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Zuerst bewegten sich unsere Münder langsam und zögerlich. Aber dann wurden wir immer schneller, seine Zunge drang in meinen Mund, mein Atem wurde schneller. Ich spürte die Wärme in meiner Körpermitte aufsteigen. Meine Gedanken kreisten um das letzte Mal als wir uns gesehen hatten und ich wollte es wieder. Ich wollte wieder Sex, mit ihm und nur ihm.
Plötzlich schupfte er mich von sich. "Nein, das geht nicht." Er raufte sein wuschiges Haar. "Ich... ich muss gehen."
Er setzte sich die Maske wieder auf und verschwand in der Dunkelheit. Mit großen Augen sah ich ihm nach. "Ist das jetzt sein scheiß ernst?", fragte ich mich selbst.
Immer noch total perplex stand ich auf und sah auf meine nackten Füße. "Oh Fuck!" Ich hatte meine Schuhe natürlich nicht hier. Um sie anzuziehen hätte ich Zeit gebraucht und an sie denken sollen. Habe ich das getan?
~Nein, hast du nicht~
"Ach, sei einfach still", schimpfte ich mit Lucy. Jetzt kann ich wieder die ganze Stadt mit nackten Füßen durchlaufen. Oder auch nicht?
Ich konnte ja fliegen, anscheinend. Aber wie hatte ich das gemacht?
Waren das nur meine Gefühle gewesen oder konnte ich das wirklich?
Ich schloss die Augen und ging in die Knie. Mit Schwung hüpfte ich von Boden. Ich erwartete schon das Landen, aber tatsächlich, ich hatte es geschafft. Grinsend und weinend zugleich flog ich über die Stadt.
Mit sandigen Füßen landete ich auf dem Balkon meines Bruder. Ich ging hinein und erst dann fing ich richtig an zu schluchzen und die Tränen flossen ununterbrochen. George drehte sich zu mir um, öffnete die Augen und sagte: "Peter kann echt ein Arschloch sein." Mit müden Blick stand er auf und umarmte mich.
"Komm, gehen wir den Sand abwaschen."
Wir schlichen uns in das Badezimmer, das doppelt so groß war, wie das vorherige und ich blickte in den Spiegel.
~Noch schlimmer kann man nicht aussehen, meine Liebe~
Mit bösen Blick sah ich mich selbst im Spiegel an. "Willst du duschen gehen?", fragte George. "Ja, bitte."
"Okay... hast du zufällig Unterhosen mit?" Er wurde rot und ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. So kannte ich meine Bruder. "Sie sind in meiner Tasche."
Er wollte schon gehen und eine holen, da hielt ich ihn zurück. "Ich kann fliegen, dann sollte das kein Problem sein."
Mit geschlossenen Augen stellte ich mir die Tasche vor und wie ich sie öffnete. Dabei machte ich Handbewegungen, die das irgendwie darstellen sollten. Nach kurzer Zeit flog eine frische Unterhose in den Raum. George machte große Augen. "Beeindruckend, Schwesterherz."
Ich grinste und er ging wieder hinaus.

Unter dem warmen Wasser ließ ich meiner Traurigkeit nochmal freien Lauf. Als ich aus der Dusche ausstieg, fühlte ich mich wieder besser.
Aber, was sollte ich jetzt tun? Sollte ich ihn anrufen oder sowas?
Ich schüttelte den Kopf. Nein!
Wenn dann soll er sich bei mir melden. Er hat mich geküsst und nicht ich ihn!
Mit diesem Gedanken ging ich in das Schlafzimmer meines Bruders zurück. Er saß auf dem Bett und sah mich an. „Was hast du Lust morgen zu machen?", fragte er. 
"Keine Ahnung... so lange habe ich vieles nicht mehr gemacht. Wie wärs mit Kino?" 
Er nickte. "Kann ich Jonas mitnehmen?" Lächelnd antwortete ich: "Na klar. Bin schon gespannt auf ihn." 
George grinste. Doch dann wurde er ernst. "Was war das heute mit Peter?" 
~Er weiß einfach alles~
"Ähm... ich weiß es nicht. Er war plötzlich einfach hier und hat mich zum Strand gebracht. Dann haben wir uns geküsst." 
"Obwohl er mit MJ zusammen ist?" 
Ich nickte. "Ach Laura... das ist wirklich übel." 
Meine Augen brannten wieder. "Was soll ich bloß tun?", fragte ich mit zitternder Stimme. "Am besten lässt du ihn in Ruhe, bis er zu dir kommt. Und wenn das nicht passiert, dann hat er sich für MJ entschieden." 
Es war kurz ruhig. "Und vielleicht solltest du dich bei ihr auch melden."  

"Dazu wird es gar nicht erst kommen", sagte eine tiefe Stimme. Unsere Köpfe schnellten zur Balkontür. 
~Verdammte scheiße~
"Oh, hallo, Doktor Strange", sagte George lächelnd. Mit offenen Mund sah ich ihn an. "Du hast gewusst, dass er kommt, oder?" 
George ignorierte mich. Stephen kam mit wütenden Blick herein. "Laura! Du bist einfach abgehauen. Wie kannst du dir sowas nur erlauben? Ich dachte du wärst viel reifer und erwachsener, aber das ist wohl nicht der Fall. Wir gehen jetzt nach Hause!" 
Vor Wut zitterte meine Stimme als ich sagte: "Nein! Ich bin alt genug um zu wissen was ich mache. Ich kann mit meiner Kraft umgehen..." 
"Du bist viel zu gefährlich, Laura." 
Meine Zähne knirschten. Plötzlich schwebte ich über dem Bett und direkt auf ihn zu. Seine Augen wurden groß. Ich legte meine Hand auf seine Schulte und flüsterte: "Geh jetzt." 
Er nahm meine Hand. "Laura, das ist wirklich keine gute Idee. Du bist zu impulsiv." 
"Gib mir wenigstens eine Woche. Ich möchte mich noch einmal wie ein Teenager fühlen." 
Strange schnaubte und schloss die Augen. "Na gut, eine Woche. Aber du bist für alles verantwortlich, denn du wärst eigentlich alt genug." 
Ich war überrascht, dass er es wirklich zuließ. 

Nachdem Strange wieder gegangen war, sah mich George an und sagte: "Du hattest gerade so viele verschiedene Gefühle, dass nicht mal ich dich verstanden habe. Und dass Strange das zulässt, ist auch komisch. Also bitte, pass auf dich auf. Und jetzt geh schlafen!" 

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