3 | I'm definitely going to hell, but I'll have all the best stories to tell

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„So, jetzt siehst du wieder aus wie du", lächelte Adonis Marlon an und dieser brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen.
„Naja", brummte er und trat verlegen einen Schritt zurück. „Zumindest wie vorher."
„Wie? Trägst du nicht immer Backstreet Boys T-Shirts?", witzelte der dunkelhaarige Gott.
„Nein", entgegnete Marlon zynisch. „Normalerweise nur welche von Justin Bieber, aber die sind gerade alle in der Wäsche. Zumindest trage ich überhaupt welche, Mr. Watts!"

Der große Mann riss amüsiert die Augen auf und verschränkte die Arme vor seiner nackten Brust. Marlon gab vor sich selbst auf gar keinen Fall zu, dass ihn das störte, weil sich sein Ausblick durch diese Geste einschränkte.
„Erstens bin ich einfach nur Liam", erklärte der Wasserabsteller. „Rick ist hier höchstens Mr. Watts. Und zweitens musste ich das Chaos da unten ja schnellstmöglich beseitigen, sonst hättest du noch länger kein Wasser gehabt und leider gibt es in eurem Keller kein Lappenlager, also war Improvisation gefragt."

Marlon kniff die Augen zusammen und funkelte Liam an. „Das war ja wohl unmöglich meine Schuld, also vielleicht überlegen Sie sich mal, wie Sie mit mir reden!"
Liam schnaubte. „Und du nimm mal den Stock aus deinem süßen Hintern, du bist doch kaum älter als ich."
Verblüfft riss Marlon die Augen auf. Seinen süßen Hintern? Irgendwie blendete sein Hirn die restlichen Unverschämtheiten aus, denn Ado- Liam hatte gerade gesagt, dass sein Hintern süß ist.

„Also", fuhr Liam etwas freundlicher fort. „Leihst du mir ein Bieber-Shirt und ich lade dich auf einen Kaffee ein?"
„Ich verleihe meine Bieber-Shirts nicht", erwiderte Marlon frech. „Aber ich koche dir einen Kaffee, wenn du dafür dein T-Shirt ausgezogen lässt."
Auf Liams Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und er nickte.

*~*~*

„Also, nur Liam", sagte Marlon drei Stunden später, als sie gemeinsam auf seinem Sofa saßen und den Kaffee gegen bestellte Pizza eingetauscht hatten. Liam, der noch immer ohne Shirt dasaß, kaute an seinem letzten Stück Pizza und sah Marlon erwartungsvoll an. „Wie kommt ein Axtmörder dazu, mir zu unterstellen, ein Massenmörder zu sein?"

Liam grinste und hielt Marlon sein Pizzastück, auf dem sich Schinken, Käse und einige Stücke Ananas befanden, vor den Mund. „Nun, du sahst aus wie jemand Gleichgesinntes. Das Mörder-Dasein ist sehr einsam und du schienst zu wissen, wie man die Teile beseitigt, mit deinen Handschuhen und der Farbe."

Marlon lachte lauthals auf und schielte argwöhnisch auf das Essen vor seinem Gesicht. „Was soll das?", fragte er skeptisch.
„Du sollst kosten", forderte Liam ihn auf.
„Wieso?"
„Weil es lecker ist."
„Obst auf Pizza? Ganz bestimmt nicht."
„Jetzt probier schon!"
„Du hast es angeleckt!"
„Na und?"
„Das ist, als würde man sich küssen."
„Pfft", machte Liam. „Pizza Hawaii ist schon gut, aber Küssen ist viel besser!"

Marlon schluckte schwer und wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Um die betretene Stille zu überspielen, biss er kurzerhand von dem ihm vorgehaltenen Pizzastück ab. Liam beobachtete ihn interessiert, sein Mund zu einem amüsierten Lächeln verzogen. Als Marlon den Bissen hinuntergeschluckt hatte, fragte er nur: „Zufrieden?"

Doch Liam antwortete nicht, sondern legte seine Hand an Marlons Wange und seine Lippen auf Marlons Mund. Unwillkürlich schloss Marlon seine Augen und befürchtete, gleich an einem Herzstillstand zu sterben. Dieser Gott von einem Mann war nicht nur eine Augenweide, er war auch noch witzig und unglaublich intelligent, wie er ihrem vergangenen Gespräch entnehmen konnte, und jetzt saßen sie hier auf seinem Sofa und er küsste ihn einfach!

Marlon schob seine Hand in Liams chaotische Haare und erwiderte den Kuss zaghaft. Liams Lippen waren weich und warm und als seine Zunge vorsichtig an Marlons Mund stupste, warf Marlon sämtliche übrigen Zweifel über Bord und gab sich Liam vollkommen hin. Wenn er schon in die Hölle kommen würde, dann würde er zumindest die Fahrt dorthin genießen.

Marlon war ganz bestimmt kein Kind von Traurigkeit. Schon recht früh hatte er festgestellt, dass er sowohl Jungs als auch Mädchen mochte. Jedoch durfte er auch feststellen, dass Herzen brechen, wenn man sie zu leichtfertig verschenkt. Nach dem ein oder anderen One Night Stand in einer durchfeierten Nacht und der daraus resultierenden Leere und Einsamkeit hatte Marlon für sich beschlossen, dass er sich zu solch kurzlebigen Leidenschaften nicht mehr hinreißen lassen würde.

Mit Liam war es anders. Er drückte genau die richtigen Knöpfe, physisch als auch psychisch, bei Marlon, und es war vollkommen aussichtslos für diesen, sich dieser magischen Anziehung entgegenzustellen. Also beschloss Marlon, einfach den Moment zu genießen, der vielleicht einer von vielen großartigen Momenten sein würde und fand sich wenige Minuten später schwer atmend auf Liams Schoß wieder.

Marlons Hände strichen wie von selbst immer wieder über Liams wohldefinierte Brust, während er leidenschaftlich an dessen Lippen saugte und seine Zunge mit seiner eigenen liebkoste. Liams Hände fuhren unter Marlons Shirt, schoben es nach oben und striffen es über seinen Kopf. Sofort wollten sie jeden Zentimeter von Marlon berühren und fuhren unruhig über seinen Körper.

Liam atmete schnell und schwer und Marlon spürte die Hitze zwischen ihnen. Seine Hüfte entwickelte ein Eigenleben, stieß sich Liam immer wieder entgegen und er keuchte überrascht auf, als Liam sich von ihm löste und mit kehliger Stimme flüsterte: „Wo ist dein Schlafzimmer?"
Mit butterweichen Knien kletterte Marlon von seinem Schoß und genoss das Gefühl, als Liam ihre Finger miteinander verschränkte.

Langsam ging Marlon vor, zog Liam mit sich und führte ihn in sein Schlafzimmer. Es war eine Weile her, dass er das Bett mit jemandem geteilt hatte und dass dieser neue Jemand nun auch noch der Inbegriff seiner kühnsten Träume zu sein schien, half ihm nicht besonders, seine Nervosität abzustreifen.
„Hey", machte Liam und küsste Marlons geschwollene Lippen. „Bist du okay?"

Zittrig nickte Marlon, er wollte nicht, dass Liam dachte, er würde einen Rückzieher machen. Liams Hand strich über Marlons Wange, seinen Hals, sein Schlüsselbein.
„Ich möchte dir einfach nur nahe sein, Marlon", flüsterte er kaum hörbar und sämtliche Zweifel in Marlon verpufften zu leichtem Nebel, der sich langsam verzog, wie der Rauch einer Kerze, die man ausgeblasen hatte.

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