Kapitel 30

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•Kanon•

Interessiert las ich das Angebot der Kurse der Volkshochschule durch. Die Kurse hatten vielleicht nicht hochschulqualität, aber sie weckten mein Interesse und zeigten mir Möglichkeiten.

Es gab Kurse für Sprachen, Naturwissenschaften, Hauswirtschaft, Literatur und Kunst, in diesen Bereichen viele Angebote für spezialisiertes.

Hauswirtschaft war mir egal, Kochen und Steuerrechnungen bezahlen tat ich eh den ganzen Tag. Von Jaxons Geld, aber das war ja egal.

Sprachen und Kunst hingegen gefielen mir sehr gut, ich konnte bloß Deutsch und Englisch, aber hier wurden Kurse für Spanisch, Russisch und Französisch angeboten. Mir gefielen sie alle, wollte ich Jaxon allerdings den Vorschlag unterbreiten, dass ich wieder zur Schule oder schon zur Uni gehen wollte, dann musste ich vorbereitet sein und klein anfangen, für den Fall er hatte was dagegen.

Gerade war ich vertieft in den Überblick von Spanisch, da prellte ich mit dem Staubsauger gegen eine Tür. Die Tür von Jaxons Büro, um genau zu sein.

Kurz betrachtete ich die Türklinke und überlegte, ob ich es wieder mal wagen sollte. Immer wenn ich diese Tür öffnen wollte war sie zu, verschlossen. Jaxon hatte den einzigen Schlüssel.

Meine Hand fand den Griff; er war kalt und aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl etwas verbotenes zu tun, weshalb mein Herz schlug wie verrückt. Okay, es war irgendwie verboten, Jaxon hatte es mir streng untersagt diesen Raum zu betreten, aber meine Neugier war so groß.

Jaxon war gerade in der Uni, seine Prüfungen waren bald und zwei Hausarbeiten musste er auch schreiben. Er war also nicht da. Trotzdem fühlte ich mich ständig beobachtet.

Seit Silvester waren wir in einen neuen Trott gekommen, der dem alten gar nicht so unähnlich war.

Wir standen morgens auf, aßen zusammen, dann ging Jaxon in die Uni, ich war allein bis er kam, dann aßen wir wieder und saßen kuschelnd auf der Couch bis einer von uns, der meistens ich war, müde war und ins Bett getragen wurde. Zusammen schliefen wir ein und das wiederholte die Woche und genauso am Wochenende.
Das ging fast zwei Monate schon so.

Ich wollte mich nicht beschweren, endlich an Jaxons Seite zu sein war das schönste Gefühl das es gab und doch ließ mich der Gedanke nicht los, dass es nicht war was ich wirklich brauchte.

Natürlich brauchte ich Jaxon, ich liebte ihn mehr als alles andere, aber brauchte ich ihn auch?

Nachdenklich sah ich auf das Blatt in meiner Hand, faltete es zusammen und steckte es in meine Hosentasche. Ich hatte eine ungefäre Idee was ich ihm sagen wollte, den Rest musste ich improviesieren.

Aber das Gefühl, dass ich noch nicht am Ende meiner Geschichte war, ließ mich nicht los.

Ich staubsaugte fertig, das war so eine monotone Arbeit, dass ich schnell wieder in meinen Gedanken versank.

Ich liebte Jaxon, ohne Frage, ich würde alles für ihn tun, aber nun hatte ich solange nur für ihn gelebt, dass ich kaum mehr wusste wer ich eigentlich war und was mich ausmachte. Ich musste anfangen für mich selbst zu leben, einfacher gesagt als getan.

Ich fühlte mich wie eine verdammte Disneyprinzessin auf einem ihrer komischen Selbstfindungsreisen, bei denen der Weg das Ziel war und man nur auf sein Herz hören musste um zu begreifen was man wollte.
Nur war ich immer einen Weg gegangen, das Ziel hatte ich nun erreicht und mein Herz schrie trotz der Liebe zu Jaxon nach mehr.

Mehr Abendteuer, mehr Leben, mehr von allem was diese Welt zu bieten hatte. Warum also war ich immer nur einen Weg gegangen?

Lag das nur daran, dass ich an Jaxon hing oder hatte ich Angst...Angst vor Veränderungen, vor etwas Neuem das ich wieder verlieren könnte...

»Use Me« || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt