Kapitel 58

914 43 0
                                    

Jules und ich setzten uns nach draußen zu den anderen ans Lagerfeuer.
David lässt seine Hand auf meinem Schenkel ruhen, als ich mich neben ihn setze.

„Was machen wir eigentlich morgen?", fragt Mimi und greift in eine Chipstüte. „Soweit ich weiß gehen wir Kajak oder so fahren," sagt Erica und nimmt ihr schnell die Tüte ab. „Was denn? Bei dir halten die nie lange." Ein Gelächter bricht bei uns allen aus.

Ich bekomme jedoch wieder nur ein schwaches Schmunzeln zustande. Und als ich zu Thomas sehe, welcher mich mit einem komischen Blick beim Vorbeigehen mustert und eine Bierflasche an den Mund setzt, versteinere ich mich. Er geht, mit der Flasche noch immer an den Mund gesetzt, in die Schlafräume der Jungen.

Daraufhin versuche ich mich auf die Gespräche der Gruppe zu konzentrieren.
„Was glaubt ihr, wie viele dürfen jeweils in ein Kajak?" Mimi reißt Erica wieder die Chipstüte aus der Hand und ist anscheinend nicht mehr bereit, sie abzugeben. „Ich war schon mal Kajak fahren und da gibt es verschieden große. Wahrscheinlich werden wir irgendwas zwischen zweier und sechser haben."

Müde lehne ich mich gegen David und höre dem Gespräch zu, während ich langsam eindöse.

Leicht öffne ich meine Augen, als mich jemand sanft ablegt. David deckt mich zu und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Dann nähert er sich mir und gibt mir einen innigen Kuss auf die Stirn. „Gute Nacht, meine Süße," haucht er und vereint meine Lippen mit seinen. Ich küsse ihn zurück und lege meine Hand auf seine.

Dann lösen wir uns und er geht, nachdem er mir noch einmal eine „Gute Nacht" gewünscht hat.

Ich drehe mich zur Wand und schlafe wieder ein.

„Mami?"
Leise tapse ich zu ihrem Bett und sehe sie an. „Mami, kann ich hier schlafen? Da unten ist ein Monster. Ich will nicht alleine mit ihm da unten sein."

Sie streckt sich und blinzelt einige Male. „Allison, geh wieder runter. Bitte. Du weißt doch ganz genau, dass dein Vater wütend wird, wenn du nicht unten bist." Ein Teil von mir wusste, dass sie das sagen würde, aber dennoch dreht sich mein Magen um.

„Aber Mami ich-"
Sie setzt sich ruckartig auf und hebt mich auf ihren Schoß. „Allison, ich weiß. Komm her." Mit ihren Händen streicht sie über meinen Rücken und summt ein Lied, welches sie immer singt, sobald mein Bruder oder ich weinen. Allerdings eher bei meinem Bruder.

Langsam werde ich müde. „Allison, du weißt doch, dass ich dich liebe, nicht?"
Ihre Augen sind glasig und ihre Stimme bricht am Ende. Eigentlich weiß ich das nicht. Allerdings bin ich zu müde, um ihr zu antworten und schlafe ein.

Ich zucke leicht zusammen, als jemand eine Hand auf meinen Oberarm legt. Schnell setze ich mich auf und mustere die Person, welche sich als Dylan herausstellt. Fragend sehe ich ihn an und reibe meine Augen, damit ich klarer sehen kann.

„Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Kannst du bitte mit raus kommen? Thomas hat wieder überall alles verwüstet und keine Ahnung. Irgendwann hat er dich erwähnt."

Die Falte auf meiner Stirn wird tiefer und mein Blick fragender. „Ich weiß du bist im Moment nicht gut auf ihn zu sprechen, aber-"
„Wo ist er?", flüstere ich zurück.

Gefangen in London (tbs ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt