(Spielt im Trainingslager)
PoV Julian
Weißt du was? Ich mach Schluss. Ich komm auch gut ohne dich klar.
Noch nie hatten mich drei Sätze so sehr verletzt. Hatte er grade wirklich Schluss gemacht? Ich vergrub meinen Kopf in den Kissen und begann heftig zu weinen. Was sollte ich denn jetzt ohne ihn machen? Ich brauchte ihn doch. Mehr als alles andere. Ich würde das alles ohne ihn nicht schaffen.
"Jule? Juleee?" Ich schreckte hoch. Wieder einmal war ich in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht mitbekommen was um mich herum passierte. Genervt seufzte Erling auf. "Was ist denn los mit dir? Seit einer Woche schon bist du immer so abwesend. Ich mach mir langsam Sorgen." Ich versuchte ein glaubwürdiges Lächeln auf zu setzen, was mir nicht wirklich gelang. "Es ist alles gut." Wieder seufzte mein Gegenüber. "Das glaubst du doch selbst nicht. Willst du mir erzählen was los ist?" Warum war er so verdammt gut darin mich zum reden zu bringen? Langsam nickte ich. "Also...erstmal, ich bin schwul. Und zweitens, hat mein Freund vor einer Woche Schluss gemacht und seitdem geht es mit beschissen. Zufrieden?" Die Frage kam gröber rüber als ich beabsichtigt hatte. "Uff ok, ich weiß jetzt nicht genau was ich dazu sagen soll. Aber wer auch immer dein Freund war, er hat es nicht verdient das es dir wegen ihm so schlecht geht. Du verdienst was besseres." Aufmunternd sah er mich an. "Du verstehst das nicht. Ich kann nur mit ihm glücklich sein. Er kennt mich besser als ich mich selbst, wir haben so viel zusammen durchgemacht. Und dann hat er mit den Worten Schluss gemacht das er auch gut ohne mich klar kommt. Ich brauche ihn, Erl. Ich schaff das ohne ihn nicht." Wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. Sanft zog mich der Norweger in eine Umarmung und wartete bis ich nicht mehr von starken Schluchzern geschüttelt wurde. "Ich kann verstehen wenn du noch an ihm hängst. Willst du vielleicht nochmal versuchen mit ihm zu reden? Ich kann mir nicht vorstellen das er eure Beziehung so einfach wegwirft."
"Du kannst dir das nicht vorstellen? Du weißt doch gar nicht um wen es geht." Verwirrt schaute ich ihn an. "Nein, weiß ich nicht, da hast du Recht. Aber ich hab dich glücklich erlebt und kann einfach nicht glauben das es ihm anders gegangen sein soll."
Jetzt lächelte ich ihn leicht an. "Danke Erl, wirklich. Ich glaube ich versuche nochmal mit ihm zu reden, selbst wenn ich nur die Bestätigung erhalten würde das ich ihm nie etwas bedeutet habe." "Es geht übrigens um Kai Havertz." Schob ich noch schnell hinterher. Erlings sanfter Gesichtsausdruck wich kurz einem verwirrten, aber dann begann er breit zu grinsen. "Warum grinst du denn jetzt so?" Ich verstand überhaupt nichts mehr. "Ich kenne Kai zwar nicht wirklich gut, aber niemand kann mir erzählen das er jemand ist der mit den Gefühlen anderer spielt und schon gar nicht mit deinen. Jule, red mit ihm. Wenn dich einer liebt, dann Kai!"
"Mhm wenn du glaubst...danke, ich schreib ihm einfach mal." Ich löste mich aus den Armen meines Teamkameraden und verschwand in meinem Zimmer.
Ich atmete tief durch und fing an zu tippen:
Hey Kai,
Wahrscheinlich willst du gar nichts mehr mit mir zu tun haben, aber das ist mir gerade egal. Ich will Antworten. Habe ich dir wirklich so wenig bedeutet da du unsere Beziehung einfach so weg wirfst? Ja, die Entfernung hat es nicht leichter gemacht, aber wir hatten uns versprochen, dass wir das schaffen. Wir hatten uns versprochen das wir alles schaffen. Warum tust du mir das dann an? Habe ich etwas falsch gemacht? Liebst du mich einfach nicht mehr?
Egal warum du Schluss gemacht hast, ich hätte nicht erwartet das es so plötzlich kommt. Und ich hätte nicht gedacht das du es nicht einmal schaffst mir das persönlich zu sagen. Das tut weh, Kai. Das tut weh.
Mit zitternden Händen drückte ich auf senden, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Mein Blick fiel auf meine Uhr. In 20 Minuten war Training. Ich schaltete mein Handy in den Flugmodus, steckte es in meine Jackentasche und machte mich auf die Suche nach Erling. Zusammen traten wir dann als eine der Letzten in die Kabine.
Das Training brachte ich, wie die letzten Tage auch, ganz gut hinter mich. Als ich fertig umgezogen war, nahm mich Erling zur Seite. "Hast du ihm gechrieben?" Vorsichtig nickte ich. Sanft lächelte mich der Norweger an. "Ich habe Angst, Erl. Ich weiß nicht ob ich es verkrafte, lesen zu müssen das er mich nie geliebt hat und mich nur benutzt hat." Ich senkte meinen Blick, er sollte nicht sehen das ich schon wieder kurz davor war zu weinen. Er legte seine Finger unter mein Kinn und hob es an. "Julian Brandt! Wenn dich eine Person auf dieser Welt wirklich liebt, dann ist das Kai. Ich habe euch erst einmal zusammen gesehen und da gedacht ihr seid nur Freunde, doch das Strahlen in den Augen von Kai war auch für mich deutlich zu sehen. Er wirkte wunschlos glücklich in deiner Nähe, du kannst mir nicht erzählen das er dich nie geliebt hat." Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Die Erinnerung an diesen Tag schmerzte zu sehr, wenn ich daran dachte das ich ihn jetzt womöglich für immer verloren hatte. Ich spürte wie sich zwei starke Arme um mich legten und klammerte mich wie ein Ertrinkender an Erling. Die anderen hatten die Kabine schon längst verlassen. "Glaubst du er hat schon geantwortet?" fragte er leise. Wieder nickte ich. Kai antwortete meistens innerhalb einer Stude, wenn er nicht gerade ein Spiel oder Taining hatte. Doch ich wusste das beides gerade nicht der Fall war. "Willst du das ich dabei bin wenn du die Nachricht liest?" Kurz zögerte ich, stimmte dann aber zu.
In unserem Zimmer angekommen, schaltete ich den Flugmodus bei meinem Handy wieder aus. Sofort ploppte eine Nachricht auf meinem Display auf. Kai♥️: Es tut mir leid Julian, ich fühle nichts mehr für dich. Denk aber bitte nicht das du mir nie etwas bedeutet hast, das stimmt nicht.
Mehr konnte ich nicht lesen, ich warf mein Handy auf das Bett und begann hemmungslos zu weinen. Es war tatsächlich aus zwischen uns.
Hoffe er gefällt euch <3
~Lara~
