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Ich riss schockiert die Augen auf, als ich Bruce vor der Tür stehen sah. Er hatte ein paar weitere Obscuri mitgebracht, die ebenfalls in die Halle schauten.

"Was wollt ihr hier?", knurrte Lukas.

Anstatt auf die Frage zu antworten, lief Bruce einfach in die Halle hinein.

Er ging an den Jungs vorbei und als er noch knapp vier Meter von mir entfernt war, kam er mit übernatürlicher Geschwindigkeit auf mich zu und hielt nur wenige Zentimeter vor mir an.

Er hob langsam meine Hand, als wolle er, wie bei dem Mädchen im Krankenhaus, mir über die Wange streichen.

Doch bevor seine Finger meine Haut berühren konnten, wurde er von einer starken Wucht an die Wand neben mir gestoßen.

"Wag es nicht, sie anzufassen", fauchte Lukas, der jetzt schützend vor mir stand.

Ich griff von hinten nach seiner Hand und drückte sie leicht, was ihn etwas beruhigen sollte.

Ich sah, dass sich sein Kiefer etwas entspannte.

"Also nocheinmal, was wollt ihr hier?", fragte jetzt Seth.

"Tut nicht so scheinheilig. Ihr wisst genau, was wir wollen und auch wieso. Ich denke nur, dass die liebe Rose das nicht erfahren soll, oder?", erwiderte Bruce. "Ich denke nicht, dass sie euch dann noch so toll findet. Ihr solltet euch etwas beeilen. Ihr wisst, was sonst passiert." Nach diesen Worten wandte er sich den andern Obscuri zu und verließ das Anwesen in Höchstgeschwindigkeit.

Als Jason die Tür wieder anlehnte, gingen er, Keith und Seth wieder Richtung Sitzecke. Lukas wollte auch hin, aber weil er noch meine Hand hielt, und ich verwirrt wie angewuzelt stehen blieb, wurde er leicht zurückgehalten.

Er sah mich verwirrt an und zog eine Augenbraue hoch. Er tat so, als wäre das alles nicht passiert.

"Was meinte er damit, ich solle nichts davon erfahren?", fragte ich und zog die Augenbrauen zusammen.

"Lass uns da wann anders drüber reden", meinte er bloß und fuhr sich durch die Haare.

Die anderen Jungs erhoben sich von der Couch und gingen in den oberen Bereich, als wüssten sie, dass sich ein Streit anbahnt.

"Ist das dein Ernst? Wenn es so wichtig ist, dass ich vielleicht gar nichts mehr mit dir zutun haben will, dann will ich das auch wissen", fauchte ich.

"Rose, bitte-" "Nein!", unterbrach ich ihn.

"Erzähl es mir jetzt."

"Ich kann nicht..", murmelte Lukas.

"Wie du kannst nicht?"

"Ich kann einfach nicht, okay?" Er begann zu brüllen und entzog sich meiner Hand.

"Ich kann und will nicht! Entweder du akzeptierst es oder du kannst gehen."

Ich sah ihn schockiert an. Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen ansammelten, aber ich zwang mich, jetzt nicht weinen.

"Was?", wisperte ich ungläubig.

"Verschwinde, verdammt noch mal!", schrie er und schlug ein großes Loch in eine der vier Wände. "Wir sind nicht zusammen und es gibt keinen Grund, wieso ich es dir erzählen sollte."

Das gab mir jetzt den letzten Rest. Ich drehte mich in Windeseile um, schnappte mir meine Tasche und rannte aus dem Haus.

Ich konnte nicht verhindern, dass die Tränen über meine Wangen strömten. So hatte ich Lukas nie eingeschätzt, vielleicht ist das ja seine wahres Ich. Als auf die Wand einschlug, bekam ich mächtig Angst, was wenn er sich nicht beherrschen konnte und mich geschlagen hätte? Er kann echt gefährlich sein, und das wurde mir jetzt erst klar.

Ich rannte so schnell, wie es meine Krücken zuließen, in das kleine Waldstück vor der Halle. Insgeheim hoffte ich, dass Lukas aus der Halle gestürmt kommt und mich bittet, doch bei ihm zu bleiben. Aber das geschah natürlich nicht.

Ich rannte immer weiter in den Wald hinein, bis ich völlig außer Atem war.

Ich stützte mich erschöpft an einem Baum ab und rang nach luft, bis ich mich umsah. Ich wusste weder, aus welcher Richtung ich gekommen war, noch in welche Richtung ich gehen sollte.

Super, Roselin, einmal alleine unterwegs und schon hast du dich verlaufen.

Ich beschloss den Wald weiter zu erkunden, irgendwo musste ja ein Ende sein. Plötzlich fiel mir mein Handy in der Hosentasche ein.

Hastig angelte ich es aus meiner Hose und versuchte Cin anzurufen. Doch wie es das Schicksal will, war natürlich mein Akku leer. Ich lief einfach weiter, in der Hoffnung, irgendwo auf Personen zu treffen, die mir helfen konnten.

Nach ein paar Hundert Metern hörte ich Metall auf Metall scheppern und laufende Motoren.

Ich versuchte in die Richtung zu laufen, wo ich die Geräusche vermutete. Nach geschätzt einer halben Stunde konnte ich eine Werkstatt durch das Geäst hindurch erkennen und lief darauf zu.

LUKAS' P.O.V

Gleich nachdem Rose abgehauen war, kamen die Jungs nach unten gestürmt.

"Sauber, jetzt bist du sie los. Ich mochte sie eh nicht", meinte Seth und wollte, dass ich bei ihm einschlage. Ich sah ihn wütend an und von Jason bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf.

"Ich hoffe, du hast vor, dich bei ihr zu entschuldigen", sagte Keith mit einem tadelnden Blick.

"Ja, man. Das war echt zu hart von dir, meinst du nicht?", sagte Jason.

"Ach, ich weiß doch auch nicht. Ich kann ihr das nicht erzählen, sie würde mich sofort verlassen." Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare.

"Dafür, dass du vorhin noch meintest, dass ihr nicht zusammen seid, wirst du jetzt aber richtig sensibel, Loverboy", kam es wieder von Seth und er kassierte erneut einen Schlag. "Noch einmal und dein Kopf rollt über den Boden, verstanden?", drohte ich.

"Uhh, da krieg ich aber Angst", widersprach Seth. Ich kam zu ihm rüber und drückte ihn mit voller Kraft an die Wand, meine Hand an seiner Kehle. "Du weißt, dass ich nicht bluffe, also pass auf was du sagst", flüsterte ich bedrohlich.

Ich ließ ihn los und ging wieder ein paar Schritte nach hinten.

"Also, um wieder auf das Thema zurückzukommen - Ich denke nicht, dass Rose dich verlassen würde. Ich meine, du hast erzählt, wie sie damit umgegangen ist, dass du ein Vampir bist. Sie tat so als wäre es das normalste auf der Welt", sprach Keith mir zu.

"Klar, sie wird schockiert sein und höchstwahrscheinlich ein paar Tage nicht mit dir reden, aber-" "Jason!", kam es von allen gleichzeitig aus dem Mund. "Du machst mir nicht gerade Mut", sagte ich und lächelte verzweifelt.

"Ist ja gut. Aber du kannst nicht damit rechnen, dass sie es genauso aufnimmt wie die Vampir Sache. Ich sags ja nur", fuhr Jason fort und hob abwehrend die Hände.

"Na klasse..", murmelte ich mehr zu mir selbst als zu den Anderen.

"Ich komme doch selbst nicht damit klar, wie soll sie es dann verkraften?"

"Roselin hat ein Recht darauf, es zu erfahren. Du musst es ihr erzählen", drängte Keith.

"Ich weiß, ich weiß."

"Na los. Wir helfen dir auch dabei sie zu finden", schlug Jason vor.

Ich stimmte zu und zusammen machten wir uns auf die Suche.

Runaway LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt