Kapitel 03

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•Jaxon•

Die nächtliche Skyline der Stadt war übersät mit hellen Punkten.

Die vielen Fenster von anderen Wohnungen und Häusern verliehen diesem nächtlichen Ausblick den Flair, den ich so bewunderte.

Es half mir beim nachdenken, wenn ich in das Dunkle blickte.
Aber es half mir auch nicht, diese eine Frage in meinem Kopf zu beantworten.

Was hatte ich da eben getan?

Wenn ich das wüsste.

Zum ersten Mal hatte ich meinen Verstand ausgeschaltet und einfach so gehandelt, wie ich es für richtig hielt.

Ob das so richtig war, wusste ich nicht.

Was war schon richtig?

War es richtig, Kanon, wie so oft auf, meinen Schoß zu ziehen und ihm erneut klar zu machen, wo sein Platz war?

Gefühle waren nicht meine Stärke, ich konnte ihm nicht sagen was ich meinte, mein Stolz verbot es mir.
Ich wollte, dass er den ersten Schritt machte, sich mir  hingab, mir  zeigte, dass er nur an meiner  Seite sein wollte.

War es richtig, so zu denken, so zu handeln?

Es fiel mir schwer genug, einen klaren Kopf zu behalten, wenn er mich mit seinen großen, braunen Augen ansah.
Seine weichen Gesichtzüge blickten mit so viel Ehrfurcht zu mir auf, dass mir fast schwindelig wurde.

Doch ich liebte es, wie er mich bediente, mich umsorgte.
Schon seit Jahren, und unter keinen Umständen würde ich wollen, dass sich etwas daran änderte.

Kanon gehörte mir, an meine Seite.

Auch wenn er wohl eine andere Vorstellung davon hatte, denn natürlich war er meine Haushaltshilfe, mein Mitbewohner und trotzdem einer meiner wenigen engsten Vertrauten.

Was ich nicht alles riskieren würde, wenn sich seine Stellung ändern würde...

Der Gedanke, ihn freizulassen, raubte mir den Atem, denn ohne Kanon an meiner Seite war ich verloren.
Jeden Tag, seit 15 Jahren, nahm ich mir vor, ihm zu sagen, er könne gehen, er könne sein, wo auch immer er hingehen wollte.

Ich übte den Satz in Gedanken, aber noch nie konnte ich ihn laut ausprechen, weder in seiner Gegenwart, noch allein.

Ich wusste genau, wenn Kanon weg wäre, dann würde ich niemals wieder jemanden finden, der all' meinen Ansprüchen gerecht wird.
Er war einfach perfekt, das konnte ich nicht aufs Spiel setzen.

Kanon gehörte einfach zu mir, und selbst wenn er gehen würde, wäre er noch bei mir.

Seine weiche, leicht gebräunte Haut, dieser zarte Körper, sein kindlicher Charakter... alles wäre für immer in meinem Kopf gefangen.
Wieso sollte ich ihn gehen lassen, wenn er nie den Wunsch geäußert hatte zu gehen?

Es war schwer für mich, zu sagen was ich dachte zu wissen...
Vielleicht beruhte es auf Gegenseitigkeit, die Tatsache, dass er hier bleiben sollte...und wollte...
Vielleicht meinte ich auch etwas ganz anderes, wer wusste das schon?

Ich wusste ja selbst nicht, was ich meinte, das war das Problem, wenn ich sprach ohne nachzudenken.
Ich wüsste aber auch nicht was ich tun würde, wenn er tatsächlich gehen wollen würde.
Keine Ahnung ob ich ihn jemals gehen lassen kann.

Seufzend fuhr ich mir übers Gesicht.

Nachdenken machte immer müde, strengte den Kopf an und nur im Schlaf fand man etwas Frieden.
Ich lief leise die Treppe hinauf, an Kanons Zimmer vorbei und blieb wie immer davor stehen, lauschte wie jeden Abend.

»Use Me« || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt