Kapitel 19 - Wenn das Herz ganz schwer wird

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"Was ist?", fragte mich Bela, als wir uns am Freitagnachmittag in einem Café trafen. "Warum schaust du so betrübt?"
Ich hatte kaum geschlafen. Der Kuss von Pepe ließ mir keine Ruhe. Meine Gefühle schienen sich sekündlich zu ändern. Ich mochte ihn. Sogar sehr gern! Aber mochte ich ihn wirklich auf diese Art und Weise?

"Pepe hat mich geküsst", sprach ich das aus, was mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag.

"Aber das ist doch gut!", sagte Bela sofort. "Oder nicht?", hakte er zögerlich nach, als er merkte, dass ich mir da nicht so sicher war. "Du wolltest dich doch verlieben... dachte ich..."

Ich sah ihn unschlüssig an. Hatte ich mir alles nur eingebildet? War das zwischen Bela und mir wirklich nur Freundschaft? Ich hatte mir erhofft, dass er sich nicht über diesen Kuss freuen würde. Stattdessen hatte ich erwartet, dass er eifersüchtig war.

"Ich weiß nicht", gab ich von mir. "Ich dachte, .. na ja...." Es war besser, wenn ich es einfach aussprach. Sonst würde ich für immer auf der Stelle treten. "Ich dachte zwischen uns wäre etwas."

Ich konnte es kaum glauben, dass ich das wirklich laut gesagt hatte. Auf einmal war die lockere Stimmung verflogen. Ich sah Bela an und er wirkte nicht einmal geschockt. Eher traurig.

Warum sah er mich so an?

Zumindest hatte er für einen Moment die Sprache verloren. Ich nutzte den Moment, um weiter zu sprechen.

"Ich habe mich am Anfang immer gefragt, warum ein so toller Typ wie du mit mir Zeit verbringt. Und zwar wirklich intensive Zeit. Wir waren nackt baden; ich habe um Mitternacht an deiner Tür geklingelt und wir haben die ganze Nacht geredet; ich dachte immer, dass das Zeichen wären, dass mehr zwischen uns ist! Wir wollen sogar zusammen nach Australien! Das ist doch nicht nur eine einfache Freundschaft!"

Bela seufzte laut und schien sich seine Wort genau zu überlegen.

"Es tut mir leid, Lilly. Ich wollte nicht, dass dieser Eindruck entsteht."

Ich biss mir auf meine Unterlippe. Seine Worte taten weh. Richtig weh.

"Okay", hauchte ich mit viel Anstrengung. "Da habe ich wohl einiges falsch verstanden."

Ich versuchte mir meinen Herzschmerz nicht anmerken zu lassen.

Bela schluckte schwer. Plötzlich bemerkte ich, wie er mit den Tränen kämpfte. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass er den Kampf verlor, doch dann fing er sich wieder.

"Nein, hast du nicht. Ich bin habe einige Grenzen überschritten. Es ist mein Fehler."

Was sollte das heißen? Ich wurde daraus nicht schlau.

"Meinst du, dass es ein Fehler war mich unter dem Kirschbaum zu treffen?"

Sofort schüttelte er den Kopf. Das hatte er ganz offensichtlich nicht gemeint.

"Nein, um Gottes Willen! Das war die beste Entscheidung dich wiederzutreffen!" Und wieder so ein Satz, von dem ich gedacht hätte, dass ich etwas sehr besonderes für ihn war. "Lilly, ich mag dich. Wirklich! Aber es wird zwischen uns nie mehr als Freundschaft sein."

Ich sah ihn an und bekam das Gefühl, dass er sich selbst gerade anlog. Er wirkte so, als müsste er sich zwingen diese Worte zu sagen.

"Warum?", forderte ich nun eine ehrliche Antwort.

Ich spürte, dass er etwas zurückhielt.

Seine Kiefermuskeln spannten sich an.

"Weil einfach nicht die Gefühle da sind", presste er hervor. "Du bedeutest mir sehr viel, aber eben als beste Freundin."

Meet me under the cherry treeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt