Kapitel 18

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Ginny´s P.O.V.

Noch immer starrte ich entgeistert auf die Tagebücher und das Fotobuch auf meinem Schoß.
Über meine Wangen liefen Tränen und ich zitterte am ganzen Körper.

Was dort stand und was die Fotos verdeutlichen konnte einfach nicht wahr sein, niemals!

Sie hätten es mir erzählt!

Es seie denn… es seie denn sie wüssten es nicht. Das würde es noch viel schlimmer machen!

Mit der Hand wischte ich mir über die Wangen und versuchte meine Tränen zu stoppen, doch sie liefen immer weiter über mein Gesicht.

Wieder fragte Harry: „Gin, was ist los? Was kann nicht sein?“
An seiner Stimme konnte ich erkennen, dass er einer Seits neugierig und ungeduldig war und sich anderer Seits Sorgen machte.

Ich konnte ihn verstehen. Es kam nicht oft vor, dass ich weinte. Damals in der Kammer des Schreckens und als Fred… als er gestorben war, ja, aber sonst weinte ich eigentlich nie, wenn ich nicht alleine war.

Als ich ihn nur mit tränennassen Augen ansah kam er langsam auf mich zu.

Hastig schlug ich die Bücher, die auf meinem Schoß und um mich herum verteilt waren zu. Wenn Harry wirklich nichts davon wusste, dann konnte, wollte, ich nicht die Person sein, die es ihm erzählen musste.

Wenn es mich schon so fertig machte zu lesen, was seine Mom in ihren Tagebüchern und dem Fotobuch dokumentiert hatte, wie sollte es ihm dann erst gehen?

„Ginny, jetzt sag doch bitte, was los ist!“, sagte er sanft. Sein Blick wanderte über die Bücher. „Was ist das?“, fragte er mit einem Stirnrunzeln.

Ich schluckte und sagte dann stockend: „Ta… Tagebücher, von… von deiner Mum.“

Er schien sich zu entspannen. „Was ist denn daran so schlimm? Was hat sie geschrieben, das DICH zum weinen bringt?“

Ich konnte es ihm einfach nicht sagen! Es würde ihn innerlich zerstören! Das Sirius und Remus es anscheinend gewusst hatten machte es nicht besser.

Wenn er es wüsste könnte er ihnen vielleicht nie verzeihen, dass sie es ihm nicht erzählt hatten. Und sie würden es nie erfahren. Sie waren tot, alle beide.

„Ginny, rede mit mir!“, sagte er und wirkte ungeduldig und besorgt.

Kurz schloss ich meine Augen und sah ihn dann an. Meine Tränen, die gerade ein wenig nachgelassen hatten, begannen sofort wieder über meine Wangen zu Rollen.

„Ich… Ich kann es dir nicht sagen!“, sagte ich, „Tu mir das nicht an! Ich will nicht diejenige sein, die dir das erzählen muss! Bitte…“

In seinem Blick sah ich, wie er hin und hergerissen war. Einerseits sah er, dass ich nicht darüber reden wollte, andererseits wollte er wissen, was ich wusste, was ich herausgefunden hatte und was mich so beschäftigte.

Ich musste es ihm erzählen, er hatte ein Recht es zu erfahren! Aber ich konnte nicht. Es würde ihn innerlich zerstören!

Ich verstand nicht, warum Sirius und Remus es ihnen nicht gesagt hatte. Es wäre ihre Aufgabe gewesen!

Ein mal mehr wünschte ich mir die beiden würden noch leben und könnten die Aufgabe, die nun unausweichlich vor mir stand, übernehmen.

Ich konnte es vor mir hin schieben, aber das wäre Harry gegenüber nicht fair.

Selbst wenn ich es nicht jetzt erzählen würde, könnte ich ihn nicht davon abhalten die Tagebücher zu lesen.

Wahrscheinlich wäre es noch schlimmer für ihn es auf diesem Weg zu erfahren!

Vorsichtig hob ich den Kopf und sah ihm in den Augen. Mit der Hand wischte ich mir erneut die Tränen aus dem Gesicht.

Rehbraun traf auf smaragdgrün. Einen Moment sahen wir uns nur an, dann: „Bitte, Gin! Bitte.“

Ich wandte den Blick ab und starrte auf die Tagebücher.

„Setz dich lieber hin.“, murmelte ich und spürte wenige Sekunden später, wie sich neben mich setzte.
„Bitte… Bitte versprich mir ruhig zu bleiben!“, sagte ich. „So ruhig, wie du?“, fragte er und griff nach meiner Hand. Hohl lachte ich auf.

Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Ich musste es ihm erzählen, jetzt! Sanft strich er mit seinem Daumen über meine Hand.

„Deine Mum, sie… sie hat Tagebuch geschrieben. Ich habe natürlich nicht alles gelesen, aber sie scheint es einige Jahre gemacht zu haben, bis…“, sagte ich schließlich und biss mir auf die Lippe.

„Sie… sie hat alles aufgeschrieben. Das, was mich so… das mich so aus der bahn geworfen hat, scheint ein Geheimnis zu sein.“, fuhr ich fort, „Nur Sirius und Remus wissen es, wenn ich es richtig verstanden habe. Nichtmal Dumbledore…“

Ein Seitenblick zu Harry verriet mir, wie Neugierig und zugleich unruhig er war. „Worum geht es?“, fragte er schon fast ungeduldig.

„Du… du hast eine Schwester.“, sagte ich so leise, dass ich Angst hatte, er hätte mich nicht verstanden, aber der Schock auf seinem Gesicht bestätigte das Gegenteil.

The Potters - Spuren der Vergangenheit✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt