Kapitel 15 - Wir haben keine Zeit!

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Ehe sie sich versehen konnten, stieg Denzo in Ahsokas Transporter und wartete ungeduldig auf seine Begleiter.
Ahsoka betrat den Laderaum und half Obi-Wan auf die sich schon einfahrende Rampe.
Sie bekamen nicht einmal die Gelegenheit, sich hinzusetzen, da hob der Junge schon ab und flog mit größtmöglicher Beschleunigung davon.
Die Triebwerke dankten es ihm nicht, ebenso wenig Ahsokas und Obi-Wans Mägen.

"Was genau hast du vor?", rief Ahsoka ihm zu, als der erste Druck der Beschleunigung nachließ.
"Wir müssen nach Ylo", antwortete Denzo gehetzt. "Das meinte der Inquisitor vorhin mit dem Beschützen."
Obi-Wan seufzte lautstark. "Wir sollten erst einmal in Ruhe überlegen, was wir machen und wie wir jetzt darauf reagieren."

Aufgebracht sah Denzo den Meister an. "Überlegen? Da gibt es nichts zu überlegen. Wir fliegen sofort nach Ylo."
Doch Obi-Wan ließ nicht nach. "Meinst du nicht, dass er genau das von dir erwartet? Dass du blind losfliegst und nicht darüber nachdenkst, in was für eine Falle du geraten wirst?"
Ahsoka erinnerte sich bei der Tonlage Obi-Wans sofort an die Klonkriege und Anakin, wenn er mal wieder einen viel zu riskanten Plan ausgeheckt hatte.

Hilfesuchend sah Denzo zu Ahsoka. Doch sie konnte dem Jedi nur zustimmen.
"Er hat recht, Denzo", sagte sie ruhig.
"Ich habe bereits gegen einen von ihnen gekämpft. Sie sind hinterlistig und schrecken vor nichts zurück. Er wird dich erwarten, und er wird dich auf der Stelle töten."
Denzo wandte sich wieder ab. Den Gedanken wollte er die ganze Zeit ignorieren.
Trotzdem änderte es nichts an der Tatsache, dass seine Leute in Gefahr waren.

"Wir fliegen nach Hause und überlegen uns schnell den nächsten Schritt", entschloss er sich schließlich kurz angebunden.
Beruhigt atmete Ahsoka aus und sah herüber zu Obi-Wan, welcher einen kurzen, nur für die Togruta sichtbaren anerkennenden Blick machte.
Wenig später landeten sie von Obi-Wans Haus und berieten sich in dessen Inneren.

Denzo war natürlich willens, sofort aufzubrechen, auch unter dem Gedanken, dass der Inquisitor dort auf ihn wartete.
"Ich kann euch nicht begleiten", sagte Obi-Wan schließlich. "Ich muss nach dem Jungen sehen. Und ich muss in der Nähe bleiben."
"Das soll mir recht sein", erwiderte Denzo hektisch. "Solange wir bald aufbrechen."

Ahsoka sah den Jungen scharf an. "Und hast du auch einen Plan, wie wir den Inquisitor ablenken?"
Doch Denzo schüttelte den Kopf. "Nein."
Ein kleines Lächeln huschte über Ahsokas Gesicht. "Siehst du …"
Dann hob er plötzlich den Kopf. "Außer … Du fliegst mich über das Dorf und ich springe direkt darüber ab. So umgehe ich den Wald."

Ahsoka sah zu Obi-Wan.
"Das ist zu gefährlich. Du könntest entdeckt werden", riet Obi-Wan ihm.
Teuflisch grinsend erwiderte der Junge den Blick des Jedi. "Ich werde nicht entdeckt. Nicht, wenn Ahsoka mich weit oben herauslässt und mir einen Fallschirm gibt. Ein Jetpack wirst du vermutlich nicht haben?"
Mit einem resignierten Augenrollen schüttelte Ahsoka den Kopf.

Denzo war nicht davon abzubringen.
Das wussten beide, Ahsoka und auch Obi-Wan. Es war höchst gefährlich, aber das interessierte den Jungen nicht. Nicht im Entferntesten.
Mit einem Seufzen schaute Ahsoka zu Boden. "Okay."
Als ob er sich verhört hatte, zischte Denzos Blick fragend zu der Togruta. "Okay?"
"Ja. Und jetzt mach' schnell, bevor ich es mir noch anders überlege", meinte Ahsoka geschlagen.

Ehe sie sich versehen konnte, sprang Denzo auf und rannte zu Ahsokas Schiff.
Schweigend sah sie ihm hinterher. "Ich hoffe, ich war damals nicht so."
Obi-Wan blickte über seine Schulter und lächelte Ahsoka dann an. "Nein … jedenfalls nicht immer."
Mit einem Schmunzeln schaute Ahsoka zu Obi-Wan, welcher dieses freundlich erwiderte.

Danach erhob auch sie sich und ging zum Ausgang. "Ich hoffe, wir werden uns wiedersehen", sagte sie leise.
"Ich habe nicht vor, zu gehen", antwortete Obi-Wan.
Das war natürlich nicht das, was sie damit ausdrücken wollte, aber das wusste auch Obi-Wan. Daher erklärte Ahsoka ihren Wunsch auch nicht weiter.
"Ich melde mich, wenn wir auf der Rückreise sind."

Seit über einer Stunde waren sie schon im Hyperraum. Bald hatten Ahsoka und Denzo also Ylo erreicht.
Denzo saß aufgeregt auf dem Copiloten-Sitz und konnte es gar nicht erwarten, endlich das satte Grün des Planeten zu sehen.
Um sich die Zeit zu vertreiben, inspizierte er sämtliche Schalter und Hebel.
Sehr zum Leidwesen von Ahsokas Nervenkostüm. Aber sie ließ ihn machen.
Wenn das für ihn eine Möglichkeit war, sich zu beruhigen, dann hatte sie damit wenig Probleme.

Schließlich sprangen sie vor Ylo aus dem Hyperraum.
Doch von dem einst so starken Grün des Waldes, was sie kurz vorher noch gesehen hatten, war nicht mehr viel zu erkennen. Der Teil, wo auch die Flüchtlingssiedlung war, war braun, wie ausgetrocknet.
"Das sollte so nicht aussehen", sagte Denzo beunruhigt und zeigte auf den Punkt, wo das Dorf war.
"Warum sind die Bäume so ausgetrocknet?", fragte er sich verwundert.

Ahsoka rutschte etwas vor und sah genauer auf die Stelle.
Der Planet war gemäßigt, hatte ein stabiles Klima und war mitten im Frühling.
Sie konnte alles erwarten, aber nicht ausgetrocknete Bäume wie im Hochsommer,
"Das ist nicht dürres Holz", stellte sie beinahe flüsternd fest. "Das ist verbranntes Holz."

Mit großen Augen realisierte Denzo, was das zu bedeuten hatte.
"Er war hier", zischte er nur. "Ich habe euch beiden gesagt, dass das passiert. Aber nein, ihr wolltet alles ja erst einmal in Ruhe besprechen."
Von dem freundlichen jungen Mann war nichts mehr zu sehen, nachdem die Wut ihn wieder gepackt hatte.
Und sie war berechtigt, das musste auch Ahsoka zugeben.

"Hör' zu, Denzo", sprach sie eindringlich. "Ich weiß, dass du wütend bist, und trotzdem darfst du jetzt nichts überstürzen. Er kann immer noch hier sein."
"Ach, und was soll ich jetzt deiner Meinung nach machen?", fuhr er die Togruta harsch an. "Weglaufen?"
"Nein", erwiderte Ahsoka. "Schweigen und zuhören."
Überrascht sah Denzo herüber zu Ahsoka, die ihre Augen geschlossen hatte und angestrengt nach etwas suchte. Zumindest schaute es seiner Meinung nach so aus.
"Was …", wollte Denzo fragen, doch sie stoppte ihn sofort mit einem Handzeichen.
Nach etwa zehn Sekunden öffnete sie wieder ihre Augen.
"Er ist fort", teilte sie Denzo mit. "Ich spüre ihn hier nicht, aber es könnten andere hier sein, die ich noch nicht kenne. Ich kann viel Leid und Schmerz fühlen."
"Andere?", fragte Denzo nach.
"Sturmtruppler zum Beispiel. Oder andere Inquisitoren", erklärte Ahsoka.

Noch immer verblüfft starrte er sie an. "Und das hast du durch die Macht herausgefunden?"
Mild lächelnd erwiderte sie seinen Blick. "Wir sagten dir ja bereits, dass die Macht nicht nur zum Töten oder Kämpfen genutzt werden muss, sondern auch, um im Frieden etwas zu finden."
Dann packte Denzo wieder der Tatendrang.
Er sprang auf, riss beinahe die wenigen Dinge um, welche Ahsoka in dem kleinen Cockpit hatte und drehte sich zu dem Frachtraum.

"Ich werde springen. Was du machst, bleibt dir überlassen", kündigte er sein Vohaben an. "Aber ich kann hier nicht einfach abwarten, dass etwas passiert."
"Das habe ich auch nicht erwartet", antwortete Ahsoka und holte etwas aus einem Ablagefach hervor.
Sie stand auf und reichte es Denzo. "Wenn du sich vergewissert hast, dass alles in Ordnung ist, dann sage mir mit diesem Comlink Bescheid und ich hole dich wieder ab. Ich habe ihn gebaut, er ist abhörsicher."

Wortlos, aber dankbar nickte Denzo der Togruta zu und ging in den Frachtraum.
Ahsoka entriegelte und öffnete von dem Cockpit aus die Luke und sah zu, wie Denzo den Fallschirm anlegte und mit einem Satz verschwand.
Dann flog auch sie aus seiner Sichtweite und versteckte sich im Orbit.

Dangerous Past - A Star Wars Fulcrum Story Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt