Kapitel 85

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Thomas P.O.V

Zwar weiß ich nicht, wie lange ich in der Wohnung umhergeirrt bin oder aus allen Fenstern gesehen habe, aber ich bin wirklich davon ausgegangen, ihr sei etwas zugestoßen. Jedoch als ich dieses verdammte Rauschen des Wasser wahrgenommen und dann auch noch diese Fußabdrücke auf dem Boden gesehen habe, welche unmöglich Sky's sein konnten, wusste ich es schon.

Alles in mir schreit nach einer Betäubung. Zu gerne würde ich meine Gefühle abstellen, wenn das nur ginge. Bisher hat Sky meine Wut immer eingedämmt und sie verblassen lassen. Bis eben jedenfalls.

Jetzt komme ich mir, wie einer dieser Trottel in diesen behinderten Liebesfilmen vor, die meine kleine Schwester so sehr liebt. Wie konnte es nur dazu kommen, dass ich so ein Idiot wurde und mir von einem fucking deutschen Mädchen den Kopf verdrehen lasse? Wieso kann sie für mich nicht einfach eine von vielen sein?

Vor allem aber, seit wann bin ich zu so einem verdammt peinlichen Dickens geworden?! Dieses Mädchen macht meine ganzen Prinzipien kaputt!

Sky sieht mich, wie schon öfters, mit einem paralysierten und entsetzlichen Blick an.

Sie würde es nicht verstehen. Außerdem ist sie diejenige, die mich verarscht hat! Sie sollte ein schlechtes Gewissen haben und nicht ich.

„Thomas, wieso sagst du sowas?"
Weil ich mich nicht nur verdammt nochmal wieder gegen meine Familie gewendet habe und jetzt wieder alle denken ich sei ein egoistisches Arschloch! Nein, ich hab das alles auch noch gemacht, um verarscht zu werden!

Wir hatten doch bloß einen Schwächemoment. Als würde das irgendetwas bedeuten.

Ich zucke mit den Schultern. „Du denkst doch auch so oder nicht?" Meine Stimme hört sich für mich fremd an. Fast so, als würde ich in der Szene ein Zuschauer sein und der Konversation gespannt folgen. Sky schüttelt verkrampft den Kopf. „Nein, tu ich nicht. Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass du mitgekommen bist," sagt sie ehrlich. Ich weiß, dass sie die Wahrheit sagt, aber ich will ihr nicht glauben.

Wieso sollte sie denn sonst einen anderen Typen anschleppen und anscheinend davon überzeugt sein, mich nicht mehr in der Wohnung vorzufinden. Wahrscheinlich wollte sie sogar, dass ich verschwinde. Denn offensichtlich hätte sie damit auch kein Problem.

„Sehe ich," erwidere ich.
Sichtbar schluckt Sky bemüht. „Thomas, es tut mir leid, dass ich gehandelt habe ohne mit dir darüber genau zu reden. Ich verspreche dir, dass ich ab jetz-"

„Brauchst du nicht," ich deute die Richtung, in die der Typ verschwunden ist. „Kannst du ihm versprechen. Ich bin raus." Bevor ich nachdenken kann, verlassen die Worte meinen Mund. Niemals würde ich sie alleine lassen! Egal, was passiert!

Verletzt sieht sie mich an. „W-was redest du da," stottert ihre unsichere Stimme, die mich beinahe in die Knie zwingt. „Ach komm, du weißt doch ganz genau, was ich meine! Anscheinend vertraust du mir sowieso nicht!"

Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen, als sie versucht nicht anzufangen zu weinen. „Was fällt dir ein?!" Eine Träne verlässt eines ihrer roten Augen. „Mir?! Willst du mir verarschen?! Ich bin nicht derjenige, der jemanden einfach so ersetzt," sage ich mit noch immer erhobener Stimme.

Weinend schüttelt Sky den Kopf. „Du bist so ein gigantischer Idiot, Sangster." Ihre Stimme ist ruhig. Langsam schluckt sie wieder und streicht sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.

„Ja, vielleicht bin ich das wirklich," sage ich emotionslos. Wobei eigentlich ein Chaos in mir herrscht. Ihre glasigen Augen sehen benommen in meine. „Fick dich, Sangster." Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, dreht sie sich um und verschwindet in der Dunkelheit des Flures.

Fuck...

Gefangen in London (tbs ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt