3. Alea iacta est

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„Und? Hast du es?", fragt Draco den schlaksigen Jungen, kaum dass er den Raum betreten hat. Neville bleibt direkt vor ihm stehen und sieht ihn einige Sekunden an, bevor er nickt. Draco stellt in diesem Moment fest, dass Neville in den letzten Wochen tatsächlich schon wieder gewachsen ist. Mittlerweile ist er eine Handbreit größer als er selbst – und dabei sah sich Draco mit seinen hundertdreiundachtzig Zentimetern nie als klein an!

Wortlos gibt Neville ihm ein Stück Pergament. Draco grinst seinen Kumpel zufrieden an. Es gibt wohl nicht viele, die von sich behaupten können, dass sie den Eisprinz Draco Malfoy glücklich grinsen gesehen haben, stellt Neville fest. Bevor er etwas sagen kann, kommt Bellatrix Lestrange schon herbeigerannt und reißt Draco den Zettel aus der Hand. Auch sie grinst Neville an. „Gut gemacht, Neville. Ich habe befürchtet, der Anblick deiner Freunde könnte dich schwach machen.", sagt sie.

„Das sind nicht meine Freunde.", entgegnet Neville knapp, was ein zufriedenes Nicken von Seiten Lestrange herbeiruft. Dann verdüstert sich ihr Gesicht urplötzlich. „Hast du ihn gesehen?", fragt sie angewidert. Neville schüttelt den Kopf.

„Was hättest du getan, wenn du ihn gesehen hättest?", fragt Lucius Malfoy missbilligend. Neville hat gar nicht mitbekommen, dass er den Raum betreten hat. Genervt wendet er sich dem Mann zu: „Ich bin als Spion dorthin gegangen, ihn anzugreifen würde wohl meine Tarnung zunichtemachen, meinst du nicht auch? Hätte ich ihn gesehen, hätte ich mich benommen wie ein Freund, um dem Dunklen Lord übermorgen die Chance nicht zu vermasseln, Potter endgültig zu töten." Man sieht Lucius seine Missbilligung noch immer an, jedoch kann er darauf nichts erwidern. „Komm, Bella, geben wir dem Dunklen Lord das Pergament. Er wird höchst erfreut sein."

„Und wir beide", meldet sich Draco zu Wort und legt Neville eine Hand auf den Rücken, um ihn führen zu können, „gehen jetzt nach draußen in den Garten, um deine Volljährigkeit zu feiern."

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"Neville!" Luna springt dem großgewachsenen Jungen freudig in die Arme. Während der Trauungszeremonie hat Neville es geschafft, sich von seinen alten Freunden fernzuhalten, nun muss er doch mit ihnen reden.

„Da bist du ja endlich! Du hast dich nicht gemeldet, obwohl du es versprochen hast", tadelt sie ihren Freund. „Die Ferien sind anders als die Vorherigen, Luna. Heutzutage ist es gefährlich, Briefe zu schicken, das weißt du doch", antwortet Neville und hofft, dass Luna die Anspannung in seiner Stimme nicht hört. Sie antwortet nicht, sondern mustert ihn genau. Neville weiß, dass Lunas so verrückte Art einen schnell dazu verleiten kann, sie zu unterschätzen, jedoch hat er mittlerweile gelernt, dass sie nicht umsonst eine Ravenclaw ist – sie bekommt viel mehr mit, als man ihr zumuten würde. Die Tatsache, dass Neville sie nicht angesehen hat, als er ihr antwortete, ist ihr zum Beispiel nicht entgangen.

Zur Nevilles Erleichterung kommt gerade das goldene Trio angerannt, um ihn zu begrüßen und er kann sich Lunas forschendem Blick entziehen. Genau wie Luna umarmt Hermine ihn. Sein neues Dasein als Todesser verbietet es ihm zwar, Mugglestämmige zu sympathisieren, jedoch mochte Neville Hermine schon immer am meisten in dieser Gruppe. Er hat ihre Intelligenz und ihre Treue stets geschätzt. Draco ist Hermine auch lange nicht so abgeneigt, wie er immer behauptet, das weiß Neville, schaffte es bisher jedoch nicht, seinem Freund dieses Geständnis zu entlocken. Voldemort wäre sicherlich angewidert, wenn er wüsste, wie herzlichst sein neuer Spion dieses Schlammblut umarmt, doch das ist Neville egal. Er hat von Anfang klargestellt, dass er sich den Todessern anschließt, um Macht zu erlangen. Von Rassismus und Mugglefeindlichkeit war keine Rede.

Viel zu schnell lässt Hermine Neville los und dieser ist nun gezwungen, Weasley und Potter zu begrüßen. Um Harry zu schützen hatten die Weasleys ihm Vielsaft-Trank besorgt und gaben ihn nun als einen ihrer Cousins aus... das ironische an der Geschichte ist, dass Potter seine Tarnung dem einzigen Todesser in ihren Reihen bekannt gegeben hat. Ronald klopft Neville auf die Schulter – es soll wohl eine nette Geste sein, jedoch fühlt es sich so an, als hätte er Neville die Schulter ausgerenkt. „Wo steckst du, Alter?", fragt auch Harry lachend. „Ich habe Luna bereits erklärt, dass es gefährlich ist heutzutage, Briefe zu verschicken." Kaum, dass er die Wörter ausgesprochen hat, bemerkt er, wie bissig er klingt. Schnell schüttelt er den Kopf, so als wolle er seine Gedanken sammeln. „Tut mir leid Leute, es ist nur...", er fügt eine dramatische Pause ein, damit es echt klingt, „es war ein harter Sommer. Habe kaum geschlafen in den letzten Tagen." Das letzte stimmt sogar. Neville hat sich bei den Malfoys zwar schon eingelebt, schlafen fällt ihm in diesem Haus jedoch noch immer sehr schwer. Harry nickt verständnisvoll. „Wir dachten eigentlich, du würdest schon eher kommen", meldet sich Ron zu Wort, „wir sind nicht nur Freunde, sondern fast schon Geschwister – wir hätten als Dumbledores Armee zusammenhalten sollen an diesen Tagen."

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