Draco Malfoy hat diese Schule schon immer gehasst. Sein Vater wollte ihn damals nach Durmstrang schicken, jedoch war seine Mutter partout dagegen gewesen. Letztes Jahr sollte sein letztes hier auf dieser Schule werden, jedoch hat Neville unbedingt seinen Abschluss machen wollen – und er musste ja Draco mit hineinziehen, er musste ja unbedingt wollen, dass sie gemeinsam Schulsprecher werden. Na ja, er will sich nicht beschweren – wäre er jetzt nicht hier, müsste er zuhause auf ständige Aufträge des Lords warten. Hier muss er sich wenigstens nicht anstrengen, da er die Gunst des Lords genießt, wird er so oder so gute Abschlussnoten erhalten.
Kurz nachdem Neville sich auf den Weg zum Verwandlungsklassenraum gemacht hat, steht auch Draco auf und geht mit schleppenden Schritten zum Zauberkunstunterricht. Professor Flitwick hat ihn schon immer gehasst und er macht sich keine Hoffnungen, dass sich das dieses Jahr ändern wird. Die Stunde wird er schon überleben, auch wenn er es schon grausam findet, dass Snape ihn an einem Montagmorgen mit Flitwick konfrontiert. In dem Klassenraum angekommen, setzt er sich wie jedes Jahr in die hinterste Reihe, holt eine Feder und eine Rolle Pergament heraus und wartet auf die anderen Schüler. Blaise setzt sich zu ihm, nachdem er im Raum ankommt und Crabbe und Goyle setzen sich an den Tisch zu ihrer Linken.
„Wo hast du deinen Schatten gelassen, Malfoy?" Jemand, der Blaise nicht kennt, würde sagen, er stellt die Frage so nebenbei, ohne der Antwort eine große Bedeutung zu schenken. Draco kennt seinen Freund jedoch gut genug, um zu erkennen, dass er wütend ist. Seine Stimme ist jedoch genauso gleichgültig, als er antwortet: „Er ist genauso ein Schulsprecher wie ich auch, Zabini, von Schatten kann keine Rede sein und natürlich ist er gerade nicht hier, denn wir haben mit den Ravenclaws Unterricht und nicht mit den Gryffindors, falls du es nicht bemerkt hast." Blaise schnaubt verachtend. „Ach, das spielt noch eine Rolle? Immerhin setzt er sich ohne Probleme zu uns an den Tisch."
So langsam verliert Draco die Geduld. Zum ersten Mal in seinem Leben wünscht er sich, Flitwick würde endlich kommen. Er dreht sich zu seinem langjährigen Freund um und sieht ihm direkt in die dunklen Augen, während er ihm antwortet: „Longbottom hat diesen Sommer etwas getan, wozu du dich nicht imstande fühltest, als ich dich gefragt habe, Zabini. Er ist nun einer von uns, ob es dir gefällt oder nicht."
„Wir reden hier von Longbottom! Wir haben uns all die Jahre lustig über ihn gemacht! ", schreit Blaise plötzlich auf. Die Schüler, die sie davor unauffällig belauscht haben, drehen sich nun um und hören direkt zu.
„Neville ist nicht der, für den wir ihn all die Jahre gehalten haben!", meldet sich Daphne aus der ersten Reihe zu Wort, doch Draco lässt sie mit einer Handbewegung verstummen. Er kann verstehen, dass sie ihren Freund verteidigen will, doch dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Er dreht sich wieder zu Blaise. Seine gleichgültige Miene behält er bei und auch seine Stimme ist leise und ruhig: „Jeder Mensch irrt sich, Zabini. Auch einem Malfoy kann das mal passieren. Longbottom hat die Gunst von sehr wichtigen Personen gewonnen, da wird keiner von uns widersprechen können." „Also hast du uns nicht durch ihn ersetzt, sondern befolgst den Befehl von Höheren?" Länger kann Draco sich nicht halten und lacht laut los. „Also darum geht es euch?", bringt er zwischen seinem Gelächter hervor, „ihr habt Angst, dass ich lieber mit ihm befreundet bin? Wie alt seid ihr? Fünf?"
Just in diesem Moment betritt Flitwick den Raum und Blaise kann Draco nicht mehr antworten. Die gesamte Stunde reden die beiden früheren Freunde gar nicht mehr. Selbst als Flitwick eine Partnerarbeit verordnet, weigert sich Draco, mit Blaise zu arbeiten und übt den Zauber alleine. Kaum dass die Schulglocke das Ende der Stunde ankündigt, steht er auf und verlässt den Raum fluchtartig. Auf ein weiteres Gespräch mit Blaise möchte er in den kommenden Tagen nach Möglichkeit verzichten. Als er schnellen Schrittes um die Ecke biegt, stößt er mit jemandem zusammen. Gerade als er die Person anfauchen will, sieht er ihr Gesicht.
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The Spare
Fantasy„Wer sind Sie und was hat Sie dazu veranlasst, diese Versammlung zu stören?", fragt der dunkle Lord in einem arroganten Tonfall, welcher seine Unsicherheit nicht ganz verstecken kann - wie der Junge zufrieden bemerkt. Schadenfroh grinsend macht er...