Kapitel 7 - Eine Lektion im Stark sein

82 6 0
                                    

Obi-Wan sah Ahsoka überrascht an.
"Das ist es also, was du nun machst? Schmuggler rekrutieren?", sagte er, nachdem Denzo in sein Haus gegangen war.
Die Togruta drehte sich zu dem Mann und schmunzelte ihn an.
Doch Obi-Wan merkte, dass es nicht mehr so unbeschwert wie früher war. In sich selbst verbarg sie eine Geschichte, welche er noch nicht vollends kannte.
Er spürte Leid, Trauer, Verzweiflung. Aber auch einen Funken Hoffnung.

Sie ging an ihm vorbei zu dem Eingang seines Hauses und schaute ihn grinsend mit einem Blick über die Schulter an.
"Bereit, noch einmal Meister zu sein?"
Obi-Wan sah in den klaren Sternenhimmel. Einst, als er das erste Mal auf Tatooine war, war der Himmel ebenfalls genauso klar wie an diesem Tag.
Er, oder besser gesagt sein Meister Qui-Gon, hatte an einem solchen Abend Anakin gefunden und getestet.

Hätte er nur schon damals gewusst, was aus dem kleinen Sklavenjungen wurde …
Kurz war er davor, seinen Erinnerungen zu erliegen, als er sich wieder in die Gegenwart zwang und Ahsoka ansah.
"Ich bin immer bereit", sagte Obi-Wan lächelnd. "Nur weiß ich nicht, ob er es auch ist."
Er folgte Ahsoka zu seiner Tür.
"Das werden wir herausfinden", antwortete die Togruta.

Der nächste Tag brach herein und ehe die Zwillingssonnen des Systems die Oberfläche in Hitze hüllen konnten, brachte Obi-Wan Denzo nach draußen.
Ahsoka hatte sich bereits auf die enorme Wärme vorbereitet und setzte sich nur mit einem luftigen Top und einer leichten Hose bekleidet vor das Haus.

Ihr Geburtsplanet Shili war zwar ein etwas wärmerer Planet, doch sie lebte nur kurz auf diesem. Auf Coruscant gab es weniger Unterschiede in den Temperaturen. Dank der Klimakontrolle, welche den Planeten bei Bedarf künstlich wärmte oder kühlte, war sie nie lange solchen Extremen wie Eis oder Hitze ausgesetzt. Außer ihre Missionen führten sie auf eben solche Himmelskörper.
Dennoch war sie inzwischen so an das gemäßigte Klima angepasst, dass sie ebenso wenig erpicht auf einen Sonnenbrand war.

Sie beobachtete, wie Obi-Wan dem jungen Denzo die Grundzüge der Macht erklärte.
"Konzentriere dich, schaue in dich hinein", wies der Meister ihn ruhig an.
Denzo schloss die Augen und hörte auf sein Inneres.
Ahsoka merkte, wie der Junge versuchte, eine Verbindung zu der Macht aufzubauen, doch er war zu ungestüm.
Er wollte es erzwingen, was es mit jeder Sekunde nur schlimmer machte.

Das merkte auch Obi-Wan und dennoch fuhr er fort.
"Und nun versuche, den Stein in meiner Hand anzuheben und zu dir zu holen", sprach er, noch immer ruhig.
Denzo streckte seinen Arm stocksteif aus. So hatte er es oft gehört bei den Erzählungen über die Machtnutzer.
Etwas musste also an dieser Haltung dran sein.

Doch nichts bewegte sich. Weder spürte Denzo etwas in sich, noch hielt er den Stein in seinen Händen.
Nach einigen Sekunden erschlaffte er und seufzte zu Boden schauend.
"Es klappt nicht."
Obi-Wan schmunzelte. Er war sich bewusst, dass Denzo sich zu sehr verkrampfte.
"Das hätte mich auch sehr gewundert", antwortete der Jedi. "Versuche es noch einmal."

Denzo prustete erneut und schloss wieder die Augen. Ein weiteres Mal stellte er sich steif auf, was sogar Ahsoka zum Lachen brachte.
So, wie Denzo da gerade stand, hätte jemand von hinten an ihn herantreten und umpusten können.
"Konzentriere dich", wiederholte Obi-Wan. "Fühle, wie die Macht dich umgibt."
"Ich versuche es ja!", erwiderte Denzo verkniffen. "Aber es geht einfach nicht."

Obi-Wan schaute in den Himmel. "Meister … was habt Ihr nur gegen mich?"
Natürlich erwartete er nicht, eine Antwort zu bekommen, also wandte er sich wieder Denzo zu.
"Was weißt du eigentlich über die Jedi und die Macht?", fragte er, nachdem er sich gesammelt hatte.
Denzo sah zu Boden und überlegte. "Nicht viel, schätze ich. Im Prinzip so gut wie gar nichts."

Der Jedi schaute ihn weiter an. "Und warum stehst du dann so da, als ob dir jemand einen Haltebolzen verpasst hat?"
Jetzt konnte Ahsoka ihr eigenes Lachen nicht mehr zurückhalten, was die zwei Männer sofort merkten.
Obi-Wan flunkerte sie böse an, doch sie wussten beide, dass er es natürlich nicht so meinte.
Trotzdem hob sie entschuldigend die Hände und verstummte, was ihr nur sehr schwer gelang.

Dangerous Past - A Star Wars Fulcrum Story Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt