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"Verdammt!" Mit einem lauten Rumps lasse ich den Karton auf den Boden fallen und stecke mir den rechten Mittelfinger in den Mund. Sofort schmecke ich Blut.
Ich hasse es, die Kisten selbst zu schleppen, aber ich habe keine Wahl. Das Geld für ein weiteres Flugticket nach New York hätte alle Ersparnisse verprasst und das brauche ich für die Miete, wenigstens bis ich einen Job habe. Außerdem würde meine Mutter mich niemals in dieser Wohnung wohnen lassen, wenn sie die Gegend gesehen hätte.
Ich nehme meinen Finger aus meinem Mund und beäuge ihn. Die Stelle, an dem ich ihn eingeklemmt habe ist deutlich zu sehen. Mit einem kleinen Seufzer bücke ich mich nach der Kiste, die viele schwere Töpfe und Pfannen beinhaltet.
"Kann ich dir vielleicht helfen?" Weiterhin nach der Kiste greifend, drehe ich mich um. Sofort erhebe ich mich und sehe einem gutaussehenden Mann in die Augen.
Verlegen drehe ich mich zur Kiste um und sehe gleichdarauf auf die vielen Treppen, die mir noch bevorstehen. "Das wäre sehr lieb." Mit einem Lächeln hebt er den Karton vom Boden auf als wäre sie ein Kissen. Verblüfft laufe ich ihm in Richtung der Treppen nach und sehe ihm für einen kurzen Augenblick auf den Hintern. Lecker!
"In welches Stockwerk musst du?" Ich reiße mich von seinem Knackarsch los und antworte direkt:"Ins 5te." Plötzlich wird mir bewusst, dass ich gerade einen völlig Fremden dabei helfe, in meine Wohnung zu gelangen. Mit misstrauischen Blick sehe ich seine Rückseite an, während wir die Treppen nach oben steigen. Sehen Einbrecher so aus? So gut?
Er hat kinnlanges, dunkelbraunes Haar und einen Drei-Tage-Bart, welcher seinen Kiefer perfekt hervorhebt. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Krimineller ist. Andererseits trägt er eine dunkle Jeans und ein schwarzes, eng anliegendes Langarm-Shirt. Komischerweise trägt er schwarze Handschuhe, vielleicht ist er ja Motorrad gefahren oder so, das würde zumindest passen.
"Wohin genau?" Er hat sich zu mir herumgedreht und sieht mich mir seinen hinreißenden, blauen Augen an. Erst jetzt fällt mir auf, dass wir bereits im 5ten Stock angekommen sind.
"Das geht schon, Danke!" Ich strecke meine Hände nach dem Karton aus. In New York muss man vorsichtiger sein als in der Kleinstadt, aus der ich komme.
"Die ist doch viel zu schwer, ich trage sie dir gerne vor die Tür." Weiterhin die Kiste haltend, lächelt er mich an. Verdammt, dieses Lächeln - Nicht gut.
"Nein, ist schon in Ordnung, wirklich." Weiterhin die Arme nach dem Karton ausstreckend, beäugt er mich kritisch.
Dann zuckt er endlich mit den Schultern und überreicht mir meine Pfannen und Töpfe. "Wenn du meinst."
Ich muss mich anstrengen, dass ich keinen erschrockenen Laut von mir gebe, als ich das volle Gewicht des Kartons und dessen Inhalt spüre. Zum Glück bin ich fast da.
"Danke nochmal!" Damit gehe ich schnellen Schrittes an ihm vorbei in Richtung meiner Tür. Ein kurzer Blick nach Hinten verrät mir, dass er mir nachläuft. Was wenn er mir jetzt in meine Wohnung folgt und mir schlimmeres antut, als mich nur auszurauben? Immerhin bin ich eine junge Frau alleine in New York. Also bleibe ich an der Haustür stehen, welche vor meiner kommt. Ich hebe mein rechtes Bein und lehne es gegen die Tür, um den schweren Karton darauf abstützen zu können. Übertrieben krame ich nach meinen Schlüsseln in meiner Jackentasche, dabei sehe ich hoch. Er ist schon fast bei mir angekommen und lächelt mich weiterhin an.
"Kann ich dir noch irgendwie helfen?" Ich zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen, obwohl ich am Liebsten wegrennen würde. Nun bleibt er direkt vor mir stehen und verschränkt seine starken, muskelbepackten Arme. "Das wollte ich dich gerade fragen." Er zeigt auf die Tür vor mir. "Das ist meine Wohnung."
Total verdutzt mache ich unwillkürlich einen Schritt zurück, was dazu führt, dass die Kiste wieder laut scheppernd zu Boden fällt. Mit großen Augen sehe ich ihn an, während sein Blick auf die Kiste gerichtet ist.
"Wirklich? Da habe ich mich wohl in der Hausnummer geirrt." Es klingt falsch, ich bin eine schlechte Lügnerin und war es schon immer.
Sein Blick wandert an mir hoch und bleibt an meinem Gesicht hängen. Er sieht irgendwie misstrauisch aus, kein Wunder; Ich verhalte mich einfach nur komisch. Zu meiner Verteidigung, da wo ich herkomme, gibt es solche gutaussehenden Männer nicht.
Ohne zu fragen greift er nach der Kiste. "Wohin?" Er lächelt nicht mehr, seine Stimme ist deutlich kühler geworden. Wortlos laufe ich zur nächsten Tür und bleibe stehen. Wir bleiben stumm, als ich meinen Schlüssel aus der Tasche hole und aufschließe. Direkt schiebt er sich durch die Tür und tritt in meine Wohnung. Da kommt mir wieder ein Gedanke: Was wenn er nicht mein Nachbar ist! Er hat bemerkt, dass ich gelogen habe und hat so getan, als wäre es seine Wohnung. Oh Gott, ich bin so dumm! Nachdem er die Kiste auf den Esszimmertisch in der Küche abgestellt hat, kommt er wieder zurück zu meiner Haustüre, an der ich wie in Schockstarre stehe. Mit ausdrucksloser Miene nickt er mir zu und tritt auf den Flur hinaus. Ich sehe ihm noch nach, wie er einen Schlüssel aus der Hosentasche holt und damit in der Nachbarwohnung verschwindet.
Sofort schließe ich die Tür und lasse mich gegen sie fallen. Ich bin wirklich dumm! Er war so nett zu mir und ich habe mich so komisch verhalten! Dann kann ich mir wohl abschminken, dass er mich gut finden könnte. Ich sehe in die kleine Zwei-Zimmer-Wohnung hinein, in der dutzende Pappkartons stehen. Wenigstens kann ich mich mit dem Auspacken davon ablenken, dass ich bei meinem Nachbarn verschissen habe.

Not The Enemy (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt