12. Kapitel

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Draco's POV
Gedankenversunken starrte ich auf die Stelle vor mir. Um mich herum war es laut, alle redeten wild durcheinander. Doch ich bekam kaum etwas davon mit. Mir fiel auf dass ich immer öfter unaufmerksam wurde. In Gedanken bei meiner Aufgabe... Durch mich könnten die Todesser in Hogwarts eindringen. Sie und meine Tante würden die Schule übernehmen. Ich wusste nicht wie es dann weitergehen sollte. Doch was mir noch weitaus mehr Sorgen bereitete, war dass ich Dumbledore umbringen sollte. Blaise stupste mich leicht mit dem Ellbogen an und riss mich aus meinen Gedanken. „Was ist los?" fragte er. Ich atmete gereizt aus. „Gar nichts ist los, ich hab keine Nerven mehr für die Fragerei okay?!" fauchte ich ihn an. Beschwichtigen hob Blaise die Hände. „Komm mal runter!" sagte er genervt. Ich merkte wie mich ein paar der anderen Slytherins anschauten. Ich hatte wohl mal wieder ihre Aufmerksamkeit erregt. Doch so langsam wurde mir das zu blöd. Ohne etwas gegessen zu haben stand ich auf und verliess die Grosse Halle. Ich hatte sowieso kein Appetit. Doch anstatt zum Gemeinschaftsraum zu laufen, ging ich zum Astronomieturm. Das Wetter an diesem Abend war regnerisch und dunkle Wolken überzogen den Himmel.

Ich stützte meine Hände am Geländer und Blickte in die Ferne. Der Regen prasselte auf den schwarzen See und das Wasser war aufgewühlt. Weit entfernt konnte ich etwas sehen das in der Luft flatterte. Es war eine Eule. Hartnäckig kämpfte sie sich durch das Unwetter. Sie kam immer näher und flog geradewegs auf den Astronomieturm zu. Dann erkannte ich sie. Es war unsere Eule! Elegant landete sie vor mir auf dem Geländer. Ich nahm ihr den Brief ab und streichelte über ihre seidenweichen Federn. Dann lief ich etwas zurück, in die Mitte des Astronomieturms wo ich mich auf die Stufen setzte. Unsere Eule stiess kraftvoll ab und verschwand dann wieder im Regen. Der Brief den sie mir gebracht hatte war zweifellos von Mutter. Ich öffnete ihn und erkannte sofort ihre elegant geschwungene Schrift.

Hallo Draco
Wir gehen nächstes Wochenende zusammen zu Borgen and Borges.
Dort ist das Gegenstück zu dem Verschwindekabinett welches du reparieren sollst.
Wir kriegen das schon hin. Keine Sorge. Mach dir nicht allzu viel Gedanken,
am Ende wird sich alles wieder beruhigen.
Ich kann dir leider noch nicht viel mehr sagen, da ich selber nicht so viele Informationen bekomme
und weil dieser Brief möglicherweise könnte abgefangen werden.
Ich hoffe natürlich dass du ihn erhalten hast Draco.
Hab dich lieb, Narzissa

Ich wusste dass sie nichtmal halb so optimistisch war, wie sie es in dem Brief geschrieben hatte. Aber es hatte trotzdem geholfen. Ich fühlte mich etwas beruhigter nachdem ich Mum's Worte gelesen hatte. Immerhin war ich nicht ganz allein mit der Sache. Ich hatte eine Zeitfrist einzuhalten. Bis da hin musste das Verschwindekabinett im Raum der Wünsche repariert sein. Und ich war froh, dass wenn auch ich meine Aufgabe am liebsten nie erfahren hätte, ich jetzt zumindest mal wusste wo anfangen. In Borgen and Borges. Ja der alte Krämerladen mit schwarzmagischen Artefakten. Ich war früher noch manchmal dort gewesen mit meinem Vater.

Ich bemerkte dass es langsam spät wurde und beschloss zurück in den Gemeinschaftsraum zu gehen. Das Abendessen war mit Sicherheit schon vorbei und die meisten waren bestimmt auch schon auf ihre Zimmer gegangen. Ich schlich durch das Schloss, da eigentlich ja schon Ausgangssperre war. Angestrengt versuchte ich in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Ich hätte ja einfach Lumos gezaubert, aber dann wäre ich erst recht bemerkt worden. Plötzlich knalle ich gegen jemanden. „Autsch!" sagte die Mädchenstimme leise und sah erschrocken zu mir hoch. „Tut mir leid" flüsterte sie. „Y/n?" fragte ich, ebenfalls flüsternd. „Draco?" fragte sie. „Ja, ich bin es. Was machst du noch so spät in den Gängen?" fragte ich sie und zog sie in eine Nische, damit Filch uns nicht gleich bemerken würde falls er unser Flüstern hören sollte. „Das selbe könnte ich dich fragen." erwiderte sie auf meine Frage. „Ich war noch auf dem Astronomieturm und wollte jetzt eigentlich gerade zurück in den Gemeinschaftsraum. Und du?" Sie zögerte kurz mit ihrer Antwort. „Ich wollte in die Bibliothek in die Verbotene Abteilung. Es gibt dort ein Buch das mich interessiert." rechtfertigte sie sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei musste ich grinsen. „Du gehst für ein Buch das dich interessiert nachts in die Verbotene Abteilung?" fragte ich ungläubig. „Ja. Na und?" erwiderte sie. Ich zuckte mit den Schultern. Sie trat aus unserem kleinen Versteck heraus und wollte gerade loslaufen als sie nochmal stehen blieb und sich zu mir umdrehte. „Kommst du mit?" fragte sie. „Okay" flüsterte ich und dann liefen wir gemeinsam los.

„Was für ein Buch suchst du denn, dass es in der Verbotenen Abteilung steht?" fragte ich nach einer Weile. „Ich weiss nicht genau. Aber ich bin mir sicher dass ich dort so etwas finde." „Wie jetzt? Du weisst noch nichtmal was es für ein Buch ist? Nach was genau suchst du denn?" hakte ich nach. „Es ist wahrscheinlich ein Zauberspruchbuch, es soll über Themen handeln wie Gedankenfäden festhalten oder entfernen." erklärte sie. „Ich glaube es geht dabei schon ein bisschen in die Okklumentik" Vor der Bibliothek blieb sie nochmal stehen und schaute zu mir hoch. Ich nickte ihr bestätigend zu und daraufhin drückte sie die schwere Tür zur Bibliothek auf. Wir liefen zu den hinteren Regalen, bis zu dem Gittertor, welches magisch den Zugang zu der Verbotenen Abteilung sicherte. „Alohumora!" flüsterte sie. Das Tor schwang ein Spalt breit auf und wir schlüpften hindurch. Wieso sichert man ein Tor, welches verbotene Zauberbücher einschliesst mit einem so simplen Zauber? Ging es mir durch den Kopf. „Ich suche hier drüben" sagte sie leise und fing an in einem der Regale zu stöbern. Ich wandte mich den gegenüberliegenden Büchern zu und überflog ihre Buchtitel.

„Hast du was gefunden?" fragte sich nach einer Ewigkeit in die Stille. „Nicht das was du suchst" antwortete ich. Sie seufzte. „Ich glaube wir sollten langsam zurück. Es ist schon spät und morgen ist wieder Unterricht. Aber danke für deine Hilfe" sagte sie. „Immer gerne" antwortete ich. Plötzlich hörten wir ein tiefes langes „Miaowww" Erschrocken blickten wir uns an. Filchs Katzte! Das heisst der Besitzter war auch nicht mehr weit. Ich packte Y/n an der Hand und zog sie an den Regalen entlang aus der Bibliothek.  Ich lugte vorsichtig um die Ecke, doch Filch war nicht zu sehen. „Mrs. Norris, hast du jemanden gefunden?" hörten wir plötzlich Filchs Stimme in einem der hinteren Ecken der Bibliothek. Ein Schock durchfuhr mein Körper und Y/n zuckte neben mir kurz zusammen. So leise wie möglich zog ich sie hinteren mir aus der Bibliothek raus. Dann rannten wir los. Unsere Schritte waren jetzt lauter und ich hörte wie Filch irgendwas rief wie „wo seit ihr, kommt und zeigt euch!" wir rannten immer weiter. Erst in den Kerkern wurden wir langsamer. Keuchend und schwer atmend kamen wir langsam zum Stehen.

Im Gemeinschaftsraum trennten sich dann unsere Wege. „Das vorhin war echt knapp. Danke dass du mitgekommen bist." sagte sie lächelnd. „Immer gern" antwortete ich, dabei musste ich leicht grinsen. Wenigstens war der Abend so nicht langweilig. Mit einem flüchtigen „Gute Nacht" verschwand sie die Treppe hinauf zu den Mädchenschlafzimmern. In meinem eigenen Zimmer warf ich mich auf mein Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Grinsend schaute ich an die Decke. Das Adrenalin von der vorherigen Flucht war noch in mir. Irgendwie hatte es ja noch Spass gemacht. Doch schon bald spürte ich wieder wie erschöpft ich eigentlich war. Meine Augenlieder wurden schwer und ich musste tief Gähnen. Bald darauf war ich eingeschlafen.

Pfefferminz und grüne Äpfel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt