Kapitel 10

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Ginny´s P.O.V.

Mum, Dad, Harry und ich hatten gerade unser gemütliches Frühstück im Garten beendet, als eine große Schleiereule mit einem ans Bein gebundenen Brief angeflogen kam.

Das hell braune Gefieder glänzte in der Sonne als sei es aus Gold.
Die Eule landete auf der Rückenlehne einer der freien Stühle und streckte das Bein aus.

Harry, der am nächsten dran saß, beugte sich vor und nahm der Eule vorsichtig den Brief ab.
„Für wen ist er?“, fragte ich interessiert. Ich hoffte inständig, dass es nicht noch irgendein Brief vom Ministerium war, der Harry mitteilte, dass es noch irgendwas zu klären gäbe.

Ron und Hermione waren vor sechs Tagen nach Australien aufgebrochen, seit dem hatten Harry und ich bereits vier Termine im Ministerium gehabt und in den nächsten Tagen und Wochen würden noch einige folgen.

Streng genommen hatte nur Harry diese Termine, aber für mich war es selbstverständlich, dass ihn begleitete.

„Für mich.“, sagte er und rollte den Brief auseinander. „Für uns.“, verbesserte er, „Er ist von Ron und Hermione.“

„Hermione schreibt, dass sie gut angekommen sind und ihre Eltern schon gefunden haben, sie bleiben jetzt noch ein paar Wochen dort.“, fasste er zusammen, was in dem Brief stand.

„Hat sie gesagt, wie ihre Eltern reagiert haben? Ich wette ihre Sorgen waren ganz umsonst!“, fragte ich. „Sie haben es wohl ganz gut aufgenommen.“, meinte er nur mit einem Schulterzucken.

„Was hältst du davon, wenn wir heute in die Winkelgasse gehen? Ich brauche noch ein paar Sachen für die Ausbildung und du für Hogwarts, wenn wir die Sachen jetzt schon kaufen haben wir später nicht den Stress.“, fragte er dann, „Außerdem brauche ich schon mal ein Geburtstagsgeschenk für dich und würde dich gerne auf ein Eis einladen.“

„Können wir machen, ich brauche auch noch ein paar Sahen.“, sagte ich, „Und zu Eis kann ich sowieso nicht nein sagen, schon gar nicht, wenn DU mich einlädst.“

„Ich räume den Tisch ab.“, sagte Mum und ließ mit Hilfe ihres Zauberstabes die Teller auf einen Stapel fliegen, „Habt einen schönen Tag!“

Nachdem wir uns von Mum und Dad verabschiedet hatten gingen wir ins Haus um unser Geld zu holen und flohten dann in den Tropfenden Kessel.

Der Pub war noch recht leer, als wir aus dem Kamin traten, aber es wunderte mich nicht. Vor dem Krieg war auch zu so einer frühen Zeit schon einiges los gewesen, aber jetzt blieben die Leute lieber unter sich und hatten Angst anderen zu vertrauen.

Viele hatten Angst, dass noch irgendwo Todesser waren, die urplötzlich den Zauberstab zücken würden und andere angriffen.

Ich konnte es mir nur schlecht vorstellen, aber ich verstand ihre Angst, manchmal erging es mir selbst nicht anders, die Erinnerungen an den Krieg, an die Zeit in der Voldemort geherrscht und gemordet hatte, waren einfach noch zu frisch.

Es würde lange dauern, bis alles wieder so war, wie früher. Falls das überhaupt möglich war.

Harry griff nach meiner Hand und gemeinsam durchquerten wir den Pub. Auf dem Hinterhof zog er seinen Zauberstab. „Drei nach oben, zwei zur Seite.“, murmelte er und tippte den entsprechenden Backstein an.

Die magische Mauer öffnete sich zum altbekannten Torbogen und traten hindurch. Auch die Einkaufsstraße war deutlich leerer, als ich es gewohnt war.

„Musst du zu Gringotts, oder hast du genug Geld dabei?“, fragte Harry. „Ich zog meinen ledernen Geldbeutel, den er mir in meinem fünften Schuljahr geschenkt hatte aus der Tasche.

„Sollte reichen.“, antwortete ich und zog ihn zu Qualitäten für Quidditch. Der Quidditchshop war eindeutig mein Lieblingsladen in der gesamten Winkelgasse und ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass es Harry genauso ging.

Im Laden war es angenehm kühl, was einen guten Kontrast zu der Hitze draußen bildete.
Ich hatte hier noch nicht oft etwas gekauft, dafür hatte meine Familie nie genug Geld gehabt, aber ich hatte mir dennoch immer gerne all die Quidditchroben, Bälle und Besen angesehen und mir vorgestellt, wie es sein würde, wenn ich mir so etwas eines Tages kaufen könnte.

Während ich durch den Laden schlenderte und ein Ballset näher unter die Lupe nahm, machte Harry seine Besorgungen.

Als er schließlich fertig war rief er mich zu sich. Ich wollte gerade den Laden verlassen, als mir die beiden langen Pakete auffielen, die er bei sich hatte. „Harry…?“, fragte ich misstrauisch, „Was ist das?“ „Was ist was?“, fragte er. „Das.“, sagte ich und deutete auf die Pakete.

„Besen, was sonst?“, fragte er belustigt. „Und wozu genau brauchst du ZWEI Besen?“, fragte ich.

„Brauche ich nicht!“, sagte er, „Der eine ist für dich!“ Mein Mund klappte auf. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“, rief ich aufgebracht. Er konnte mir nicht wirklich einen Besen schenken wollen!

„Doch, natürlich!“, sagte er, „Du willst doch Quidditchspielerin werden, oder?“ Ich nickte, außerstande etwas zu sagen. „Na siehst du, das brauchst du doch auch einen anständigen Besen!“, sagte er, als sei es selbstverständlich.

„Aber Harry, der war doch bestimmt super teuer!“, sagte ich, „Außerdem bin ich doch erst mal in Hogwarts und mache meinen Abschluss!“

„Du musst doch trotzdem trainieren.“, sagte er gelassen. „Ein einfaches Danke hätte es übrigens auch getan“, fügte er mit einem Grinsen hinzu.

„Danke!“, murmelte ich und trat dann einen Schritt auf ihn zu um ihm einen Kuss zu verpassen. „Wäre trotzdem nicht nötig gewesen!“, sagte ich, als wir uns wieder von einander gelöst hatten.

Er lachte bloß und zog mich dann Florean Fortescue's Eissalon. „Den Rest können wir auch später noch kaufen!“, beschloss er.

Kurz nachdem wir uns an einen der kleinen runden Tische vor dem Kaffee gesetzt hatten kam Florean höchst persönlich an unseren Tisch. „Was darf es sein?“, fragte er, „Übrigens schön sie wieder hier zu sehen Mr. Potter!“ „Die Freude ist ganz meiner Seits!“, antwortete Harry und sah mich dann fragend an, „Welche Sorte willst du?“

„Schoko!“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. „Ok, dann bitte zwei mal Schoko.“, gab Harry unsere Bestellung auf.

Florean verschwand wieder ins Innere des Cafés.

„Welcher Besen ist das eigentlich?“, fragte ich neugierig. „Feuerblitz.“, sagte Harry. „Nein!“, rief ich und fügte auf Grund der Blicke anderer Gäste etwas leiser hinzu: „Das hast du nicht gemacht!“

„Doch.“, antwortete er und lehnte sich dann entspannt in seinem Stuhl zurück.

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