24 | I want lust and love and a smattering of romance

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„Tja", machte Liam und stand langsam von seinem Stuhl auf. „Ich muss dann mal weiter. Die Kollegin, von der ich die Zimmerliste übernommen habe, hat noch zehn weitere Zimmer, die ich noch machen muss."
„Okay", sagte Marlon leise und stand ebenfalls auf. Er nahm die Tassen, um sie wieder ins Zimmer zu bringen, doch Liam kam ihm zuvor, griff nach den Henkeln und murmelte: „Schon gut, ich mach das."

Marlon sah stumm auf Liams Hände, die nun über seinen lagen und wagte es nicht, seinen Blick nach oben zu richten. Liam hingegen starrte Marlon regelrecht an, musterte sein schönes Gesicht und musste sämtliche Kraft aufwenden, ihn nicht hier und jetzt zu küssen.

Stattdessen trat er einen Schritt zurück, räusperte sich auffällig und trug die Tassen durch das Zimmer in den Hotelflur, wo ein Wagen mit allerlei Putzutensilien stand. Marlon folgte ihm langsam und stand verlegen in seinem Zimmer herum. Liam suchte zwei saubere Tassen vom Wagen und stellte diese neben Marlons Kaffeemaschine bereit.

„Ich bleibe noch bis Sonntag", platzte Marlon heraus und Liam nickte. „Ich weiß."
„Ich.. ähm.. gibt's hier auch ein Kino?", fragte Marlon kleinlaut und verzog sein Gesicht, als würde er gleich eine Standpauke erwarten.
Liam seufzte und schüttelte den Kopf, sein Gesicht dramatisch, doch Marlon meinte, ein verschmitztes Funkeln in seinen Augen sehen zu können.
„Leider nicht", sagte Liam traurig.
„Oh", machte Marlon. „Das ist.. schade."
„Ja, sehr schade", pflichtete Liam ihm bei und ging hinaus auf den Flur, um den Wagen zum nächsten Zimmer zu schieben. „Einen schönen Tag noch für Sie, Mr. Stewart", sagte er höflich und schloss die Zimmertür hinter sich.

Verdattert stand Marlon noch immer nur in seiner Boxershorts da und glotzte die Tür an. Sollte er jetzt allen Ernstes warten bis sein Urlaub zu Ende war, damit er mit Liam auf ein Date gehen konnte?

Liam betrat das nächste Hotelzimmer und war erleichtert, dass der hier wohnende Gast gerade irgendwo unterwegs war. Er machte sich daran, das Bett abzuziehen und plötzlich sagte eine Stimme hinter ihm: „Ich hab auch Pay-TV."
Liam wirbelte erschrocken herum und da stand Marlon verlegen in der Tür, noch immer in Boxershorts und mit roten Wangen.

Liam grinste, hob eine Augenbraue und während er seine Arbeit fortsetzte, fragte er: „Guckst du dir da schmutzige Filmchen an?"
Marlon brauchte einen Moment, bis er die Frage vollkommen verstand und stammelte dann nervös: „N-Nein, ich meine nur.. da laufen ja manchmal auch Kinofilme und vielleicht.. naja.. ist das ja auch fast wie Kino?"
Liam drehte sich wieder zu ihm und knüllte den Bettbezug, den er eben von der Decke gezogen hatte, zusammen.
„Wäre das für dich wirklich okay?", fragte er Marlon und dieser zuckte mit den Schultern.

„Naja", murmelte Marlon. „Ich bin jetzt noch fast eine Woche hier und das ist ganz schön lange und du bist auch hier und da dachte ich-"
„Okay", unterbrach Liam ihn und Marlons Gesicht erhellte sich augenblicklich.
„Okay?"
Liam grinste.
„Ich bringe Pizza mit, wäre das in Ordnung?" Marlon nickte eifrig.
„So gegen-?"
„Ist sieben zu früh?", fragte Liam und Marlon schüttelte den Kopf.
„Sieben ist perfekt", freute er sich.

*~*~*

Kurz nach sechs stand Marlon mit zitternden Händen und zusammengezogenen Augenbrauen vor dem Spiegel in seinem Badezimmer. Er war frisch geduscht und versuchte nun, sein Haarstyling zu perfektionieren. Da er, als er seinen Urlaub antrat, nicht damit gerechnet hatte, hier ein Date zu haben geschweige denn ausgerechnet mit Liam, hatte er ausschließlich bequeme Sachen eingepackt und so musste nun ein enges, weißes T-Shirt und eine schwarze Jogginghose als Outfit dienen.

Marlon hatte tatsächlich für einen Moment erwogen, in eines der wenigen Bekleidungsgeschäfte, die sich in Hotelnähe befanden, zu gehen, doch als Schneider war er, was die Auswahl seiner Kleidung betraf, mehr als wählerisch und sein Puls war seit heute Morgen noch nicht wieder auf Normalniveau gekommen. Außerdem hatte Liam ihn bereits in seinem schlimmsten Zustand, was das Styling anging, gesehen.

Gerade, als er einigermaßen zufrieden mit seinen Haaren war, vernahm er ein leises Klopfen an seiner Zimmertür. Verwundert ging er hin und begegnete einem verlegen grinsenden Liam, der davor stand.
„Ich.. ähm.. der Pizzaservice war recht schnell mit der Zubereitung und ich wollte nicht, dass sie kalt werden", gab Liam kleinlaut zu und hielt Marlon zwei Pizzaschachteln entgegen, während eine Einkaufstüte aus Papier an seinem Handgelenk baumelte.

Marlon hob skeptisch eine Augenbraue und nahm die Kartons entgegen.
„Wenn man nicht so früh bestellt, sind sie meistens auch nicht so schnell fertig", grinste er.
„Ja", brummte Liam und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Vielleicht war ich etwas ungeduldig." Marlon lächelte und erwiderte: „Das finde ich irgendwie süß."
„Oh", fiel es Liam ein. „Süßes gibt's hinterher. Kann ich das hier in deiner Minibar parken?"
Neugierig betrachtete Marlon die Tüte in Liams Hand und nickte ihm zu.
„Drinnen oder draußen?", fragte er und Liam zuckte mit den Schultern.
„Filme sieht man ja besser drinnen", antwortete er. „Ich guck ja meistens im Bett, aber das anzubieten, wäre wohl etwas frech von mir."

Marlon, der gerade im Begriff war, zur Terrasse zu gehen, drehte auf dem Absatz um und flitzte in Richtung Schlafzimmer. Er hoffte, Liam würde seine roten Wangen nicht sehen. Zum einen, weil sie sich allen Ernstes ins Bett legen würden, aber vor allem zum anderen, dass er schlichtweg vergessen hatte, dass sie zu einem Filmabend verabredet waren. In dem Moment, als Liam vor seiner Tür stand, hatte sich Marlons Verstand offenbar dazu entschieden zu verschwinden.

„Alles gut?", fragte Liam plötzlich hinter ihm, während Marlon hektisch die Pizzakartons auf seinem großen Hotelbett drapierte.
„Klar", log Marlon und versuchte, seine Fassung wiederzugewinnen. Warum war er denn plötzlich so aufgeregt?
„Hast du vergessen, dass wir einen Film schauen wollten?", wollte Liam grinsend wissen. Mist, ertappt!
„Natürlich nicht", entgegnete Marlon empört und hoffte, dass seine roten Wangen ihn nicht verrieten.
„Aber Marlon", kicherte Liam. „Du hast im Schlafzimmer gar keinen Fernseher."

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