Kapitel 2 - Mos Eisley

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Der nächste Tag brach herein und war wie jeder andere brüllend heiß. Die Dünen umgab ein orangefarbener Nebel, welcher durch den aufgewirbelten Sand entstand und durch sämtliche Schichten von Obi-Wans Robe drang.
Es war kein Wunder, dass ihm inzwischen alles schmerzte, was zu seinen Gliedmaßen gehörte. Die Zwillingssonnen raubten ihm dazu noch den Rest Flüssigkeit, den sein Körper besaß.

Doch er vertraute seinem alten Meister und so begab sich Obi-Wan mit seinem Speeder nach Mos Eisley.
Es war schon immer ein Drecksloch, doch seit der Anwesenheit der Imperialen verkam es noch mehr. Der Müll war dabei gar nicht einmal das Problem. Die Hauptursache waren die Soldaten, die ausgebrannt und abgehalftert waren.

Tatooine war nur dank der Hutten um Jabba noch ein halbwegs nützlicher Planet in einem System, welches sich sonst hervorragend als Abstellplatz für Truppler anbot, um diese entweder bis zum Ende ihrer Dienstzeit versauern zu lassen oder sie zur Räson zu bringen. Doch bei dem aktuellen Anblick war Letzteres nicht zu vermuten, dachte sich Obi-Wan.

Hier tummelten sich inzwischen Revolverhelden, die meist nur deswegen noch am Leben waren, weil sie imperiale Rüstungen trugen.
Obi-Wan seufzte und parkte seinen Speeder vor der Stadt. Sofort stürzten Jawas herbei, um sich über das Fahrzeug hermachen zu wollen, doch Obi-Wan schob sie mithilfe der Macht in einem Zug von dem Speeder. Er war immer auf der Hut, dass niemand ihn dabei erwischte, erst recht keine Imperialen.

Zwar waren diese von Angesicht zu Angesicht leichte Ziele für seine telepathischen Verwirrspielchen, doch aus der Entfernung half nur der Kampf. Und auch wenn er sein Lichtschwert noch immer bei sich trug, war er nicht erpicht darauf, halb Mos Eisley seine Identität preiszugeben.
„Wohin schickt Ihr mich dieses Mal, Meister ...", stöhnte Obi-Wan, schloss die Augen und versuchte, die von Qui-Gon angesprochene Aura in der Macht zu spüren.

Er war schon diverse Male hier durch die Straßen und Gassen gegangen und hatte bislang noch nie eine andere Person durch die Macht gespürt, welche sich mit ihm hier in Mos Eisley aufhielt. So vermutete er auch dieses Mal, niemanden zu finden, um Qui-Gon dann später zu sagen, dass sein Gefühl ihn wieder einmal auf eine falsche Fährte gelockt hatte.

Doch kurz bevor er wieder die Augen öffnen wollte, vernahm er einen leichten Hauch eines Wesens. Nicht stark und allgegenwärtig, aber dennoch vorhanden. Er drehte seinen Kopf und versuchte, dem Pfad zu seinem Ursprung zu folgen, doch das war eine schwere Aufgabe. Es war Mittagszeit und vermutlich alle Lebewesen dieser Stadt waren auf der Straße oder in einer der zahlreichen Cantinas, die neben Wohnblöcken und Marktständen einen Großteil der Gebäude dieser Stadt ausmachten.

Die Wirtschaft für derlei Einrichtungen lief trotz des Imperiums prächtig, was immer mehr dieser Etablissements wie Unkraut aus dem Boden schießen ließ.
Dennoch nahm sich Obi-Wan zusammen und schritt durch die staubigen Straßen Mos Eisleys, stets darauf aus, endlich eine Verstärkung der Aura zu spüren.
Er passierte jede Cantina, die auf seinem Weg in die Innenstadt lag, doch bei keiner hatte er das Bauchgefühl, nach einem Wesen zu suchen.

Erst als ein Truppenwagen sowie mehrere Düsenschlitten seine Aufmerksamkeit auf sich zogen, sah Obi-Wan die Gestalt, nach welcher er suchte. Dort, in einer der unzähligen Gassen, kamen gerade drei Sturmtruppler aus der Cantina, einen Jungen mit ihnen im Schlepptau. Er musste um die zwanzig Jahre alt sein. Aus dem Truppentransporter stiegen kurz zuvor sechs weitere Soldaten mit ihrem Offizier. So wie er sich bewegte, schien er das Sagen zu haben und noch recht neu und motiviert auf Tatooine zu sein. Dieser Zustand würde sich noch früh genug ändern.

Obi-Wan versicherte sich mit einem tiefen Atemzug in der Macht darüber, dass dieser gefangene, leicht naiv agierende Junge dort der Ursprung der Aura war, ehe er sich in die Gasse begab und am Anfang dieser stehen blieb.
Als sich die Soldaten mit ihrem Gefangen gerade in seine Richtung aufmachen wollten, stockten diese bei dem Anblick, der sich ihnen bot.
Es war natürlich der frisch gebackene Offizier, welcher sich als erstes äußerte. Im Kopf freute sich Obi-Wan schon auf das, was jetzt kommen würde.

„Sir, Sie behindern einen imperialen Vorgang."
Als sich Obi-Wan trotz der Warnung nicht bewegte, wurde der Ton des Offizieres rauer. „Machen Sie unverzüglich Platz!"
Die Truppler um ihn herum erhoben die Waffen und richteten sie auf Obi-Wan, der aber noch immer still an dem gleichen Ort stand.
Er vergewisserte sich, dass das Gebiet hier nicht von Droiden oder Kameras überwacht wurde und ging daraufhin auf den Offizier zu.

Er wusste, dass dies ein Verhalten war, was ihm in seiner imperialen Ausbildung nicht beigebracht wurde, da jedes normale Wesen sofort gebuckelt und Platz gemacht hätte, und so merkte Obi-Wan, wie sich Schweißperlen auf der Stirn des Mannes bildeten.
Von Nahem sah der Mann sogar noch jünger aus als gedacht, was es noch leichter machen würde.
„Sir, bleiben Sie sofort ..."

Obi-Wan hob die Hand. „Ich werde diesen Jungen mit mir nehmen."
Der Offizier blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Sein Blick wurde leer und verlor jegliche Menschlichkeit.
„Sie werden den Jungen mit sich nehmen", wiederholte er nahezu monoton.
Die restlichen Soldaten schauten einander an und waren komplett ratlos bei diesem Anblick.

„Sie werden ihre Soldaten jetzt darum bitten, mir diesen Jungen auszuhändigen und nicht zu schießen", sagte Obi-Wan.
Der Offizier drehte sich um und gab den Befehl an seine Truppler weiter. Einige der Soldaten legten den Kopf schief, doch sie taten wie ihnen geheißen.
Der Junge wurde freigelassen und lief schnell in die Richtung Obi-Wans.
„Ich danke Ihnen für Ihre Kooperation."

Mit dem Ende des Satzes schleuderte er die gesamten Soldaten mithilfe der Macht gegen die Hausmauern, welche sich ringsum befanden. Sobald sie wieder bei Bewusstsein waren, waren der Junge und er bereits über alle Berge.
Dem Jungen stand der Mund offen. Er schaute abwechselnd von dem alten Mann zu dem Haufen Soldaten und wieder zurück. „Ihr ... Ihr ... Jedi ...", brachte er als einziges aus sich heraus.

„Keine Zeit für Erklärungen. Wir reden später. Los!" Obi-Wan wandte sich ab und setzte sich in Bewegung. Dabei gab er Denzo zu verstehen, dass er ihm folgen sollte, was dieser auch nachwievor staunend tat.
Bis zu seinem Speeder wurde es noch ein kleiner Spießrutenlauf, doch glücklicherweise waren noch keine weiteren Soldaten unterwegs.
Sie setzten sich in das Fahrzeug und fuhren davon. In sicherer Entfernung schaute Obi-Wan zu seinem Beifahrer.

„Wie heißt du?", fragte er und der Junge rang immer noch nach Luft. „Mein Name ... mein Name ist Denzo. Denzo Endal."
Obi-Wan reichte ihm die Hand. „Ben."
„Dann seid Ihr ein Jedi?", fragte Denzo, als er kurz den metallischen Griff des Lichtschwertes entdecken konnte.
Obi-Wan sah wieder nach vorn. „Das war ich, ja. Das war ich einst."

„Auftrag ausgeführt. Er hat mir die Blaster gebracht und auch sämtliche Verfolger ausgeschaltet. Wie von mir vermutet, war seine Arbeit wieder erfolgreich."
Die Stimme von Dom Delara drang durch den Lautsprecher in das Cockpit des Raumschiffes.
„Die Waffen sind in einem gutem Zustand?"
Doms Gesprächspartner war erfahren genug, um zu wissen, dass Blaster nicht gleich Blaster waren.

Viele Bolzen waren bereits auf ihn zugeflogen, doch nur wenige hatten ihr Ziel auch getroffen. Es kam genau auf den Verschleiß der Waffen an, ob diese gut oder schlecht waren.
„Hervorragend. Sie sind brandneu, eine Seltenheit hier auf Tatooine", antwortete der Zabrak stolz.

Das war tatsächlich ziemlich überraschend. Im Äußeren Rand wurden überwiegend eher alte und minderwertige Waffen benutzt, doch dieser Schmuggler hatte bemerkenswert gute Fähigkeiten darin, die neuen Blaster von den alten zu unterscheiden.

„Ich werde mir die Ware ansehen, sobald sie auf dem Stützpunkt eintrifft. Wer ist der Mann hinter dieser Aktion?", wurde Dom gefragt.
Ein kurzer Moment des Schweigens zeigte der Person, dass der Zabrak ernsthaft überlegte, die Identität seines besten Mannes preiszugeben. Immerhin war Dom dadurch in der Lage, als Vermittler ein großes Stück vom Kuchen der Organisation abzubekommen. Sobald Denzos Name jedoch fallen würde, wäre es damit vorbei.

„Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir haben nicht vor, Sie zu übergehen", wurde Dom versichert, als die Stille zu lang wurde.
Dom entschied sich, der Person zu vertrauen, was selten war. Doch irgendetwas gab ihm das Gefühl, dass diese glaubwürdig war.
„Sein Name ist Denzo. Denzo Endal."
„Gut. Ich will ihn sehen. Wo befindet er sich zurzeit?", fragte die Person.

Es war mittags, daher würde sich Denzo vermutlich in seiner favorisierten Cantina aufhalten und an seinem geliebten „Red Bantha" schlürfen, dachte sich Dom.
„Er befindet sich wahrscheinlich in Mos Eisley, dort ...", begann er, doch die Person unterbrach ihn freundlich.
„Danke, Dom. Ich werde ihn schon finden."
Ehe der Zabrak noch mehr sagen konnte, verabschiedete sich die Person.
„Fulcrum Ende."

Dangerous Past - A Star Wars Fulcrum Story Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt