Bevor die Jungs überhaupt ans Erholen denken können, sitzen sie schon im Hogwarts-Express zurück nach Hogwarts. Neville hat sich noch nie weniger auf seine Schule gefreut. Von heute an wird er nicht nur als der Verräter-Gryffindor angesehen werden, die Leute werden ihn als den Mistkerl beschimpfen, der sich mit der minderjährigen festen (na ja so ähnlich) Freundin seines angeblichen besten Freundes verlobt hat. Den gesamten Tag über spähen Schüler in das Abteil, welches sich Neville, Daphne, Draco und Astoria teilen und machen gar keinen Hehl daraus, dass sie diese Konstellation mehr als verachten. Astoria sitzt dabei brav an Nevilles Seite und eine Zeit lang legt sie ihren Kopf auf seine Schulter und schläft sogar ein, während Draco versucht, angeblich gleichgültig mit Daphne zu quatschen.
„Sie werden mich sogar noch mehr hassen als sie es ohnehin schon tun", beschwert sich Neville so gegen Abend, als ihre Ankunft in Hogwarts immer näher rückt.
„Du bist wenigstens der Coole, der in dieser Geschichte das Mädchen abbekommen hat", zischt Draco genervt, „ich muss den Jungen spielen, der einfach hintergangen wurde und dennoch mit euch abhängen muss, weil er Angst vor dem Lord hat. Weißt du, wie es mich aussehen lässt? Mein gesamter Stolz liegt in Trümmern vor meinen Füßen."
„Hey - du musst dir immerhin nicht Pansys Kommentare darüber anhören, dass ich meine große Liebe nicht an meine Schwester verloren hätte, wenn ich nicht so verklemmt gewesen und ihn rangelassen hätte." Neville wird tatsächlich rot, während Draco und Astoria sich kaum halten können vor lauter Lachen. Daphnes Laune sinkt dabei noch weiter.
„So oft, wie Daphne bei Neville war, bevor sie Schluss gemacht haben, würde ich nicht annehmen, dass Daphne verklemmt ist", bringt Astoria lachend heraus. Neville wird sogar noch röter und das bestärkt die beiden Lachenden nur noch mehr.
„Ach ja – das wird mir auch vorgeworfen", redet Daphne unglücklich weiter. Dann kommt die beste Pansy Imitation, die Neville je gesehen hat: „Er hatte dich doch schon verlassen, also darfst du dich nicht beschweren. Ist nur mies, dass er dir für deine Schwester einen Korb gegeben hat"
Draco und Astoria lachen weiter und auch Neville und Daphne müssen kurz grinsen, doch dann fällt Astoria etwas ein, das ihr die gute Laune mehr als verdirbt: „Oh Gott! Ich bin in dieser Geschichte das Flittchen, das ihrer Schwester den Freund gestohlen hat!" Dieses Mal kann Neville getrost mitlachen, nur Astoria schaut noch missbilligend weiter. Als er sie gerade aufmuntern will, sieht Neville aus den Augenwinkeln, wie zwei Drittklässler die Freunde missbilligend angucken. „Leute, wir dürfen uns nicht so sehr amüsieren", wirft Neville in die Runde ein und sofort verstummen alle, „sonst kommt noch das Gerücht auf, wir wären eine Swinger-Gruppe oder so."
Daphne unterdrückt ein Kichern. Alle anderen schaffen es irgendwie, die ernste Miene zu behalten. Die Meute draußen verschwindet immer noch nicht. „Wenn es auf dem Weg nach Hogwarts schon so ist, wie wird es dann werden, wenn wir in Hogwarts sind?", fragt Astoria lustlos. Keiner der Freunde macht sich die Mühe, ihr zu antworten.
________________________________________________
Die nächsten Tage sind genauso mies, wie die Freunde vermutet haben. Die ersten drei Tage haben die vier Freunde noch versucht, gemeinsam gegen die Welle des Abscheus zu überstehen, doch das war nicht so effektiv. Jedes Mal, wenn sie zusammen gesehen wurden, mussten sie sich Beleidigungen und Hohn ergehen lassen – besonders Draco, der normalerweise zu den Mobbern gehört und bisher noch nie selber gehänselt wurde, machte dies zu schaffen. Also gingen die Freunde über zu Plan B:
Draco trifft sich nun wieder mit Zabini, Crabbe und Goyle. Er hat ihnen gesagt, dass er Neville nicht mehr ertragen kann und sich nur noch in den Versammlungen mit ihm abgeben wird. Daphne hängt derweil mit ihren Freundinnen ab und lästert mit ihnen darüber, dass Astoria immer das haben will, was Daphne bereits hat. Zusammen stibitzen sie Eis aus der Küche und lachen viel. Astoria erzählt derweil ihren Freundinnen, dass sie das nicht gewollt hat und nicht glücklich über die Verlobung ist. Sie sagt ihren Freundinnen auch, dass sie nicht freiwillig so oft mit Neville abhängt, sondern die Fassung waren muss, da der Lord sie überwachen lässt. Neville muss niemandem etwas erklären, denn nachdem Draco sich angeblich von ihm abgewendet hat, gibt es niemanden mehr, der sich für ihn interessiert. Daher verbringt er die meiste Zeit außerhalb des Unterrichts alleine im Gemeinschaftsraum für Schulsprechher und widmet sich seinem alten Hobby, dass er sich von Hermine Granger abgeguckt hat: er liest. Im Gegensatz zu seiner ehemaligen Freundin und nun Feindin sind es jedoch keine Sachbücher, die sein Interesse wecken; Neville liest sehr gerne Muggel-Fantasy-Bücher. Es fasziniert ihn immer wieder aufs Neue, wie Muggel sich die magische Welt und andere Phänomene erklären. Es gibt auch viele Dinge, die er in diesen Büchern beneidet, weil es sie in der echten Welt nicht gibt – mit den Händen und Gedanken zaubern zu können fände er beispielsweise weitaus praktischer als das Schwingen eines Zauberstabes.

DU LIEST GERADE
The Spare
Fantasy„Wer sind Sie und was hat Sie dazu veranlasst, diese Versammlung zu stören?", fragt der dunkle Lord in einem arroganten Tonfall, welcher seine Unsicherheit nicht ganz verstecken kann - wie der Junge zufrieden bemerkt. Schadenfroh grinsend macht er...