Kapitel 34

4.1K 167 10
                                    

•Kanon•

"Also kannst du mich da hinfahren?" fragte ich Henry durchs Handy, welches ich ungeschickt zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte.

"Hin schon, dann nehme ich dich mit, wenn ich Larissa von der Schule abhole. Also zweimal die Woche?" klang seine Stimme durchs Telefon.

Ich Schnitt den Kuchen in mundgerechte Stücke, während in der Pfanne die Kartoffeln eine angenehme Farbe bekamen.
Jaxon war seit dem wir diese 'Auseinandersetzung' hatten, nicht heimgekommen, es war schon dunkel draußen, und um ehrlich zu sein machte ich mir auch Sorgen.

Aber ihn anrufen? Niemals, dafür war ich zu stur. Ich machte mir zwar Sorgen, und warscheinlich würde ich vergessen wie sauer ich war, wenn er durch die Tür kam, aber jetzt nicht.
Jetzt blieb ich erstmal sauer auf ihn, egal, wann er heimkam, er würde Ärger bekommen.

"Anfangs ja." überlegte ich. "Vielleicht wird es auch dreimal, aber da würde ich dir bescheid geben."

"Klar. Krass, dass du das so ganz ohne Jaxons Erlaubnis ausmachst."

Ich seufzte genervt ins Telefon. "Ich brauche seine Erlaubnis nicht, ich bin kein Kind und erst recht nicht auf seine Befehle angewiesen."
Henry schwieg, einen Moment zu lange.
"Siehst du das nicht so?"

Ein nachdenkliches Brummen war zu hören.
"Doch, natürlich sehe ich das auch so," gab er zögerlich von sich, "aber Jaxon ist doch so dominant und...wie soll ich sagen...herrschsüchtig?"

Das war mir klar, dagegen ließ sich leider nichts sagen. Und natürlich hatte Jaxon deutliche Probleme mit seinem Ego, aber das war nichts was mich aufhalten würde.
"Damit komme ich klar. Wenn ich bei ihm bleiben soll, dann muss er damit leben."

Das war meine neue Einstellung, wenn es ihm nicht gefiel was ich tat, dann musste er damit leben, dass ich nicht mehr bei ihm war.

"Warte, also immer, wenn du was machen willst was ihm missfällt, dann muss er Angst haben, dass du abhaust?" erfragte Henry, man hörte ihm deutlich an, dass er das für keine gute Idee hielt.

"Äh...naja, ja, irgendwie schon." entgegnete ich.

"Würdest du das denn auch machen?"

"Was?"

"Na abhauen. Angenommen er verbietet dir weiter, dass du diese Kurse machst oder sonst irgendwelchen Kram, würdest du dann wirklich gehen?"

Ich biss mir auf die Lippe, so weit hatte ich noch nicht gedacht.
Jaxon würde mich natürlich niemals mit Gewalt hier halten, und wenn ich wirklich gehen wollen würde, dann ließe er mich sicher gehen, aber würde ich das dann auch tun?

"Ich...ich weiß es nicht. Eher nicht." murmelte ich kleinlaut.

"Kanon, die Angst von Jaxon, dass du bei jedem seiner Fehler gehen könntest, ist kein Grundbaustein von einer festen und gut laufenden Beziehung. Ich weiß, sowas hattest du noch nie, weil du ständig in Jaxons Arsch gekrochen bist, aber selbst er hat sowas nicht verdient." belehrte Henry mich.

Ich wollte was bockiges erwiedern, ihm sagen, dass er falsch lag, aber irgendwie hatte er recht.

"Und was schlägst du vor?"

"Redet endlich mal über eure Gefühle!" sagte er, lauter als nötig und in einem belehrenden Ton.
"Sag ihm was du erwartest, frag ihn was er erwartet. So läuft das, wenn man eine Beziehung am Laufen halten will. Wenn ihr nicht redet geht das ganz schnell ganz schief."

Ich schob die Bratkartoffeln vom Herd und lehnte mich gegen die Küchenarbeitsplatte.

Wenn reden so einfach war, wieso fiel es mir so schwer? Ich wusste, wenn Jaxon etwas sagte, dann meinte er es auch so. Das liebte ich an ihm, warum traute ich mich nicht zu erfahren was er wollte?

»Use Me« || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt