3.

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"Ich bin total fertig. Und meine Füße erst!" Komplett ausgelaugt sitzte ich auf einer Sitzbank im Diner. Liah kommt auf den Tisch zu, stellt zwei Teller ab und setzt sich mir gegenüber.
Jetzt, da das Schild an der Tür Geschlossen anzeigt, dürfen wir etwas essen. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich den Burger vor mir ansehe. Ich bin froh darüber, dass meine neue Arbeitsstätte kein 24h-Diner ist.
"Das wird schon, die ersten Tage sind immer schwierig." Liah beißt beherzt in ihren Burger.
Ich tue es ihr gleich und muss dabei stöhnen. Ich habe schon einmal hier gegessen. Da habe ich auch das Schild gesehen, dass hier eine Kraft gesucht wird. Der Burger war vor zwei Tagen auch gut, aber nach einem harten Arbeitstag schmeckt er Tausendmal besser.
"Also, woher kommst du?", fragt mich Liah zwischen zwei Pommes. Ich nehme mir einen Schluck Cola, bevor ich antworte.
"Aus einer kleinen Stadt in Oklahoma. New York ist ganz anders."
Liah muss lachen. "Ja, das glaube ich dir. Als ich damals aus Polen hergekommen bin, war ich verzaubert von New York."
"Polen? Du hast gar keinen Akzent? Seit wann bist du in Amerika?" Ich stecke das letzte Stück fleischiger Sünde in meinen Mund und genieße es.
Liah sieht an mir vorbei und verzieht das Gesicht.
"Das müssten jetzt etwas 8 Jahre sein. Ich war 16 als ich hier ankam. Ich wollte den amerikanischen Traum leben, stattdessen arbeite ich seit 6 Jahren in diesem Diner."
Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, also stopfe ich mir so viele Pommes wie möglich zwischen die Zähne.
"Warum bist du nach NY gekommen?", fragt Liah mich schließlich, als ich nichts sage.
"Ich will die Welt sehen. Viele verrotten in der Kleinstadt in der sie geboren sind, das will ich nicht. Also hab ich das nötigste zusammengepackt und bin hierher. Mal sehen was passiert." Meine Kollegin lächelt mich an, wobei das Lächeln die Augen nicht erreicht. Sie sieht mich so an, weil sie denkt, dass ich auch hier verrotte. Wenn ich es hier nicht schaffe, glücklich zu werden, gehe ich einfach in eine andere Stadt. Ich bin noch jung.
"Ich bin 22, ich habe noch mein ganzes Leben vor mir, ich lasse alles auf mich zukommen." Dabei lächele ich und stehe auf. Ich greife nach ihrem und meinen leeren Tellern und trage sie in die Küche.

+

Mit schweren Beinen schleppe ich mich Stufe für Stufe die Treppe hinauf. Ich verdränge den Gedanken, dass der 5te Stock eine schlechte Idee war und ziehe mich am Geländer hoch. Immerhin ist die Wohnung bezahlbar und nah an meinem Arbeitsplatz. Trotzdem verteufele ich die Treppen, da mir bei jedem Schritt die Füße mehr schmerzen. So kommt es mir zumindest vor. Ich will einfach nur schnell duschen und ins Bett.
Als ich endlich an meiner Wohnungstür ankomme, bleibt mir der Atem stehen. Die Tür ist einen spaltbreit geöffnet. Vorsichtig gehe ich einige Schritte zurück und ziehe mein Handy aus der Tasche. 9-1-1 schon eingetippt, schaue ich auf das grüne Telefonsymbol und halte ich inne.
Was, wenn ich die Tür nicht geschlossen habe, als ich gegangen bin. Ich versuche mich daran zu erinnern, ob ich abgeschlossen habe, aber in meiner Erinnerung sehe ich nur zur Nachbarstür hinüber. Kann es also sein, dass ich es einfach verpeilt habe?
Auf leisen Sohlen schleiche ich wieder zu meiner Tür und drücke sie etwas auf, um hineinzulunsen. Ich sehe meine Sofakissen, welche auf dem Boden liegen. Einige Bücher liegen ebenfalls auf dem Boden verstreut. Tränen steigen mir in die Augen. Also war jemand in meiner Wohnung!
Unter Schock halte ich mein Smartphone ans Ohr.
"911, was ist ihr Notfall?" Die Stimme am anderen Ende der Leitung hört sich ausdruckslos an.
"Ich... Bei mir wurde eingebrochen." Heiße Tränen laufen über meine Wangen.
"Wie ist ihre Adresse?"
Stockend gebe ich sie der Dame am Telefon durch.
"Wir schicken einen Streifenwagen vorbei!"
Da nicht klar ist, ob noch jemand in meiner Wohnung ist, darf ich sie nicht betreten, also stehe ich heulend im Flur. Was auch nicht optimal ist, da der Einbrecher zwangshalber an mir vorbei kommt, wenn er aus der Wohnung kommt.
Aber was soll ich jetzt machen? Mein erster Gedanke fällt auf Liah. Sie würde mich aufnehmen, ganz sicher. Nur leider habe ich ihre Nummer nicht und ich wäre nicht hier, wenn die Polizei ankommt.
Mein Blick fällt auf die Nachbarstür.
Ich will nicht bei ihm klopfen, aber ich habe keine Wahl.
Meine Tür nicht aus dem Auge lassend, schlurfe ich zur Tür. Seiner Tür.
Zögernd hebe ich meine Hand, ringe mich dann endlich durch und klopfe. Es vergehen nur ein paar Sekunden, bis die Tür aufspringt.
Diesmal ignoriere ich den Fakt, dass er umwerfend aussieht. Er trägt seine Haare zu einem kleinen Knödel auf dem Kopf und sieht mich ernst an. Wow, ich glaube ich habe es mir letztes Mal komplett mit ihm verscherzt.

"Was?" Fröhlicher gehts gar nicht.

"Ähm... bei mir wurde eingebrochen und ich muss auf die Polizei warten." Ich hab mittlerweile Schnappatmung bekommen und mein Gesicht ist komplett durchnässt.

"Und?" Er verzieht keine Miene und verschränkt die Arme.

Okay, ich kann verstehen, wenn er kein Interesse an mir hat, aber das ist hart.

Ich traue mich kaum zu fragen. "Kann... kann ich vielleicht bei dir warten? Es kann sein, dass noch jemand da drin ist und der muss ja auf den Flur, wenn er flüchten will und dann stehe ich da ja und ich weiß nicht, wohin ich sonst kann, ich kenne doch niemanden und..."

Genervt hebt er die Hand, um mich zum schweigen zu bringen. Kein Wunder, wenn ich in Panik bin, rede ich wie ein Wasserfall. Ohne etwas zu sagen, öffnet er die Tür ganz und lässt mich eintreten. Juchzend laufe ich an ihm vorbei und werde direkt ruhiger, als ich höre, wie er seine Tür schließt.

Not The Enemy (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt