Kapitel 23 - Aufprall

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Ahsoka sah auf in den Himmel.
Sie spürte etwas, eine dunkle Stoßfront, welche nicht greifbar war, aber sich stetig näherte.
Die Flüchtlinge hatten recht schnell zusammen mit Denzo entschieden, nun doch den Planeten zu verlassen.
Wälder gab es woanders auch und hier auf Ylo war die Gefahr eines Racheangriffs des Imperiums wesentlich größer.

Nun versuchten Denzos Leute, alle leicht transportierfähigen und noch intakten Sachen zusammenzusuchen, was sich aufgrund der Erschöpfung der Flüchtlinge jedoch länger zog als gedacht.
Ahsoka half so gut es ihr möglich war mit, denn sie hatte keinerlei Bestreben, in nächster Zeit noch einmal auf das Imperium zu treffen.
Gemeinsam mit Obi-Wan hob sie die schweren Teile mit der Macht in den Transporter.
"Wir haben es bald geschafft", zischte sie zu dem alten Jedi, welcher ebenso angestrengt in die Gruppe schaute.
Als dann die letzte Kiste verladen war, seufzte er erleichtert auf. Ahsoka ließ sich neben ihm an der Außenhülle herunterrutschen.
Mit einem kurzen Stöhnen entspannte sie sich.

"Geschafft", sagte Denzo schließlich zu den beiden.
Ein mildes Lächeln huschte über Ahsokas Gesicht, während sie ihre Arbeit betrachtete.
Vielleicht hatten die Bemühungen schlussendlich doch etwas Gutes.
"Lasst uns die übrigen Leute holen", meinte die Togruta zu Obi-Wan und Denzo.
Denzo reichte ihr den Arm, damit sie aufstehen konnte, aber sie merkte schon, wie ungehalten er war.
Er wollte dringend zu seinen Leuten. Und zu Darya.
Wer konnte es ihm verübeln, musste Ahsoka in ihren Gedanken lachen.

Viele der älteren und schwächeren Lebewesen der Gruppe waren in einem kleinen Lazarett untergebracht.
Es gab keine Medizin oder Ärzte geschweige denn Medi-Droiden, doch wie so oft halfen die Bewohner sich gegenseitig.
Und das machte Ahsoka Hoffnung, dass diese Gruppe noch lange überlebte.
Hier kämpfte jeder für jeden. Und wenn es ihr möglich war, ab und zu Hilfe zu schicken, war Ahsoka das nur recht.
Denzo hatte sowieso alles unter Kontrolle, selbst wenn er sich der Rebellion anschließen sollte.

Ihre Freude währte jedoch nicht lange.
Vielmehr wurde diese in einem einzigen Moment zerstört und zertrampelt.
Sie hörte es zu spät, viel zu spät.
Als sie dann wieder in den Himmel blickte, gemeinsam mit Obi-Wan und Denzo, sahen sie die Jäger und Bomber des Imperiums.
Denzo konnte als Erster reagieren und richtete seinen Blick auf die Gruppe.
"Kommt her, sofort!", schrie er den Leuten zu, welche durch die Geräusche der Jäger ebenfalls in Panik gerieten und wild umherliefen.

Dann begann das Feuer. Die Jäger kreisten um die Flüchtlinge und beschossen diese sofort.
Doch es war zu ungenau, um einzelne Mitglieder der Gruppe auch zu treffen.
Von außen beobachtete Ahsoka das Geschehen fassungslos.
Dennoch verwunderte es sie, dass die Jäger so unpräzise waren.
Wie die Sturmtruppler waren auch die Jäger-Piloten zwar nicht die besten Schützen, trotzdem war es auffällig, wie schlecht diese zielten.
Die Bäume waren bei all der Technik eines TIEs sicher nicht der Grund.
Es sei denn, dass das ihr Plan war.

Neben ihr rannte Denzo los.
"Nein, nicht, Denzo!", rief Ahsoka ihm noch zu, als ihr bewusst wurde, welchen Plan die Imperialen verfolgten.
Auch Obi-Wan schien zu verstehen.
Der Junge allerdings war blind vor Furcht.
Selbst der Beschuss schien ihn nicht zu interessieren, er lief einfach.
Er hatte Darya schnell ausgemacht. Sie suchte verzweifelt nach den Kindern, was in dem Rauch und aufgewirbelten Schlamm aber kaum möglich war.

"Darya!", rief er, als er nur noch fünfzig Meter entfernt war.
Sie streckte mit einem angsterfüllten, aber auch hoffnungsvollen Blick die Arme nach Denzo aus.
Er konnte ihr helfen, da war sie sich sicher. Wenigstens die Kinder mussten in Sicherheit sein.
Dann allerdings warfen die Bomber ihre Ladung ab.

Es war schnell vorbei.
Wo eben noch Hunderte Schreie waren, war nun für wenige Momente alles ruhig. Es schien, als ob nicht einmal die Natur selbst einen Laut von sich geben wollte.
Kein Wind wollte wehen, kein Feuer wollte lodern.
Da war nur das Surren der Überreste der imperialen Implosionsbomben.
Denzo wurde von der Wucht der abschließenden Explosion zurückgeworfen, auch Ahsoka und Obi-Wan kamen ins Straucheln.

Dort, wo bis zuletzt noch die Flüchtlinge waren, war eine einzige grau-schwarze Nebelwand.
Erst nach einer halben Minute gelangten vereinzelte Stöhnlaute wieder durch zu Denzos Ohren.
Also erhob er sich wieder, trotz des Schwindels und der beschädigten Trommelfelle in seinen Ohren, welche Hand in Hand mit der Übelkeit in seinem Kopf gingen.
Er wankte voran, für Ahsoka und Obi-Wan in die Nebeldecke hinein, bis er schließlich Darya fand, bedeckt von Schlamm, Dreck, Ruß und Blut.
Es war aber nicht nur das. Ihr Schicksal und das aller wenigen Überlebenden war weitaus schlimmer.

Das fiel Denzo auch erst auf, als der erste Schock sich verzogen hatte.
Wenig später kamen Ahsoka und Obi-Wan dazu und schauten verwirrt und überrumpelt über das Feld.
Ehe auch sie erkannten, dass jeder einzelne von ihnen tot oder im Sterben lag.
Darya gehörte zu letzterer Kategorie.
Niemand konnte sie mehr retten. Das wusste sie, das wusste jeder.
Ihr gesamter Unterkörper war zersprengt und in ihrer Hand hielt sie ...

Ahsoka schlug sich die Hand vor den Mund. Sie war diese nackte Brutalität nicht mehr gewohnt und dennoch war sie ihr mehr als bekannt.
Darya merkte gar nicht, dass das Kind in ihrem Griff nicht mehr existierte. Nur noch der Arm war zu sehen.
"Darya!", durchschnitt Denzo die Ruhe, wodurch die Togruta ihn auch schwach und sterbend ansah.
"Denzo ...", flüsterte sie röchelnd. "Wir haben es geschafft."
Jedes Wort klang nach einer großen Qual.
"Was redest du da?", fragte er, den Tränen nah. "Du darfst nicht ..."
"Versprich mir ...", unterbrach sie ihn, ehe sie aber von einem Hustenanfall gestoppt wurde. "Dass du uns nicht vergisst."

Denzo griff nach ihrer Hand, welche immer schlaffer wurde.
"Das werde ich nicht. Nie", flüsterte er und legte seine Lippen auf ihre geschundene Stirn.
Er spürte, wie das Leben sie verließ.
Als er wieder in ihr Gesicht schaute, sah er das Lächeln, in welches er sich einst verliebt hatte.
Das unberührte, unbekümmerte Lächeln von Darya.
"Jetzt haben wir es geschafft", presste Darya noch einmal mit letzter Kraft hervor. "Wir sind frei."
Denzo schaute trauernd zur Seite. Er konnte es nicht mit ansehen, und dennoch blieb er.
Er wusste, dass es keine Möglichkeit mehr gab, sie zu retten.

"Denk' immer daran ... du bist gut in deinem Herzen ... gib' nie auf", sagte sie kraftlos, aber auf eine seltsame Art zufrieden.
"Sei ... stark."
Dann schloss sie ein letztes Mal ihre Augen.
Ahsoka fühlte, wie sie in die Macht überging. Sie spürte es als wäre nur sie daran schuld.
Hätte sie Denzo nicht gesucht, wäre das nie passiert.
Sie und Obi-Wan waren der Grund für das Auftreten des Inquisitors.

Denzo hielt sie noch eine Weile, ehe ein Summen sie alle aufblicken ließ.
Direkt vor ihnen, hinter der Nebelwand, leuchtete ein stechend rotes Lichtschwert.
Nur ein leichter dunkler Schimmer war von der Person zu sehen, welche die Waffe hielt.
Dann trat diese hervor, Schritt für Schritt.
"Wie rührend", sagte sie. "Das ist ganz alleine euer Werk, Jedi."

Es stellte sich heraus, dass der Inquistor ihnen aufgelauert war.
Obi-Wan ging vor und stellte sich vor Denzo und Ahsoka.
"Seid Ihr hierfür verantwortlich?", fragte er entschlossen. "Ich habe vom Imperium einiges gesehen, doch nicht das Abschlachten von Unschuldigen."
"Meister Kenobi ...", seufzte er theatralisch. "Sie sind geflohen. Bei einem Jedi Eures Formats hätte ich mehr Denkvermögen erwartet."
Er hielt die Doppelklinge vor sich, bereit für den Angriff.
Auch Obi-Wan aktivierte seine Klinge.
"Ihr wollt nicht wissen, womit ich Euch noch überraschen kann."

Dangerous Past - A Star Wars Fulcrum Story Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt