Die Diagnose

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„Guten Tag Herr und Frau Sato. Sie sind hier wegen Ihrer Schulter, nicht wahr?"
Nervös schüttle ich dem Arzt, welcher mich freundlich anlächelt, die Hand und nicke zur Bestätigung.
„Alles klar, dann lasst uns mal keine Zeit verlieren. Zuerst einmal zeigen Sie mir, wie  Sie den Arm bewegen können."

Tief atme ich ein und schaue zu meinem Vater, welcher mich ebenfalls anlächelt. Also dann, nach diesem Arztbesuch werde ich hoffentlich wissen, was mit meiner Schulter los ist.
In einer langsamen Bewegung hebe ich meinen Arm immer weiter an, bis ich auf Höhe der Schulter stoppe. Konzentriert versuche ich, ihn weiter anzuheben, aber egal wie sehr ich mich anstrenge, es funktioniert einfach nicht und je länger ich es versuche, desto deutlicher schmerzt es.

Zuerst versuche ich es noch zu ignorieren, aber schon bald gebe ich auf und lasse deprimiert meinen Arm wieder sinken. Mit einer undurchschaubaren Mimik notiert sich der Arzt einige Sachen, bevor er anfängt, mir Fragen zu stellen.
„Haben Sie Schmerzen, wenn Sie den Arm weiter heben möchten? Und wie sieht es mit schnellen Bewegungen aus?"

„Also wenn ich meinen Arm im unteren Bereich bewege, dann tut es nicht weh. Da gehen auch schnellere Bewegungen. Aber sobald ich meinen Arm anhebe, tut es ab einem gewissen Punkt weh."
„Und können Sie mir sagen, wo dann genau die Schmerzen sind?" „Ich kann es versuchen", antworte ich dem Arzt und betaste meine Schulter, bis ich die richtige Stelle gefunden habe.

„Das hier müsste in etwa die Stelle sein", gebe ich Bescheid, woraufhin sich der Arzt erneut einige Dinge notiert.
„Alles klar, dann müssten wir Sie noch kurz einmal röntgen, deshalb würde ich Sie bitten, mir zu folgen." Schweigend machen wir uns auf den Weg und gehen durch die weißen Gänge.

Wie ich diese Atmosphäre in Krankenhäusern hasse. Alles ist so weiß und steril, aber oftmals hängen schlimme Erinnerungen an diesem Ort. Das ist auch das erste, an was ich mich nach meinem Unfall erinnern kann.
Ich habe damals die Zimmerdecke angeschaut und habe gewusst, dass irgendetwas nicht stimmen konnte.
Warum hatte ich so einen Verband an der Schulter? Und wo war ich?
Das waren in etwa meine ersten Gedanken.

Kurz darauf kam auch schon mein Vater ins Zimmer und hat mich wortlos umarmt, während er einfach nur geweint hat und ich habe die Welt nicht verstanden.
Als er dann gesagt hat, dass meine Mutter tot ist, habe ich zwar die Worte gehört, aber ihren Sinn nicht verstanden und wie von selbst habe ich mich zurückgezogen.

Aber das wird sich nicht wiederholen, niemals wieder. Da bin ich mir sicher.
Endlich kommen wir am richtigen Raum an und ich werde hineingebeten, während mein Vater draußen bleibt. Mach etwa 10 Minuten ist es auch schon wieder vorbei und wir gehen den Weg wieder zurück und nehmen im Wartebereich Platz.

Missmutig setzte ich mich auf eine Stuhl und blase meine Backen auf. „Was denkst du, wie lange es dauert?" „Du weißt doch, wie es beim Arzt ist. Manchmal wartet man eben ein paar Stunden und manchmal nur wenige Minuten."
„Aber das ist so langweilig! Und ich habe Hunger." „Da kann ich dir jetzt nicht viel weiterhelfen. Du wirst es schon überleben."

Genervt seufze ich und versuche mich, mit meinem Handy abzulenken, viel helfen kann es mir jedoch nicht. Alle meine Freunde sind gerade in der Schule und selbst wenn ich mir sicher bin, dass das Yuu, Suga oder Ennoshita egal wäre wenn ich ihnen schreiben würde, möchte ich sie wirklich nicht vom Unterricht ablenken.
Am Ende werden sie erwischt und dann wäre das meine Schuld! Nein danke, darauf kann ich gerne verzichten.

Also lasse ich mich tiefer in den Stuhl sinken und beobachte still meine Umgebung. Es sind die verschiedensten Menschen hier, die alle möglichen Emotionen zeigen.
So fällt gerade eine ältere Frau ihrem Mann weinend in die Arme, während er sie versucht zu beruhigen, obwohl auch er seine Tränen zurückhalten muss.

Never give up [ Nishinoya ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt