Kapitel 25

213 27 3
                                    

Harry's P.O.V.

Ich konnte es nicht, ich konnte es ihr nicht sagen.

Bevor ich in den Garten rannte, bat ich Ginny es zu tun. Als sie nickte liebte ich sie gleich noch ein Stück mehr, als zuvor.

Sie hatte es schon mir sagen müssen und jetzt auch noch Mione...

Es tat mir so unendlich leid, aber ich konnte es einfach nicht! Ich wusste nicht genau warum, vermutlich aus Angst, aber irgendetwas tief in mir drin ließ es mich nicht aussprechen.

Meine Beine führten mich wie von alleine zum alten knorrigen Apfelbaum, der etwas weiter hinten im Garten stand.

Direkt daneben lag ein kleiner Teich an dessen Ufer eine Trauerweide thronte.

Immer, wenn ich nach dem Krieg hatte nachdenken müssen oder einfach Zeit für mich brauchte, war ich hier her gekommen.

Es war nicht so, dass niemand wusste, dass ich hier herkam, aber es war für mich trotzdem wie eine Art geheimer Rückzugsort.

Nichteinmal Ginny hatte ich bisher gefragt, ob sie mit her kommen wolle.

Ich setzte mich ans Ufer des Teiches, zog die Beine an und legte den Kopf auf die Knie.

In der Hoffnung einfach alles ausblenden zu können, schloss ich die Augen. Einige Minuten lang herrschte friedliche Ruhe und ich überlegte, was drinnen wohl gerade abging, dann hörte ich gedämpfte Schritte.

Jemand, ich hatte keine Ahnung wer, kam zu mir und setzte sich neben mich.

Ginny war es nicht, sie roch anders.

Einer Seits wollte ich wissen, wer es war, anderer Seits wollte ich meine Augen nicht öffnen.

Eine schwere Hand legte sich auf meine Schulter und drückte leicht zu. Es fühlte sich an wie ein 'Alles wird gut, Kumpel'.

Durch diese einfache Geste wusste ich, wer dort neben mir saß. Alle anderen hätten vermutlich etwas gesagt, aber Ron war kein Mann der großen Worte und in Momenten, wie diesen war ich sehr dankbar dafür.

Allein, dass er hier war sagte mehr, als tausend Worte. Ich hatte befürchtet, dass Hermione und Ron sich von mir abwenden würden, aber er war hier.
Saß neben mir und war für mich da.

Ich kam mir schlecht vor, weil ich auch nur daran gedacht hatte. Ron und Hermione hatten all die Jahre an meiner Seite gekämpft und ich dachte darüber nach, dass Sie sich von mir abwenden könnten, weil Mione meine Schwester war?

Einige Minuten saßen wir schweigend nebeneinander, dann fragte Ron: "Wie geht's dir?"

Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte. Wie ging es mir?

"Mmh.", murmelte ich, "Sagen wir es so, es ging mir schon mal besser, aber es geht."

"Ist ne ganz schöne Sache, oder?", fragte er.

"Jaa...", murmelte ich. "Mann... Sie ist meine Schwester! Mione ist meine Schwester!", sagte ich etwas lauter, "All die Jahre..."

"Ich weiß.", sagte Ron, " Ich weiß..."

Wieder saßen wir eine Weile einfach schweigend nebeneinander, bis man erneut Schritte hörte.

Ich drehte den Kopf. Dort stand sie, Hermione.

Auf ihrem hübschen Gesicht könnte ich Tränenspuren sehen und ihre Augen waren leicht gerötet.

"Hey, Harry...", sagte sie zaghaft.

Langsam stand ich auf und ging auf sie zu. Als sie sich nicht rührte schlang ich fest meine Arme um sie.

Irgendwie tat es gut. Sie fest zu halten war wie ein Beweis, dass Sie noch da war.

Ich bewunderte ihre Stärke, seit ich hinaus gerannt war waren gerade einmal zwanzig Minuten vergangen, ich hatte deutlich länger gebraucht um mich wieder zu fassen!

Kurz erstarrte sie, dann erwiderte sie meine Umarmung.

Er standen eine ganze Weile so da, ohne uns zu bewegen und hielten einander einfach fest.

Gerade im letzten Jahr hatten wir so viel zusammen erlebt und durchgemacht, waren einsam und ohne Familie gewesen und dabei waren wir Geschwister.

"Wird es irgendwas zwischen uns ändern?", flüsterte sie in mein Ohr.

Kurz dachte ich nach. In den letzten Tagen hatte ich mir diese Frage so häufig gestellt und doch wusste ich es nicht.

Würde alles bleiben, wie früher, oder würden wir anders mit einander umgehen?

"Ich weiß es nicht!", flüsterte ich deshalb zurück.

"Bekomme ich auch eine Umarmung?", fragte Ron, der noch immer neben uns stand, plötzlich.

Mione und ich sahen uns an und brachen in Gelächter aus, dann zogen wir Ron mit in unsere Umarmung.

In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass zwischen uns dreien zwar alles anders war, aber doch immer noch gleich.

Ron und Hermione waren ein Paar, Hermione und ich Geschwister und doch waren wir ein unzertrennliches Trio, wie wir es auch in all den Jahren in Hogwarts gewesen waren.

Ich wusste nicht, was die Zukunft für uns bereit halten würde, aber war das nicht eigentlich das schöne am Leben?
Das immer etwas passierte und niemand vorher sagen konnte, was es war?

The Potters - Spuren der Vergangenheit✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt