Neville und Draco apparieren noch vor dem Morgengrauen nach Godric's Hollow. Sie haben kaum geschlafen und sind dementsprechend in bester Laune. Besonders der Eisprinz von Slytherin kommt mit solchen Dingen so gar nicht klar – er musste in seinen siebzehneinhalb weder hungern noch harte Arbeiten erledigen oder generell irgendetwas tun, was er nicht wollte (außer vielleicht das Haus der Malfoys weihnachtlich zu schmücken). Neville, der diese Seite seines Kumpels bereits kennt, gibt sich große Mühe, ihn nicht zu reizen. Godric's Hollow ist ein Mischlingsdorf (es leben sowohl Muggel als auch Zauberer dort), daher schleift Neville seinen Kumpel zunächst einmal zu einer Muggel-Bäckerei, die gerade frisch geöffnet hat und kauft zwei Cappuccinos, zwei Käsebrötchen und, um Draco etwas aufzumuntern, einen Schoko-Donut. Es hilft nicht ganz, aber wenigstens sind sie satt und voller Koffein, während sie sich auf den Weg zur Kirche in Godric's Hollow machen.
Dort wenden sie einen Unsichtbarkeitszauber an. Und warten. Genau, das ist die Mission. Sie sollen dort warten, weil der Lord davon ausgeht, dass Harry Potter dort bald ankommen wird. Natürlich hat er es nicht für nötig gehalten, den Todessern zu erklären, warum er sich dessen so sicher ist, und der Gryffindor und der Slytherin haben ihn nicht danach gefragt – vor allem, weil die Mission anscheinend so unwichtig ist, dass der Lord nicht einmal persönlich aufgetaucht ist, sondern Snape geschickt hat. Der Vormittag verläuft wie erwartet ruhig. Nach zwei Stunden des Schweigens flüstert Draco „Muffliato" und wendet sich dann Neville zu: „So können wir wenigstens reden."
Neville ärgert sich etwas darüber, dass ihm das nicht eher eingefallen ist, aber er ist erleichtert, dass der Blondschopf auch nicht sofort darauf gekommen ist. Draco redet derweil weiter: „Das hier ist keine Mission, es ist eine Strafe, nicht wahr?"
Neville nickt. „Natürlich ist es eine Strafe. Wir haben den Zauberstab nicht gefunden, also sollen wir hier für unbestimmte Zeit sitzen und uns langweilen."
Nachdem sie sich diese Tatsache eingestehen haben, ist ihr Aufenthalt in Godric's Hollow sogar noch unangenehmer. Sie frieren, ihre Stimmen müssen leise sein und sie müssen darauf achten, dass der Unsichtbarkeitszauber nicht schwächelt. Der Vormittag und auch der Mittag verläuft – wie erwartet – ereignislos. Gegen Nachmittag schafft Neville es Draco zu überreden, eine weitere Runde Kaffee und etwas zu Essen zu kaufen. Neville möchte nicht noch einmal in die Bäckerei, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es war schon mehr als komisch, dass ein wildfremder Teenager noch vor dem Sonnenaufgang in Godric's Hollow Kaffee und Frühstück für Zwei bestellt hat. Kurz nachdem Draco gegangen ist, fällt dem Gryffindor ein, dass es noch verdächtiger ist, wenn Draco auch gesehen wird.
„Ich wusste nicht, wie dieser Kaffee heißt, den du immer kaufst, also habe ich der Frau in dem Laden gesagt, wir seien hier, um unsere Oma zu besuchen und dass dir der Kaffee von heute Morgen so geschmeckt hat, dass wir wieder welchen wollen. Sie wusste sofort, wer du bist und konnte sich sogar daran erinnern, wie viel Zucker du nimmst" sagt Draco gleichgültig, als er in dem Moment in die Unsichtbarkeitsblase steigt und Neville aus seinen Gedanken holt. Der einzige Erbe der Malfoys ist es seit seiner Geburt gewohnt, von anderen bedient und bevorzugt zu werden, von daher erachtet er es als völlig normal, dass eine Frau, die ihn nur einmal bedient hat, genau weiß, was er gerne isst oder trinkt. Für Neville, der sein halbes Leben in einer Großstadt verbracht hat, ist es mehr als ungewohnt. Diese Anonymität würde ihnen gerade mehr als gelegen kommen.
„Hat sie dich gefragt, wer unsere Grandma ist?" fragt Neville seinen besten Freund. Dieser antwortet, aber erst nachdem er einen großzügigen Schluck seines Kaffees genommen hat: „Ich habe ihr gesagt, es sei Bagshot. Sie war überrascht, weil sie dachte, sie habe niemanden und hasse Besuch. Ich meinte nur, das sei der Grund, warum wir sie nicht häufiger besuchen." Die beiden lachen über Dracos eher schwachen Witz.
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The Spare
Fantasy„Wer sind Sie und was hat Sie dazu veranlasst, diese Versammlung zu stören?", fragt der dunkle Lord in einem arroganten Tonfall, welcher seine Unsicherheit nicht ganz verstecken kann - wie der Junge zufrieden bemerkt. Schadenfroh grinsend macht er...