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Es dauerte nicht lange und wir landeten in der Nähe von New York. "Mist, wie soll ich jetzt ungesehen in die Stadt kommen? Das ist noch eine Weile mit dem Bus oder der Bahn..." 
Mantis nickte. "Am besten wartest du einfach, bis wir gegangen sind und fährst dann erst in die Stadt." Ich seufzte. "Dann warte ich eine halbe Stunde oder so." 
Wieder nickte Mantis. Dann ging sie aus der Tür. Ich hörte wie sie sich alle unterhielten. Es ruckelte kurz als die Klappe auf und zu ging. Dann wartete ich. 

Als es mir wie eine halbe Stunde vorkam, stand ich auch auf und ging hinaus. Ewigkeiten suchte ich nach einem Knopf, der die Klappe öffnen würde. Mantis hätte mir das ruhig sagen können. Fluchend stieß ich gegen die Wand und plötzlich piepste und ruckelte es. Panisch hielt ich mich irgendwo fest. Jedoch ging die Klappe einfach auf. "Wie... ach egal." Ich rannte hinaus und stieß nochmal gegen die Klappe. Aber sie ging nicht zu. Sollte ich sie jetzt einfach offen lassen? Ich sah mich um. Wir waren auf einem verlassenen Feld, an der Straße war eine Bushaltestelle und sonst nichts. Nicht weit entfernt erblickte ich die Stadt. "Wird schon niemand einbrechen." Plötzlich sah ich einen Bus kommen und rannte so schnell los, wie ich nur konnte. Er schien mich gesehen zu haben, denn er wartete auf mich. "Fahren Sie nach New York?" 
Der Busfahrer nickte. "Aber nur gegen Bezahlung." Ich wühlte in meiner Tasche, die ich zum Glück nicht vergessen hatte und holte ein paar Dollar heraus. Ich steckte sie ihm zu und er nickte mir zu. Schnell setzte ich mich auf einen leeren Platz und wir fuhren los. Die zwei anderen Passagiere sahen mich mit großen Augen an, und dann wieder zum Raumschiff. 

Der Bus wurde in der Stadt immer voller, bis ich es schließlich nicht mehr aushielt. Bei der nächsten Haltestelle stieg ich aus. Mit einem Lächeln atmete ich die Stadtluft ein. Es roch grauenhaft und verpestet, aber ich war wieder Zuhause. Als ich mich wieder im Augenblick einfand, sah ich mich um. Ich war eindeutig in Manhattan. Also musste ich nur einen Bus finden, der nach Queens fuhr. Ich lief zu verschiedenen Bushaltestellen, bis ich schließlich meine alte Linie fand. Die, mit der ich immer in die Schule und zurück gefahren war. Dort wartete ich nicht lange. Der Bus war auch ziemlich voll, aber dieses Mal musste ich es bis Zuhause aushalten. 

Lange Zeit später stieg ich aus. Mit schnellen Schritten ging ich in die Richtung, an die ich mich erinnern konnte. Als ich vor dem hohen Haus stand, wurde mir mulmig zumute. Was wäre, wenn Mom oder Dad Zuhause waren? Ich wollte nur zu George. Die anderen interessierten mich nicht mehr. Ich fasste Mut und ging die Treppen hinauf.  Sie hatten die Wandfarbe des Flures geändert. Sah so viel besser aus mit diesem leichten Grau. Edler. 
Langsam ging ich Richtung Haustür. Ich atmete tief ein und klopfte. Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust. Die Tür öffnete sich. 

"Kann ich Ihnen helfen?" 
Meine Augen wurden groß. Wer war diese junge Frau? "Ähm... ich suche George Wilson. Ist er hier?" 
Die Frau runzelte die Stirn. "Wer ist denn das, Schatz", fragte jemand hinter der Tür. Eine andere Frau kam und sah mich von oben bis unten an. "Wer sind Sie?" 
"I-ich habe hier mal gewohnt. Ich suche meinen Bruder, George." 
Die beiden Frauen sahen sich an. "Es tut uns Leid, aber wir kennen keinen George. Wir sind erst seit einem Monat hier und davor war auch schon ein anderes Paar hier ohne Sohn. Tut mir Leid." 
Ich nickte und musste die Tränen zurückhalten. "Danke trotzdem. Schönen Tag noch." 
Ich drehte mich um und ging. Sie schlossen die Tür. 

~ Wo ist er bloß? ~

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