Drei Wochen später sitzen Neville und Draco im Hogwarts-Express und warten gespannt auf ihr neues – und letztes – Schuljahr. Neville ist mehr als froh, wieder in einer gewohnten Umgebung und vor Allem weg aus Malfoy Manor zu sein. Neville hat darauf bestanden, so früh wie möglich am Gleis 9 ¾ anzukommen, um als einer der ersten den Zug betreten zu können. Er wollte das Zusammentreffen mit seinen ehemaligen Freunden soweit es geht hinauszögern. Es ist schon schlimm genug, dass er heute Abend den Gemeinschaftsraum der Gryffindors betreten muss. Wahrscheinlich werden sie alle versuchen ihn zu lynchen oder so. Na ja, was muss, das muss.
Daphne – und zu Dracos Freude auch Astoria – haben kurz vor elf das Abteil der Jungs betreten. Seitdem spielen Draco und Astoria eine Runde Zaubererschach, während Neville und Daphne ihnen still zusehen. „Schachmatt" grinst Draco die geschockte Astoria in diesem Moment an. „Wie? Aber war ich doch so sicher – noch zwei Züge, dann hätte ich gewonnen!", ruft diese empört. Neville lacht. „Nimm es nicht persönlich, Toria", sagt er, immer noch grinsend, „dieser Bursche ist einfach ein zu guter Spieler. Es gibt wohl kaum jemanden, der ihm im Zaubererschach ebenbürtig ist – okay, mit Ausnahme von Ron vielleicht, aber gegen den wird Draco wohl nie antreten."
„Ja, weil dieser Blutsverräter auf Potters Seite ist und schon sehr bald mit ihm zusammen sterben wird", sagt Daphne gleichgültig. Aus den Augenwinkeln sieht Draco, wie Astoria neben ihm leicht zusammenzuckt. So ähnlich sich die beiden Schwestern auch von außen sind, so verschieden scheinen sie manchmal innerlich zu sein. Daphne ist einfach eine Slytherin durch und durch. Sie ist stolz auf ihre reinblütige Herkunft und legt viel Wert auf die Traditionen und Wertevorstellungen ihrer Ahnen. Draco ist sich insgeheim sicher, dass Astoria nur deswegen nach Slytherin gekommen ist, weil sie den sprechenden Hut darum gebeten hat. Sie besitzt kaum eine der Charaktereigenschaften, die ein Slytherin zu haben hat. Außerdem hat Draco sie noch nie etwas Abfälliges über Schlammblüter oder Muggel im Allgemeinen sagen hören. Manchmal beschützt sie auch die kleinen Hufflepuffs, die von den anderen Slytherins gemobbt werden. Im letzten Jahr hat Astoria Draco auch gestanden, dass sie noch immer Kontakt zu ihrer vor drei Jahren in Ungnade gefallenen Tante pflegt, die sie eigentlich nicht mehr sehen darf, da sie einen Muggel geheiratet hat. Draco erlaubt ihr seitdem, seine Eule zu nutzen, wenn sie ihrer Tante einen Brief schreiben möchte, damit sie nicht die Familieneule nutzen muss. Der alte Draco hätte seine Eule wohl niemals in das Haus eines Muggels geschickt, aber es tat ihm weh, Astoria so traurig zu sehen, also stimmte er zu. Draco weiß, dass seine Eltern eine Beziehung mit Astoria niemals gutheißen werden – es hat sich bereits herumgesprochen, dass sie anders ist als der Rest ihrer Familie. Er hat auch wirklich versucht, sich von ihr fernzuhalten, wirklich. In den Sommerferien hat er sie zwei monatelang kaum gesehen und es war eine Folter für ihn. So sehr er es auch hasst, Draco Malfoy muss sich eingestehen, dass seine Gefühle für dieses Mädchen jetzt schon zu stark sind, um einen Rückzieher zu machen. Mittlerweile sieht ihm es auch jeder an, der die beiden länger als zwei Sekunden zusammen sieht, nur die wunderschöne Miss Greengrass persönlich hat anscheinend keine Ahnung.
Sollte Neville bei der Vorstellung von Harrys und Rons Tod auch nur ansatzweise Trauer empfunden haben, so lässt er sich dies gewiss nicht anmerken. „Das stimmt wohl", sagt er zu Daphne, gleichgültig mit den Schultern zuckend. „Eigentlich ist es schade, dass die Weasleys ausgelöscht werden", meldet sich Astoria zu Wort. Neville bemerkt als einziger das Zittern in ihrer Stimme. Wütend sieht Daphne ihre Schwester an. „Ich meine – weil sie doch reinblütig sind... jedes Tropfen vergossenes reines Blut, ist verschwendetes Blut", fügt sie rasch hinzu und zitiert bewusst Voldemort.
„Die Weasleys sind so voller Blutsverräter, dass man sie kaum noch als reinblütig bezeichnen kann", zischt Draco, „sie gehören erst recht getötet – diese ganzen Idioten, die ihr reines Blut freiwillig mit dem der Schlammblüter mischen! Die Weasleys stehen, ganz oben auf der Liste! und die Prewetts auch... James Potter war ein Blutsverräter – was echt schade ist, er war der einzige reinblütige Potter, der noch übrig war – Sirius Black war einer, aber der hatte wenigstens keine Kinder – die McKinnons sind Blutsverräter und die Longbottoms auch –"
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The Spare
Fantasy„Wer sind Sie und was hat Sie dazu veranlasst, diese Versammlung zu stören?", fragt der dunkle Lord in einem arroganten Tonfall, welcher seine Unsicherheit nicht ganz verstecken kann - wie der Junge zufrieden bemerkt. Schadenfroh grinsend macht er...