Der nächste Morgen beginnt ruhig, auffällig ruhig, findet Neville. Vielleicht ist er einfach nur paranoid. Schnell springt er unter die Dusche, versucht vergeblich, seine Haare mit dem Zauberstab nicht nur zu trocknen, sondern auch zu glätten – so schlimm strubbelig wie Potters Mähne ist seine nicht, jedoch auch lange nicht so glatt wie Dracos. In Hogwarts hat er Sleekeazy's Hair Portion benutzt, um seine Haare über den Tag glatt zu halten, hier bei den Malfoys traut er sich jedoch nicht, ein Gel herauszuholen, welches von niemand geringerem als Harry Potters Großvater hergestellt wurde. Neville weiß gar nicht so recht, ob Harry weiß, dass dieses Haargel (und einige weitere Zaubertränke von Fleamont Potter) der Grund für sein Vermögen sind. Irgendwann gibt Neville auf und macht sich auf den Weg ins Esszimmer der Malfoys – vorher schaut er noch in Dracos Zimmer vorbei, stellt aber fest, dass sein Kumpel bereits unten ist.
„Guten Morgen", sagt er in die Runde und setzt sich an seinen Platz. Alle außer Mr. Malfoy erwidern.
„Wäre es okay, wenn Draco und ich heute der Winkelgasse einen Besuch abstatten?", fragt Neville nach einigen ruhigen Minuten, „das Schuljahr beginnt zwar erst in einem Monat, dennoch wäre es sicher von Vorteil alles jetzt schon zu besorgen, wo wir doch gerade Zeit haben. Es könnte ja sein, dass wir einen Auftrag vom Lord bekommen und nachher nicht mehr dazu kommen." Bevor Mrs. Malfoy antworten kann, öffnet sich die Tür. Der hereintretende Mann muss Neville gehört haben, denn er wendet sich an Neville und sagt mit seiner tonlosen, schlappenden Stimme: „Ich fürchte, dass muss warten Longbottom. Heute hat der Lord andere Pläne für Sie." Neville zuckt kaum merklich bei dem Anblick von Severus Snape zusammen. Dieser wendet sich, ohne auf eine Antwort zu warten Mrs. Malfoy zu: „er wird gleich da sein, Narcissa." Diese Nachricht versetzt alle Malfoys und Bellatrix Lestrange in Panik. Schnell beauftragen sie die Hauselfen, den Frühstückstisch wegzuräumen und das Esszimmer in Ordnung zu bringen.
„Was will der Lord von mir?", fragt Neville Snape, welcher gerade etwas in seinen Umhangtaschen zu suchen scheint. Snape scheint nicht vor zu haben, ihm eine Antwort zu geben, es wäre aber nun auch überflüssig, da der Dunkle Lord in diesem Moment den Raum betritt. „Guten Morgen, Herr", sagt Bellatrix in ihrer schmierigsten Stimme. Der Lord scheint es eilig zu haben, denn er lässt seine treue Dienerin mit einem Wink verstummen und wendet sich direkt an Snape. „Hast du es dabei?", fragt er ihn. Snape nickt tonlos und stellt eine Flasche auf den großen Esstisch.
Neville bereut es in diesem Moment, dass er in Zaubertränke nie sonderlich aufgepasst hat, denn die klare, durchsichtige Flüssigkeit in der kleinen Glasflasche sagt ihm nichts. Draco, der direkt gegenüber von ihm steht, wird jedoch kreidebleich bei dessen Anblick. Will Voldemort mich jetzt doch vergiften, oder was? denkt Neville wütend. Nach allem, was er für die Todesser getan hat, wird er den Tod gewiss nicht so leicht akzeptieren.
„Veritaserum", flüstert Draco und schaut weiterhin entsetzt auf die Flasche. Es ist so still im Raum, dass jeder Draco gehört hat und sie alle – außer dem Lord und Snape - schauen gebannt und voller Furcht auf die Flasche. Nun wird auch Neville kreidebleich. Die Anderen brauchen keine Angst haben, Snape hat bereits verkündet, dass der Lord für Neville kommen wird. Jetzt macht alles Sinn. Voldemort hat gestern versichert, dass er weder Neville noch Draco beschuldigt, er war auffällig freundlich zu ihnen. Neville hat sich schon ausgemalt, dass das Konsequenzen haben wird – aber Veritaserum? Muss das sein? Traut das Schlangengesicht Neville so wenig, dass er ihn zwingt, den Wahrheitstrank zu trinken? Die Antwort auf diese Frage steht gerade auf dem teuren Esstisch der Malfoys.
„Gut gemacht, Draco", sagt der Lord amüsiert, „kannst du uns denn auch sagen, wofür man diesen Trank nutzt?" Draco schluckt einmal unüberhörbar, bevor er antwortet: „Es ist ein Wahrheitstrank, welcher jeden, der es trinkt, dazu zwingt, die vollkommene Wahrheit auszusprechen, ob diese Person das nun will oder nicht."
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The Spare
Fantasy„Wer sind Sie und was hat Sie dazu veranlasst, diese Versammlung zu stören?", fragt der dunkle Lord in einem arroganten Tonfall, welcher seine Unsicherheit nicht ganz verstecken kann - wie der Junge zufrieden bemerkt. Schadenfroh grinsend macht er...