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Als wir wieder in meinem Krankenzimmer ankamen lehnte ich meine Krücken an die Wand und ließ mich nachdenklich auf das Bett fallen.

Eigentlich war es jetzt ziemlich unnötig jetzt zu verschwinden, die müssten mich sowieso schon bemerkt haben.

Ich schloss verzweifelt die Augen und dachte nach, was ich jetzt machen soll. Ich beschloss einfach so zu tun als wäre ich nie in diese Situation geraten.

Ich öffnete wieder meine Augen und setzte mich aufrecht in mein Bett. Cin sah mich immer noch verwirrt an, ich gab ihr ein Zeichen, das ihr beudeuten sollte, dass es nicht so wichtig war.

Sie setzte sich zu mir und sah mir eindringlich in die Augen.

"Hör zu, du kannst mir alles erzählen, okay? Ich konnte die Angst doch gerade in deinen Augen sehen. Was war denn los?", wollte sie wissen und strich mir dabei über den Arm.

So gerne ich es auch wollte, ich kann es ihr nicht sagen, sie würde warscheinlich genauso wenig in ihrem Leben klar kommen wie ich.

"Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne ein bisschen allein sein", erwiderte ich ohne auf ihre Frage einzugehen.

"Kommt nicht in die Tüte! Du weißt,  dass ich Lukas versprochen habe auf dich aufzupassen bis er kommt." Als wenn sie auf mich aufpassen könnte, wenn Bruce hier jetzt reinkommen würde. Da hat Lukas ja eine ganz schlaue Entscheidung getroffen. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich sie nicht gern habe, nur sie könnte mich ja nicht beschützen, sie ist auch nur ein Mensch,  so wie ich.

Eine halbe Stunde später kam Lukas schon in mein Zimmer gestürmt, sein Oberteil halb kaputt und blutverschmiert.

"Heilige Scheisse, was ist denn mit dir passiert?", rief ich und hielt mir die Hand vor Schreck vor den Mund.

"Alles halb so schlimm", meinte er und kam auf mein Bett zu und ich setzte mich auf.

"Bist du verrückt? Du siehst beschissen aus", sagte ich und betrachtete ihn von oben bis oben.

"Na, dankeschön."

Ich verdrehte die Augen und zog sein Oberteil ein wenig hoch, bis er meine Hände festhielt.

"Woah, eigentlich bin ich jetzt nich darauf aus gewesen, und willst du echt, dass uns jemand dabei zusieht?" Ist das sein ernst? Er ist hier schwerst verletzt und meint noch Witze machen zu müssen.

" Ich verabschiede mich dann mal.", quatschte Cin dazwischen und lachte. Sie umarmte mich flüchtig und verschwand durch die Tür.

Ich und zog erneut sein Shirt hoch. Aber darunter waren kein einziger Kratzer zu sehen.

Als Lukas meinen verwirrten Blick bemerkte, klärte er mich auf. "Vampirkräfte, Baby",  grinste er, "wir heilen viel schneller als Menschen", erklärte er. Ich nickte verstehend und ließ sein Shirt wieder runter.

"Und habt ihr Markus gefunden?" Okay die Frage war jetzt ziemlich unnötig,  wieso sollte er sonst so viele Blutspuren auf seinem Oberteil haben?

"Jap. Aber es waren dort ein paar Obscuri. Jedoch ohne Bruce, weshalb es einfacher war Markus zu befreien. Er war schon halb tot, sie haben ihn echt schlimm zugerichtet. Aber Jason hat ihm etwas von seinem Blut gegeben, weshalb er direkt wieder auf den Beinen war. Wir konnten ihn gesund wieder nach Hause bringen. "

"Danke!" rief ich und fiel ihm um den Hals. Ich war ihm so unendlich dankbar,  Markus bedeutet mir alles. Auch wenn er meistens ein ziemliches Arschloch war. 

Ich löste mich wieder von ihm. "Aber wie geht er denn damit um? Ich meine, er weiß, dass es Vampire gibt.."

"Wir haben ihm sein Gedächtnis genommen. Er weiß nur, dass du jetzt wegen einem Autounfall im Krankenhaus bist, mehr nicht.

Wer weiß, was er machen würde,  wenn er wüsste, dass seine Schwester mit Vampiren zu tun hat. Deshalb sind wir auf Nummer sicher gegangen."

Ich nickte nur wieder. "Ich bin so froh, dass ich morgen früh hier raus kann."

"Glaub ich dir. Ich war früher auch nie gerne im Krankenhaus. Obwohl sie damals nicht wirklich gut waren", beteuerte er. 

Ich lächelte ihn an. Ich war schon immer an Geschichte interessiert und jetzt jemanden zu haben, der einem haargenau aus der Zeit erzählen kann ist einfach unglaublich.

"Erzähl mir mehr davon", verlangte ich und legte mich hin. Lukas grinste und setzte sich zu mir und nahm meine Hand.

"Früher war alles anders. Die Leute, die Umgebung,  die Regierung, alles.

Jetzt sind überall Straßen und Gebäude, Chesterville war früher so schön grün. Außerdem waren die Leute viel lockerer. Sie waren nicht so auf ihr Äußeres beschränkt und chilliger was Gesetze angeht", begann er.

Er erzählte mir alles über Chesterville und wie es damals aussah. Zwischendurch grinste er mich mit seinem Lächeln an, das ich so liebe und verschränkte unsere Finger.

Wir redeten die ganze Nacht miteinander und hatten viel Spaß zusammen. 

Eigentlich redete eher Lukas die ganze Zeit und ich hörte zu und merkte gar nicht, wie ich bei seiner Stimme langsam einschlief.

Am nächsten Morgen war ich froh als ich bemerkte, dass Lukas neben mir lag und mich aus seinen karamellbraunen Augen ansah.

"Morgen", sagte ich noch etwas müde.

"Guten Morgen, Baby", sprach seine raue Stimme. "Heute darfst du endlich hier raus", grinste er.

Ich lächelte zurück und setzte mich auf.

"Die Ärzte müssten jeden Moment rein kommen, also wenn du nicht erwischt werden willst..", warnte ich ihn.

"Ich weiß. Er kommt in drei..zwei..eins" Und dann klopfte es an der Tür.

"Guten Morgen, Miss Heylan. Ich hoffe sie haben gut geschlafen. Wie sie wissen, werden sie heute..", begrüßte mich Dr. Fluke doch stoppte, als er von seinem Klemmbrett aufsah und Lukas in meinem Bett erblickte. Was muss er wohl von uns denken...

Bevor die Situation eskalieren konnte, stand Lukas auf und ging auf ihn zu. Direkt vor ihm blieb er stehen. "Ist schon gut, ich darf hier sein. Gehen Sie ihrer Arbeit wie gewohnt nach", sagte er eindringlich und sah ihm dabei tief in die Augen.

Als Lukas fertig war, blinzelte der Doc ein paar mal und kam dann zu mir rüber und untersuchte mich wie normal. Ich sah wütend zu Lukas rüber, der nur schelmisch grinste und mit den Schultern zuckte, als wäre nichts gewesen.

"So, alles scheint in Ordnung zu sein. Sie sind hiermit offiziell entlassen", sagte mein Arzt und ich grinste bis über beide Ohren. 

Dr. Fluke verließ den Raum und Lukas kam auf mich zu und umarmte mich.

"Sag mal, was sollte das gerade?", meckerte ich ihn grinsend an.

"Wozu bin ich denn sonst ein Vampir?", meinte er neckend.

Ich schüttelte nur meinem Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

"Na los,  zieh dich an, dann können wir los."

Runaway LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt