockender Stimme, sagte ich: "Ich muss es wissen. Was stimmt nicht mit mir?"
Vielleicht würde er es mir jetzt verraten.
"Ich möchte dich noch ein bisschen trainieren. Wir sind so nah dran. Bald bist du soweit und kannst es verstehen. Aber dafür brauchst du mehr Disziplin."
Missverständlich schüttelte ich den Kopf. "Seit zwei Jahren trainiere ich jeden Tag. Kraftübungen, kämpfen und lerne alles Mögliche über das Universum. Aber an dem Tag, an dem ich New York verlassen hatte, habe ich einen Menschen getötet. Unbewusst, habe ich jemanden das Leben genommen. Mir ist klar, dass es etwas mit Lucy zu tun haben muss. Und, dass du genau weißt, wie ich es kontrollieren kann. Aber du zögerst alles hinaus und ich frage mich einfach wieso."

Eine Weile saßen wir uns einfach gegenüber und starrten auf die geschlossenen Bücher.
"Du hast recht. Thor hat auch recht. Es ist Zeit, dass du erfährst, was passiert ist."

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