Kapitel 31

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•Kanon•

Nachdem ich mich an den Seiten meiner Teddybären ausgeweint habe und gut eine Stunde lang bloß die Wand angestarrt habe, lag ich nun nachdenklich auf dem Boden und überlegte, was schief gegangen war.

Jeder stritt sich mal, Jaxon und ich hatten vorher auch schon Streit; ging mir das hier nur so nahe weil wir jetzt ein Paar waren und die Chance bestand, dass wir uns deswegen trennten oder weil ich einfach nicht verstand wo das Problem lag?

Ich wollte Kurse besuchen, weil ich nicht den ganzen Tag irgendwo rumgammeln und nichts tun wollte; Jaxon wollte nicht, dass ich das tat.

Aber wieso störte es mich so? Ich war auch erwachsen, ich konnte für mich selbst bestimmen, aber es war das erste Mal, dass ich das tatsächlich nutzte und Jaxon war dagegen. Sah er mich nicht als Mensch? Nicht auf seiner Stufe? Ich verstand es nicht...

Aber wer verstand Jaxon schon? Ich dachte immer wir hatten den besten Draht zueiander, Raphael fiel ja nun gerade weg, nach der Sache beim Dinner zu Weihnachten. Eine Sache über die ich mir später immer noch Gedanken machen musste, nur schob ich das schon eine ganze Weile vor mir her.

Jaxon Stout stand nicht vielen Menschen nahe, nur mir, Raph und...Larissa. Seiner Schwester!

Sofort richtete ich mich auf und griff nach meinem Handy, wählte ihren Kontakt und hoffte sie würde rangehen. Es war fast zehn Uhr, aber Freitag.

Es klingelte kurz, dann hörte ich ihre Stimme.

"Kenny!" rief sie freudig und viel zu Laut ins Telefon.
Klar musste sie diesen Spitznamen benutzen.

"Hey Larissa." antwortete ich schmunzelnd; sie war wirklich ein wirbelwind. Ihre Eltern behandelten sie für ihre jungen 18 Jahre viel zu erwachsen, machmal vergaß man, dass sie innerlich noch ein Kind sein wollte.

"Warum rufst du an?" Im Hintergrund raschelte etwas, vermutlich die Stoffe mit denen sie immer ihre Kleidung nähte; dafür hatte sie ein wahres Talent.

"Warum ich- achja...ich hab etwas Streit mit Jaxon." sagte ich leise und hoffte, dass es nicht zwei Zimmer weiter gehört wurde.

"Wer hat das nicht? Er ist anstrengend...was ist denn los?"

Ich zog die Knie an die Brust und hoffte, dass ich durch das Gespräch etwas Klarheit bekam, was ich nun tun sollte.

"Naja, du weißt ja wir sind jetzt ein Paar..." begann ich, sie quitschte sofort.

"Ja! Das ist so süß! Glückwunsch! Ich dachte schon er bekommt nie die Eier dich zu fragen. Ihr zwei seid ein Traumpaar, ganz ehrlich!"

Etwas verblüfft saß ich da, lächelte aber leicht. Larissa schien die ganze Zeit gewusst zu haben wie Jaxon für mich empfand, wobei sie was das anging auch sehr gewieft war.

"Ja danke...also, ich würde einfach gerne ein paar Kurse an einer Abendschule oder in der Volkshochschule belegen. Ich hab gemerkt, dass ich nichts vorzuweisen habe, außer der Zeit als Haushaltshilfe und meine abgebrochene Ausbildung zum Butler..."

Larissa hörte aufmerksam zu und schwieg kurz.
"Achso, du hast Schiss, dass du dein ganzes Leben nichts anderes machst als Putzen und willst was erleben bevor es zu spät ist?" fasste sie zusammen, etwas verblüfft, dass sie das so schnell erfasst hatte stimmte ich zu.

"Ja so in etwa...ich hab mir ein paar Kurse rausgesucht, sie kosten wenig Geld, sind zu einer Zeit in der ich sonst sowieso nichts mache und Jaxon würde nicht mal merken dass ich fehle."

"Lass mich raten, er hat nein gesagt?"

"Genau...und mir keinen Grund genannt. Das ist frustrierend, wie soll ich ihn überzeugen?"

Sie schien zu überlegen, ich fummelte an einem losen Faden meiner Jogginghose herum während wir schwiegen.

"Tja, dann musst du ihn überzeugen." antwortete sie schließlich; nicht gerade die einfachste Lösung.

"Jaxon von etwas überzeugen, das er nicht will? Klar, nichts ist einfacher als das, weil er ja so einen einfachen Charakter hat und sich gerne umstimmen lässt. Ich bin mir sicher mit einer gut aufgearbeiteten Power Point Präsentation überzeuge ich ihn schon davon." entgegnete ich mit vor Sarkasmus triefender Stimme.

Larissa lachte leicht, ich musste selbst über meine Worte schmunzeln.

"Gute Idee, aber nein. Ich dachte an deine Geheimwaffe."

Verwirrt blieb ich einen Moment still. Welche Waffe meinte sie? Ich hatte einen Tischtennischschläger in meinem Regal liegen, aber damit verprügelt man eher weniger jemanden.

"Geheimwaffe?"

"Die Waffen einer Frau! Also, bei dir eher die Waffen eines schwulen Mannes. Ist das gleiche, du musst deinen Arsch benutzen!"

Noch verwirrter saß ich da, verstand erst überhaupt nicht was sie von mir wollte, dann dämmerte es langsam.

"Du meinst ich soll...ihn verführen?"

"Genau! Klimper lieb mit den Wimpern, wackel mit dem Hintern, leck dir über deine süßen Lippen, aber mach was um ihm zu zeigen, dass er nicht bekommt was er will, wenn du nicht bekommst was du willst."

Unsicher sah ich meine nackten Füße an. War das nicht Erpressung?

"Wieso sollte das funktionieren?" fragte ich zweifelnd.

Ich hörte sie kichern, es war dieses 'Oh Schätzchen vertrau mir'-Kichern, das sie perfekt draufhatte.
"Was ist Jaxon?"

"Heiß? Unnahbar? Gebieterisch? Dominant?"

Sie seufzte, offensichtlich angeekelt das über ihren großen Bruder zu hören.
"Nein, ich meine biologisch du notgeiler Idiot."

"Ein Mann?" erfragte ich, sie ahmte daraufhin das Geräusch einer Spielshow nach, wenn man den richtigen Buchstaben gekauft hatte

"Genau! Er ist ein Mann! Und deshalb wird es funktionieren. Männer sind einfach gestrickt. Du bekommst alles was du willst, wenn du nur für ihre Befriedigung sorgst, und in der Hinsicht ist mein toller Bruder leider auf dem Stand eines primitiven Höhlenmenschen. Drück ein bisschen auf die Tränendrüse, lass deine Hand in seine Hose wandern und flüster ihm verführerisch ins Ohr, was er bekommt wenn er dich tun lässt was du willst. Simple Biologie."

Ich wollte widersprechen, musste aber feststellen, dass das gar nicht so dumm klang.

"Und das funktioniert sicher? Was wenn nicht?"

"Wenn es wirklich nicht funktionieren sollte dann sagst du mir bescheid und ich reiß ihm den Kopf ab, okay?"

Mit leichtem Lachen stimmte ich zu; Larissa war vielleicht klein und sah aus wie eine Puppe, aber sie hatte die Leute um sich herum im Griff, eine angeborene Eigenschaft die auch ihre Mutter besaß.

"Okay, dann versuch ich es." stimmte ich motiviert zu. Zwischen Jaxon und mir war sexuell noch nicht so viel passiert, ich wollte sowieso vorankommen, das war eine gute Möglichkeit zu testen was ich mich traute.

"Sehr schön, sag mir bescheid wie es lief."

Ich verabschiedete mich noch von ihr und sah entschlossen auf mein Handy herunter. Ich hatte zu lange zugelassen, dass Jaxon mich schwach machte. Es war an der Zeit zu zeigen, dass ich genauso mutig sein konnte wie alle anderen.

Seine dummen Entscheidungen würden mich nicht mehr beeinflussen, das ließ ich nicht mehr zu.

Entschlossen zu allem stand ich auf und zog meinen Hoodie aus.

Jaxon würde gleich mächtig was erleben, und diesmal akzeptierte ich kein nein.

•••

Ein etwas kürzeres Kapitel, verzeihung. Dafür geht es im nächsten endlich mal heiß her.
Ich weiß wie lange ihr auf diesen Moment gewartet habt.
#Janon forever xD

»Use Me« || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt