Schon ewig hatte ich kein Café mehr betreten. Meine Eltern hatten eh noch nie für so etwas Zeit gehabt und ich vermutete, dass meine Freundinnen das mittlerweile ohne mich machten.
Als ich das gemütlich Kaffeehaus betrat, wurde ich von einer angenehmen Duftwolke begrüßt. Es roch nach frisch gebackenem Kuchen und geröstete Kaffeebohnen. Es war angenehmes Gefühl, das sich in mir ausbreitete. Es erinnerte mich an meine Oma. Sie war früher oft mit mir in Cafés gewesen, doch leider war Oma Henriette schon vor vielen Jahren gestorben. Ich wünschte, meine Mutter wäre mehr nach ihrer Mama gekommen. Sie wäre deutlich gelassener und einfühlsamer.
Bela hatte das Café mit dem Namen "Das Elefantenhaus" ausgesucht und ich musste gestehen, dass er einen guten Geschmack hatte.
Das Ambiente war gemütlich und entspannend. Eine richtige kleine Oase, in der man die böse Welt außerhalb dieser Mauern vergessen konnte. Es gab gemütliche Sessel, gemusterte Tapeten und überall standen Grünpflanzen. Warum das Café "Elefantenhaus" hieß, erschloss sich mir nicht.
Ich erblickte Bela, der an einem kleinen Tisch in der Ecke saß und in einem Buch vertieft war. Jeder andere hätte wohl an seinem Handy gehangen, doch Bela war anders und deshalb mochte ich ihn.
Ich ging zu ihm hinüber und er bemerkte mich erst, als ich direkt vor ihm stand.
"Oh Hallo", begrüßte er mich freundlich. "Ich habe dich gar nicht kommen sehen." Er stand auf und begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung. Es tat so gut körperliche Nähe zu spüren. Es war schon Ewigkeiten her, dass mich mal jemand richtig umarmt hatte.
"Ich hoffe, du wartest noch nicht lange auf mich. Mein Bus hatte Verspätung", entschuldigte ich mich.
"Nein, kein Problem. Ich hatte mein Buch bei mir. Ich konnte die Zeit sinnvoll nutzen. Ich habe mir schon einen Tee bestellt." Ich setzte mich ihm gegenüber an den Tisch. "Aber mit dem Kuchen habe ich noch auf dich gewartet."Skeptisch zog ich einen Augenbraue hoch.
"Kuchen? Sind das nicht so viele Kohlenhydrate, gesättigte Fettsäuren und viel zu viel raffinierter Zucker? Ganz zu schweigen von Gluten und Lactose."
Er sah mich ein wenig herausfordernd an.
"Solange man das nicht jeden Tag isst, sehe ich da kein Problem", ließ er mich freundlich wissen.
"Also erwartest du von mir ab jetzt keinen Totalverzicht auf alles, das ich nicht direkt vom Feld ernten kann?", fragte ich und meinte es tatsächlich nur halb scherzend."Keine Sorge", sprach er beruhigend. "Solang die Basis gesund ist, kann man sich auch mal etwas gönnen. Man soll das Leben ja schließlich genießen." Er schob mir die Kuchenkarte herüber, doch ich schüttelte den Kopf.
"Ich habe beim Reingehen gesehen, dass es auch Obstsalat gibt. Ich nehme den."
Ich hatte die ganze Woche so gut durchgehalten, sodass ich motiviert war auch weiterzumachen. Und ich wusste ganz genau, dass ein Stück Kuchen bei mir wie ein Trigger wirken würde. Würde ich eins essen, würde ich vermutlich noch mehr Süßigkeiten im Laufe des Tages essen. Denn dann war es ja eh egal... So zumindest der Irrglaube.
"Ganz wie du magst", akzeptierte er meine Entscheidung und rief dann die Kellnerin zu uns, damit sie unsere Bestellung aufnehmen konnten.
"Wie geht es dir?", fragte er schließlich und lehnte sich interessiert nach vorn.
Es ging mir nicht gut, aber das sollte er nicht wissen. Also zwang ich mir ein Lächeln auf.
"Gut, ich habe die Woche auf meine Ernährung geachtet", sagte ich stolz.
Sein Blick war ernst auf mich gerichtet.
"Ich glaube, die Ernährung ist dein geringstes Problem, oder? Wie läuft es denn in der Schule?"
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Meet me under the cherry tree
Storie d'amoreStatt ihre Teenager-Jahre zu genießen, schleppt sich Lilly von einem Problem zum nächsten. Ihre Eltern streiten nur noch, die Schulnoten sind schlecht, ihre Freunde falsch und ihren Körper formt sie schon lange nur noch mit Süßigkeiten. Als sie glau...