1. Drei Bedingungen

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Stille. Für einige Sekunden scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Keiner regt sich und die Mehrheit wagt es nicht einmal, zu atmen, wie Neville zufrieden feststellt. Schließlich  ist es ein schallendes Gelächter, welches die Stille durchbricht. Der Klang ihrer Stimme lässt Neville zusammenzucken. Wie oft hat er die Stimme in seinen Albträumen gehört? Er würde sie überall erkennen. Lestrange. Es kostet ihn viel Anstrengung, aber er beachtet sie nicht. Sein Arm ist immer noch ausgestreckt und sein Blick noch immer auf den dunklen Lord gerichtet.

„Was sollen wir ausgerechnet mit DIR machen?" Lestrange kann es nicht lassen. Langsam lässt der Junge den Arm sinken und richtet seine Augen nun doch auf die Frau, die ihn höhnisch grinsend ansieht. Seine Stimme ist kalt, als er zum Sprechen ansetzt. „Diese  Entscheidung obliegt noch immer dem Lord und nicht dir, Bellatrix." Ihre giftigen Blicke lassen ihn lächeln, doch dann wendet er sich wieder dem dunklen Lord zu. „Herr, ich bin ein reinblütiger Zauberer und ich möchte auf der richtigen Seite kämpfen." Endlich fängt Voldemort an zu sprechen: „Jedes Tropfen magisches Blut ist uns heilig, Bellatrix. Ich bin mir sicher, wir finden einen Platz für diesen Jungen in unseren Reihen."

„Aber Herr! Dieser Junge würde keine zwei Tage hier überleben!", mischte sich nun niemand geringeres als Lucius Malfoy ein. Zustimmendes Gemurmel erklingt. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Ihnen damals im Ministerium einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht und Sie entwaffnet, bevor Sie die Prophezeiung retten konnten, Mr. Malfoy", erinnert Neville die Runde und geht sogar noch einen Schritt weiter: „und außerdem - Ihr glaubt doch nicht etwa alle, Mr. Malfoy hier", er zeigt mit einer Hand auf Draco, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, „hätte das Verschwindekabinett ganz alleine repariert?" Erneut ertönt das laute Gemurmel der Todesser, welche durch das Aufstehen Voldemorts verstummt. Er sieht zu Draco. „Stimmt das?" Gebannt schauen sie alle zu Draco, welcher es nicht wagt, aufzusehen. Den Blick noch immer auf die Tischplatte vor ihm gerichtet, nickt er. Aus den Augenwinkeln sieht Neville, wie Lucius Malfoys Schultern zusammensacken. „Antworte laut!", befiehlt der dunkle Lord.

Dracos Stimme zittert, als er anfängt zu sprechen, doch mit jedem Wort wird sie fester und lauter: „Ja, Herr. Longbottom kam am Anfang unseres sechsten Schuljahres zu mir und bot mir seine Hilfe an. Er sagte, er wolle Euch kennen lernen, aber ich musste erst sicher sein, dass er auf unserer Seite ist, bevor ich ihn Euch gegenüberstehen lassen konnte, versteht Ihr? Ich habe ihn heute hierhin eingeladen und bürge für ihn." 

„Draco!", zischt Lucius Malfoy, Neville ignoriert ihn und wendet sich wieder dem dunklen Lord zu. „Ich habe zusammen mit Malfoy das Verschwindekabinett repariert und war an dem Tag von Dumbledores Tod sogar oben im Astronomieturm – natürlich geschützt durch einen Unsichtbarkeitszauber. Eigentlich hatten Malfoy und ich abgemacht, dass ich Dumbledore töten und Euch damit meine Treue beweisen werde, jedoch kam mir zu meiner Schande Snape zuvor." Er nickt seinem alten Professor, der ihm oft genug Strafarbeiten aufgehalst hat, freundschaftlich zu. Snape erwidert. Lestrange setzt wieder zum Sprechen an, jedoch unterbicht sie Neville und blickt direkt in die roten Augen des Schlangengesichts vor ihm. „Sie fragen sich alle bestimmt, wieso ausgerechnet ich mich gegen Potter stelle und in Ihren Reihen einen Platz suche. Erlaubt mir, es zu erklären, Herr."

„Herr, er lügt! Das sieht man doch! Er ist ein Spion! So ein Schwächling wie er würde niemals einen guten Todesser abgeben. Es muss eine Falle sein!"

„Sei still, Bellatrix!", faucht Voldemort. Und Neville fährt fort: „Eine Falle?", lacht er laut auf, „Mal angenommen, der tolle Harry Potter würde auf die geniale Idee kommen, einen Spion in Eure Reihen zu schmuggeln, würde er dann wirklich mich nehmen? Den guten, trotteligen Nichtsnutz Neville? Es gibt zwei Gründe für meine Entscheidung, Herr.

Der erste ist schlichtweg: Ich hasse Harry Potter okay? Ich will, dass er stirbt! Ich beherrsche alle Zauber, die Potter beherrscht und dennoch denken alle, er sei mir überlegen. Ich kenne sogar genug andere Zaubersprüche, die der gute, gute Harry Potter niemals anrühren würde... er spricht immerzu von ‚Liebe', aber ich weiß gar nicht, was das ist.  Wer könnte mich schon lieben? Den armen, nichtsnutzigen, von allen ausgelachten Neville!" kurz erstirbt seine Stimme und er sieht, wie Lestrange lacht, dann sammelt er sich: „Ich verstehe nichts von Liebe, aber ich verstehe viel von Macht... vor allem verstehe ich, dass ich nur durch Macht Anerkennung erhalten werde.

The SpareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt