Caught in your web

6

Verwirrt saß ich draußen auf einer kleinen Mauer und dachte nach. Wo war er nur? Wo war George?
Er musste umgezogen sein. Aber wohin?
Tränen flossen meine Wangen hinab. Dann kam mir eine Idee.
Vielleicht wohnte Peter immer noch am gleichen Ort... ich müsste nur in einen Bus einsteigen.
~ Und wenn er dich nicht sehen will? ~
"Sei ruhig!", brüllte ich, was mir einige Blicke eintrudelten. Schnell machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Das war alles so aufregend, mein Herz pochte wie verrückt. Es dauerte nicht lange und der Bus kam. Ich stieg ein und wir fuhren los.

Nun stand ich vor der Haustür von Spiderman und wusste nicht weiter. Während der Fahrt, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, was ich sagen sollte.
~Sag doch einfach "Überraschung, ich bin nicht tot"~
Ich verdrehte die Augen. "Jetzt oder nie..."
Langsam klopfte ich an die Tür. Eine gefühlte Ewigkeit später, machte May die Tür auf. Es dauerte eine Weile, aber dann schien sie mich zu erkennen. "Dich habe ich ewig nicht mehr gesehen. Was willst du hier?"
Ich räusperte mich und antwortete: "Ich möchte Peter sehen."
"Du hast ihn einfach verlassen und das Herz gebrochen."
Die Stirn kräuselnd und auf der Unterlippe herumbeißend, sagte ich: "Das ist komplizierter als Sie glauben. Es ist wirklich wichtig, dass ich ihn sehe."
May schüttelte den Kopf. "Nein. Geh einfach wieder dorthin zurück, wo du hergekommen bist."
Sie schloss die Tür und ließ mich stehen.
Mir kamen die Tränen.
~Das heißt dann wohl, ab in die Schule~
"Keine blöde Idee."

Schon wieder war ich im Bus. Dieses Mal auf dem Weg zu meiner alten Schule. Aufgeregt und nervös zupfte ich an meinen Nägeln herum.
Als ich die Haltestelle erkannte, sprang ich aus dem Bus und ging in Richtung Schuleingang. Doch bevor ich ihn erreichen konnte, wurde ich hinter eine Mauer gezogen.
„Was machst du denn hier?"
Meine Augen wurden groß. Doch dann setzte ich mein ernsthaftes Gesicht wieder auf. „Das könnte ich dich auch fragen. Hattest du nicht schon deinen Abschluss?"
„Ich bin sitzen geblieben..."
Mit einer Augenbraue hochgezogen, betrachtete ich den einst so stattlichen Jacob. Er war dicker geworden und seine blonden Haare waren fettig. Was war nur aus ihm geworden?
„Lass mich los, ich muss gehen."
Sein Griff wurde fester. „Du solltest nicht hier sein!"
Ich wurde wütend. Lucy sagte mir, dass ich ihn einfach wegschleudern könnte, mit meinen Kräften. Aber bevor ich mich der Versuchung hingab, beruhigte ich mich. Mit einem Trick den mir Stephen beigebracht hatte, befreite ich mich von seinem Griff und lief Richtung Eingang.
Wo könnte Peter nur sein?
Wie wild sah ich mich um, konnte ihn aber in keinem Raum finden. Selbst in den Klassen nicht, in denen man mich verwirrt anstarrte. Ich lief auf den Pausenhof. Und dort stand er, Ned neben sich. Dieser hatte abgenommen und stand mit breiten Schultern da. Ein Mädchen mit braunem Haar in seinem Arm. Sie unterhielten sich zu dritt. Lächelnd und erleichtert wollte ich zu ihnen gehen, als plötzlich ein anderes Mädchen zu Peter ging und ihn küsste. Es war MJ.
Ich holte tief Luft. Die Tränen zurückhaltend ging ich wieder aus der Schule. Ich zitterte überall. Mein Herz brach in tausend Stücke.
Mein Atem wurde immer schneller. Voller Trauer und Wut, stieß ich mich vom Boden ab. Ohne wirklich zu merken, was ich tat, flog ich auf ein Dach eines Gebäudes. Dass ich fliegen konnte, war mir schon klar seit ich eines Nachts aufwachte und in meinem Zimmer herumschwebte. Aber draußen hatte ich es noch nie versucht.

Ich wusste nicht wie lange ich auf dem Dach
stand und in den Himmel starrte, aber es war mir auch egal. Der Sonnenuntergang war viel besser anzusehen, als meinen Gefühlen Beachtung zu schenken.
„Laura?"
Mein Herz klopfte lauter als ich die Stimme erkannte. Tränen flossen meine Wangen hinab, als ich mich umdrehte.