Kapitel 23

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Harry's P.O.V.

Die Fahrt zum Fuchsbau verlief weites gehend still. Dann und wann erkundigte sich Mr Granger nach dem richtigen Weg.

Es war keiner so wirklich in der Stimmung für ein Gespräch. Es war spät und die anderen hatten eine lange Reise hinter sich, Ginny und ich wollten das unvermeidlich bevorstehende Gespräch aufschieben und es gleichzeitig hinter uns bringen.

Wir hatten beschlossen Morgen früh zuerst mit Mr und Mrs Granger und anschließend mit Hermione und Ron zu reden.

Ich wusste noch immer nicht ganz, wie ich Hermione unterbreiten sollte, dass sie meine Schwester war. Etwa 'Hey, Mione, wie geht's dir so? Ach, was ich noch erzählen wollte, du bist meine Schwester.'?

Und was sollte ich zu den Grangers sagen? Ich kannte sie kaum und dann damit anzukommen, dass ich wusste, dass Sie Hermione, meine Schwester, adoptiert hatten.

Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass es wahr war, dass ich all das nicht nur träumte.
Ich würde nicht eines morgens aufwachen und mit einem lachen feststellen, dass all das nur ein verrückter Traum war.

Auch, wenn ich es nicht wirklich glauben konnte und wollte, hatte ich mich damit abgefunden.
Insgeheim war Hermione für mich schon immer wie eine Schwester gewesen.

Was mir Angst macht, war jedoch wie sie damit klar kommen würde. Wie würde sie reagieren, wenn ich es ihr erzählen würde?

Ich hatte eine heiden Angst davor, dass es unsere Freundschaft, unsere Beziehung und unser Vertrauen zu einander zerstören könnte.

Bei dem Gedanken lief mir ein Schauer den Rücken hinab.

Was, wenn Ron und Hermione mit dem Gedanken nicht klar kämen? Was, wenn sie sich von mir abwenden würden?

Seit unserem ersten Schuljahr waren Ron und Hermione die wichtigsten Personen in meinem Leben, abgesehen von Ginny natürlich.

Ich war mir nicht sicher, ob ich es aushalten würde, wenn sie sich von mir abwenden würden.

Während ich gedankenverloren aus dem Fenster des Autos starrte, kam am Ende des langen Feldweges gerade der Fuchsbau zum Vorschein.

Er würde mir fehlen, wenn wir Erst einmal in eine Wohnung in London gezogen waren, Ron und ich. Falls es überhaupt je dazu kommen sollte...

Der einzige Trost zwischen all den düsteren Gedanken war, dass Ginny, egal, was auch passieren mochte, bei mir bleiben würde.

Mit einem leichten Ruck kam der Wagen auf dem Hof des Fuchsbaus zum stehen und wir stiegen aus.

Mit jedem Schritt, den ich auf den Fuchsbau zu machte, rückte unser Gespräch näher.

Klar, zuerst würden wir alle schlafen und uns ein wenig ausruhen, aber am Morgen...

Wir würden es nicht weiter aufschieben können, es wäre Mione gegenüber nicht fair.

Ginny öffnete leise die Hintertür und wir schlichen einer nach dem anderen ins Haus. Wie schon vorhin sollte keiner der Weasleys aufwachen.

Als wir uns gerade auf den Weg in die Zimmer machen wollten, hielt mich eine Hand an der Schulter zurück.

"Mr Potter?", fragte Mr Granger.

"Harry, nennen Sie mich Harry!", bat ich. "Wie sie wollen.", erwiderte er, "Können wir ein Wort unter vier Augen wechseln?"

Etwas irritiert stimmte ich zu. Bevor ich ihm hinaus in den Garten folgte, wies ich Ginny an ruhig schon mal hoch zu gehen. Ich sagte ihr, dass sie nicht auf mich warten müsse, aber mir war klar, dass sie es sowieso tun würde.

Als ich schließlich in den Garten hinaus trat, sah ich Mr Granger fragend an: "Worüber möchten sie mit mir reden?"

Er presste kurz die Lippen zusammen und sah mich forschend an, dann sagte er: "Sie wissen es, oder?"

"Was weißt ich?", fragte ich. Ich hatte zwar die Vermutung, dass er von unserer Entdeckung sprach, aber ich war mir nicht sicher.

"Das..", er räusperte sich, "Das mit Hermione. Sie wissen schon... dass Sie nicht unsere leibliche Tochter ist, sondern ihre Schwester."

"Woher... woher wissen Sie, dass ich es weiß?", fragte ich, verdattert, dass er so schnell zum Punkt kam.

"Als ihr Brief ankam, Hermione hatte keinen blassen Schimmer, worum es gehen könnte. Klar, es hätte auch irgendeine abgedrehte Sache aus... aus eurer Welt sein können, aber meine Frau und ich, wie waren uns ziemlich sicher, dass Sie es im Brief erzählt hätten.", erklärte er.

"Wir hatten gehofft, dass Sie es nie erfahren würde...", sagte er leise.

"Warum?", flüsterte ich schon fast zurück.

"Wir hatten Angst. Oh, was sage ich, wie haben noch immer Angst. Was ist, wenn sie uns nicht verzeiht, dass wir es ihr nicht gesagt haben, was, wenn sie nicht mehr bei uns bleiben will?", fragte er und ich konnte ein leichtes Zittern in seiner Stimme erkennen.

Ich verstand ihn, mir ging es schließlich genauso.

Aber Hermione hatte ein Recht darauf es zu erfahren! Sie hätte es schon längst erfahren müssen, wir beide!

All die Jahre hatte ich noch Familie gehabt. Familie, die nicht die Dursleys waren, Familie, die mich liebte.

Aber sie liebte mich als einen besten Freund! Was, wenn sie es nicht wollte? Wenn sie nicht wollte, dass ihr Bruder ihr bester Freund war?

"Ich...", murmelte ich, "Ich weiß!"

"Wann wollen Sie es ihr sagen?", fragte er. "Morgen früh!", erwiderte ich. Kurz sah ich Unruhe in seinen Augen auf blitzen, dann nickte er.

"Schlafen Sie gut!", sagte er und verschwand ohne ein weiteres Wort im Haus.

Leise machte auch ich mich auf den Weg in Ginny's und mein Zimmer.

Wie erwartet saß sie hellwach auf dem Bett und blickte mir gespannt entgegen.

"Was wollte er?", fragte sie neugierig.

Ich setzte mich neben sie und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.

"Sie wissen, dass wir es wissen.", murmelte ich dann leise, "Ich hab ihm gesagt, dass wir es ihr morgen erzählen."

Sie sah mich überrascht an. Wie ich zuvor schien sie sich zu fragen, woher die Grangers es wussten, doch sie sagte nichts.

Ich zauberte mir meinen Pyjama an, murmelte dann "Nox" und kuschelte mich unter die Decke.

Dann zog ich Ginny in meine Arme und gab ihr einen Kuss auf den Kopf.

Arm in Arm schliefen wir ein, in Gedanken bei dem, was am nächsten Tag alles passieren könnte und würde.

Ich hatte Angst. Eine andere Angst, als bei einem Kampf mit Voldemort, aber nicht minder schlimm.

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