Kapitel 6 - Eine Entscheidung

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Denzos Speeder fuhr mit voller Geschwindigkeit dem Haus von dem Jedi entgegen, doch sah er, wie ihm die Togruta und der alte Mann bereits wild mit den Armen fuchtelnd entgegenkamen.
Als er bemerkte, dass sie auf eine Stelle hinter ihm zeigten, drehte er sich um und erkannte eine weitere Gestalt, welche ihm in einiger Entfernung folgte.

Durch den aufgewirbelten Staub war es ihm unmöglich, zu erkennen, ob es sich um eine bekannte Person handelte, doch wer sollte ihm schon folgen?
Denzo stoppte bei den beiden, sprang aus dem Fahrzeug und griff nach seinem Blaster.

„Es freut uns, dass du es dir scheinbar anders überlegt hast“, sagte Obi-Wan gehetzt zu Denzo. „Aber hättest du dich wenigstens vergewissern können, dass du alleine wieder herkommst?“
Denzo seufzte und verdrehte die Augen. „Hey, ihr glaubt nicht, was ich gerade gemacht habe …“
Obi-Wan unterbrach ihn. „Lass‘ uns später darüber reden.“

Dann wandte er sich zu Ahsoka. „Bereit?“
„Wer auch immer das sein mag“, antwortete diese und legte ihre Hände an die beiden Lichtschwerter an ihrem Gürtel. Sie wollte sie nicht einsetzen, aber hier draußen in der Wüste war die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie entdeckt wurde, sollte es doch dazu kommen.

In sicherer Entfernung blieb der Speeder der Gestalt stehen. Diese stieg ab und sah zu ihnen herüber. Zwischen ihnen lagen gute einhundert Meter, wodurch keiner genau erkennen konnte, wer diese Gestalt war.
Sie standen sich lange regungslos gegenüber, bis Denzo die Initiative ergriff und vor sein Fahrzeug ging.

Völlig überraschend hob er den Blaster und zielte auf die Person.
„Nicht!“, rief Obi-Wan, doch es war bereits zu spät. Denzo feuerte mehrere Schüsse ab und traf die Person beinahe, welche sich abrollte und ebenfalls einen Blaster zog.
Die Bolzen verfehlten ihr Ziel nur knapp, weswegen Ahsoka und Obi-Wan nun hinter Denzos Speeder hervortraten und ihre Lichtschwerter aktivierten.

Er ist es, dachte sich Cody. Er konnte das Lichtschwert des Mannes trotz der Dunkelheit erkennen.
Und die Togruta daneben, war das etwa Ahsoka Tano? General Skywalkers Padawan?
Ihr Tod wurde nie bestätigt, nur ihre Lichtschwerter fand man in den Trümmern. Genauer gesagt vor den Gräbern der gefallenen Klone.

Tanos und Mauls Leichen wurden nie gefunden. Die Suchtrupps machten dafür das wechselhafte Wetter des Mondes verantwortlich.
Mal verbrannte die Sonne des Systems unerbittlich die Oberfläche, um kurz darauf einem Winter zu weichen, gegen welchen selbst die eisige Kälte des Planeten Hoth harmlos aussah.

Nicht einmal alle Klone konnten vollständig geborgen werden. Bei vielen Soldaten entdeckte man nur noch die Helme, mehr nicht.
Bislang stellte Cody keine Fragen über den Verbleib von Ahsoka Tano. Aber genau wie bei General Kenobi wurde wohl auch bei der Togruta das Versagen der Imperialen verschleiert.

Obi-Wan zog Denzo an der Schulter zurück hinter sich und schaute den Jungen grimmig an.
"Was?", fragte dieser sich jeglicher Schuld unbewusst. "Ich dachte, er wollte auf uns schießen."
Der alte Meister sah zu Ahsoka und schmunzelte. "Und das soll der Wunderknabe für die Rebellion sein?"

Ahsoka musste unbewusst grinsen. Obi-Wan hatte recht.
Vielleicht hatte sich Dom doch geirrt.
Auch, wenn an diesem Denzo etwas anders war.
Dennoch täuschte dies nicht über die Tatsache hinweg, dass er zwar machtbegabt war, aber auch einen sehr nervösen Finger am Abzug hatte.

Zu dritt standen sie nun der Gestalt gegenüber, welche sie noch immer nicht erkennen konnten.
Nur Cody wusste, wen er hier vor sich hatte. Alleine hatte er allerdings keine Chance gegen zwei Jedi.
Nicht an dieser Stelle zumindest.
Er steckte den Blaster also wieder zurück, setzte sich auf seinen Gleiter und fuhr mit einem Blick zu den drei Wesen davon.

Erst, als der Staub sich wieder gelegt hatte und sowohl Obi-Wan als auch Ahsoka ihren Blick von dem Hügel, hinter welchem der ungebetene Besucher sich entfernt hatte, abwandten, kehrte allmählich wieder Ruhe in die Situation ein.
Mahnend sah Obi-Wan den Jungen an.
"Was sollte das gerade? Regelt man die Dinge so mit Fremden, deren Absichten du überhaupt nicht kennst?", fragte er genervt.

Denzo zuckte nur mit den Schultern. "Ihr scheint wirklich nicht von hier zu kommen. Hier wird erst geschossen und danach werden die Fragen gestellt", antwortete er. "Ich habe gelernt, dass sich die meisten Situationen nur mit einer Waffe lösen lassen."
Ahsoka sah, wie Obi-Wan sich die Hand vor das Gesicht legte und verzweifelt den Kopf schüttelte.
Sie trat hervor und schaute sich Denzo an.

Sie spürte viel Leid in ihm, viel vergangenen Schmerz, welcher tief in ihm verborgen und von einem starken Schutz umgeben war. Worum es ging, konnte sie jedoch nicht erkennen.
Nur war es definitiv etwas, was ihn zu dem Wesen machte, welches er jetzt war.
Daher versuchte sie es vorsichtiger als Obi-Wan.
"Du wusstest nicht, wer diese Person war. Warum hast du wirklich geschossen?", fragte sie ihn sanft.

Obi-Wan sah überrascht zu Ahsoka. Zu Zeiten der Klonkriege war die Rollenverteilung genau umgekehrt.
Er war der ruhige Part, sie war hingegen aufbrausend, blind vorpreschend und schnippisch.
Nicht häufig war sogar Anakin überfordert mit ihrer Art, die sie mehrmals in Gefahr brachte.
Zumindest zu Beginn des Krieges.
Nun schien sich das Blatt gewendet zu haben. Er wurde zwar nicht naiver, aber Ahsoka schien so … erfahren.
Sie hatte in der Zwischenzeit wohl einige Stationen durchlebt, welche sie in diese Richtung entwickelt hatten.

Die beruhigende Art von Ahsoka schien bei Denzo etwas zu bewirken. Er entspannte sich und stand bei weitem nicht mehr so steif da.
"Ich … es war ein Gefühl", berichtete Denzo und sah zu Boden. "Als er abstieg, war es, als ob ich nicht mehr die Kontrolle hatte. Etwas in mir hat die Führung übernommen."
Ahsoka legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Was du da gefühlt hast, war die Macht. Aber du kannst sie nicht in allen Situationen beherrschen. Nicht ohne unsere Hilfe. Obi-Wan kann dich ausbilden, und ich kann dir die Rebellion erklären."

Mit einem gespielten Lächeln sah Denzo zu Ahsoka.
"Und wenn ich das nicht will?"
Ahsoka blickte zu Obi-Wan und danach wieder zu dem Jungen. "Wir können dich zu nichts zwingen. Du kannst tun und lassen, was du für richtig hältst. Aber mit uns kannst du mit viel Geduld und noch mehr Training lernen, deine Fähigkeiten richtig einzusetzen."

Denzo überlegte. Er wusste, dass er auch so bislang perfekt ausgekommen war.
Aber wenn die Jedi ihn ausbildeten, hätte er Kräfte, welche ihm bei seiner Mission noch mehr helfen konnten.
Dennoch zweifelte er daran, ob ihn Begleiter nicht eher verlangsamten.
"Was wird aus meinen … 'Geschäften'?", fragte er die Togruta.

Sie lächelte ihn verständnisvoll an.
"Mir ist klar, dass du davon lebst. Doch wenn du uns hilfst, brauchst du das alles nicht mehr. Die Rebellion braucht immer gute Schmuggler, welche auch Missionen anpacken, die andere nicht annehmen würden. Und so hat dich Dom beschrieben", erklärte Ahsoka.
Denzo sah sie von der Seite an und nahm sich viel Zeit zum Abwägen.

Bis er sich schließlich wieder Ahsoka zuwandte.
"Ich will das Doppelte vom dem, was ihr sonst zahlt", verlangte er bestimmt.
Ahsoka konnte nicht sagen, dass sie vollends überrascht war. Immerhin kannte sie diese Schmuggler und Piraten.
Bei Denzo allerdings war sie erstaunt.

"Das Doppelte?", fragte sie perplex. "Das ist eine ganz schön hohe Forderung für einen frischen Rebellen. Warum?"
Denzo winkte schnell ab. "Es hat seine Gründe."
Wieder etwas, was Ahsoka aus seinem Innersten erfühlen konnte.
Da war dieser Schmerz wieder, aber auch … Entschlossenheit.

Deswegen vertraute sie ihm.
"Einverstanden. Ich werde mich darum kümmern."

Dangerous Past - A Star Wars Fulcrum Story Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt