Kapitel 1

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Hermione P.O.V.

Erschöpft ließ ich mich in den Sessel vor dem Kamin fallen. Es war ein anstrengender Tag gewesen, aber es hatte sich gelohnt. Hogwarts war nach all den Wochen und all der Arbeit endlich wieder in seinem alten Zustand, keine Löcher mehr in der Mauer, kein Schutt und keine Asche wohin das Auge nur reichte. All die Statuen und Rüstungen waren repariert worden, alle Gemälde aufgearbeitet. Auch mit Magie hatte es sehr viel Zeit und Energie gekostet.

Es war jetzt Ende Juni, die Schlacht war schon fast zwei Monate her und doch fühlte es sich an, als sei all das erst vor ein paar Tagen passiert. Der Schmerz, den jeder verspürte, die Wunden und vor allem die Erinnerungen waren noch viel zu präsent. Nicht wenige hatten in diesem Krieg einen oder mehrere geliebte Menschen verloren.

Auch wenn meine Eltern Muggel waren und ich keine Geschwister hatte, so hatte ich doch einen Bruder verloren. Fred. Ich liebte die Weasleys wie eine zweite Familie, Bill, Charlie, Percy, Fred, George und Ginny waren für mich die Geschwister, die ich nie hatte. Und Harry natürlich.

Wie so oft in den letzten Tagen und Wochen schweiften meine Gedanken zu meinen Eltern. Wo waren sie? Und wie ging es ihnen? Seit ein paar Tagen überlegte ich sie suchen zu gehen. Ich hatte sie weggeschickt, um ihnen die Gefahr zu nehmen, aber jetzt war die Gefahr vorüber, oder? Aber würden Sie mich nach diesem Vertrauensbruch noch wollen?

Ich beschloss Harry, Ron und Ginny zu fragen, was sie zu der Idee sagten. Langsam stand ich auf und legte das Kissen, das auf meinem Schoß gelegen hatte auf den Sessel. Im Laufen sah ich mich um, in all den Jahren hatte ich nie gemerkt, wie der Fuchsbau für mich zu einem Zuhause geworden war. Für mich war er immer Ron's Zuhause, wo ich ihn gerne besuchte, aber nicht mehr.

Als ich durch den kleinen Flur des Hauses ging konnte ich Stimmen hören und betrat die Küche.
Am Herd stand Ginny und kochte wie es schien Abendessen, Harry und Ron saßen in eine Unterhaltung vertieft am Küchentisch. Ich stellte mich neben Ginny und griff wie selbstverständlich nach einem Kochlöffel. Sie grinste mich fröhlich an und begann einen der Töpfe umzurühren. Nach der Schlacht hatten wir oft zusammen gekocht, zum einen um Molly etwas Zeit und Unterstützung zu geben, zum anderen um uns selbst ein wenig von all den düsteren Gedanken abzulenken. Wir kochten ohne Magie, zu zweit ging es auch so schnell genug.

"Warum kochst du eigentlich nur so wenig?", fragte ich Ginny. "Mom und Dad sind heute ausgegangen, die Jungs sind auch nicht zu Hause, weiß aber nicht wo sie hingegangen sind.", sagte sie.
Mich freute es, dass es Molly und vor allem George wieder besser ging. Lange Zeit hatte er weder sein Zimmer geschweige denn das Haus verlassen.

Mit einem Schwenker meines Zauberstabes ließ ich erst Teller und Besteck, dann die Töpfe und Pfannen auf den Tisch schweben. Harry und Ron schienen erst jetzt so richtig zu bemerken, dass ich da war. Ron stand auf und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. Gemeinsam setzten wir uns an den Tisch und begannen zu essen.

Es herrschte Schweigen. Ich wusste nicht, wie ich ihnen erzählen sollte, dass ich meine Eltern suchen wolle. Was, wenn sie die Idee nicht gut fänden? Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, wenn ich meine Eltern wieder sehen wollte, dann musste ich reden.
Warum machte ich überhaupt so einen Aufstand? Das vor mir waren mein Freund und meine beiden besten Freunde.

"Mione, alles ok?", frage Ron mit leicht besorgten Unterton. "Ja.... Es ist nur so...", sagte ich, "Ich möchte meine Eltern suchen." Am Tisch herrschte Schweigen, keiner sagte ein Wort, dann: "Ich komme mit!" Überrascht sah ich Ron an. Er lächelte und legte einen Arm um meine Schulter. "Sollen wir auch...?", fragte Harry zögerlich. Ich schüttelte den Kopf, ich wusste, dass er noch einiges erledigen wollte, bevor seine Ausbildung Mitte September anfangen würde.

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Am nächsten Morgen wachte ich durch einen Sonnenstrahl, der meine Nase kitzelte auf. Leise, um Ron nicht zu wecken, stand ich auf, richtete mein viel zu großes Schlafshirt, das eigentlich Ron gehörte und machte mich auf den Weg ins Bad.
Heute würden wir überlegen, wie wir meine Eltern finden könnten, ich wollte so schnell wie möglich los, damit ich bevor das neue Schuljahr starten würde noch Zeit mit meinen Eltern verbringen konnte.

Im Bad zog ich meine Kleidung aus und stieg unter die Dusche, dass kühle Wasser prickelt angenehm auf meiner Haut. Die Kühle war ein angenehmer Kontrast zur Hitze des Sommers, die auch jetzt, am frühen Morgen, schon da war.
Nach wenigen Minuten stieg ich aus der Dusche und zog mir ein gelbes Sommerkleid an. Ich trocknete meine Haare und versuchte erfolglos meine wilde Lockenmähne zu zähmen.
Als ich aus dem Badezimmer trat, war es im Haus noch immer still. Auf Zehenspitzen schlich ich hinunter in die Küche und bereitete das Frühstück vor. Ich deckte den kleinen Tisch im Garten der Wealesy's. Ich liebte es hier draußen zu frühstücken, umgeben von saftigen Grünen Gras, duftenden Blumen und zwitschernden Vögeln.

Gerade, als ich mich hingesetzt hatte, hörte ich, wie die Hintertür mit einem leisen Quietschen auf ging. Ginny trat hinaus in den Garten, auch sie trug ein Sommerkleid und tappte Barfuß übers Gras zu mir. Ihre Haare waren noch feucht vom Duschen und vielen ihr leicht gewellt über die Schulter. Die Morgensonne ließ ihre feuerroten Haare bronzefarben schimmern.
„Morgen.“, sagte sie und ließ sich mit einem Lächeln auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Schweigend und die Natur genießend begannen wir zu frühstücken.

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