Prolog - Eine neue Lieferung

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Blasterbolzen schossen durch die Luft und trafen den Speeder, welcher mit Höchstgeschwindigkeit durch die sandigen Dünen von Tatooine zischte.
Die Imperialen machten ihrem Ruf alle Ehre. Ja, sie waren eine Übermacht, aber ihre Ziele auch zu treffen, war nicht ihre Kernkompetenz. Pure Einschüchterung durch Anwesenheit war ihre Hauptbeschäftigung, alles darüber hinaus war eher Glücksspiel.

Wusste man aber, wie man diese Ehrfurcht einflößende Maschinerie ins Stocken bringen konnte, hatte man einen Vorteil. Jedes System hatte seine Schwächen, ob klein oder groß.
Und das Imperium war seit der Machtübernahme vor zehn Jahren zwar ein bemerkenswertes Konstrukt geworden, doch das Gerüst war noch immer wackelig.
Denzo Endal war einer der wenigen Wesen, die diese Schwächen auszunutzen wussten.

Geboren auf Coruscant machte er sich in den unteren Bereichen mit nur zehn Jahren schnell einen Namen als Schmuggler. Doch Gewürzhändler oder Verarbeiter waren schon zu diesem Zeitpunkt nicht seine Klientel. Das war zu einfach und erzeugte auch zu viel Aufsehen, was er nicht wecken wollte.

Vielmehr hatte er sich auf Waren spezialisiert, die zum Töten gedacht waren. Oder, wie beispielsweise bei den „Imps", den Imperialen, wie Denzo sie gerne nannte, überwiegend zum Einschüchtern. Dann jedoch erhob sich das Imperium und dieser Umstand zwang ihn dazu, seinen Heimatplaneten zu verlassen.

Vor einem Tag hatte sein Auftraggeber Dom Delara, ein gieriger Zabrak, ihm die Anweisung gegeben, sich um das Waffenlager der Imps auf Tatooine zu kümmern.
„Das ist ein einfaches Ding", sagte Dom nur. „Die Soldaten dort sind vollkommen ungefährlich. Einfach rein, Blaster einpacken, und wieder verschwinden."

So war der Plan. Die Realität sah jedoch vor, dass gerade an diesem Tag ein imperiales Schiff nicht nur neue Waffen nach Mos Eisley bringen sollte. Auch ein Bataillon frischer Sturmtruppler, die bisher nicht durch den sandigen Wind dieses Wüstenplaneten gehen mussten und daher noch dementsprechend motiviert waren, verließ das Schiff.

Denzo war gut, sehr gut sogar, doch Wunder vollbringen konnte er auch nicht.
Er konnte eh nicht verstehen, was die Kunden von Dom mit diesen E-11-Blastern wollten. Wenn es ihnen darum ging, möglichst viele Unschuldige zu treffen, war das die Waffe ihrer Wahl. Sollte es aber um ernstzunehmenden Waffengebrauch gehen, gab es weitaus präzisere Blaster.

Doch aktuell war ihm das völlig egal. Auf dem Beifahrersitz lag eine Tasche voll mit diesem etwas besseren elektronischen Schrott und das war nun einmal weitaus schwieriger zu beschaffen als gedacht. Nun musste er es nur noch nach Anchorhead schaffen, wo Dom ihm die Waffen abnehmen sollte. Zuerst musste er sich jedoch um die beiden imperialen Düsenschlitten kümmern, welche ihm auf Schritt und Tritt folgten.

„Mal sehen, was ihr so draufhabt", sagte Denzo herausfordernd und trat das Pedal voll durch. Sein Speeder heulte ächzend auf und beschleunigte noch einmal. Bald wäre er bei den Dünen und dort würde er genügend unfreiwillige, aber gerne gesehene Helfer finden. In diesem Teil der Wüste regierten die Tusken und kein Eindringling hatte es bislang aus diesem Bereich wieder heraus geschafft.

Auch Denzo wurde einst von den Sandleuten gefangen genommen, als er noch zu unvorsichtig und unerfahren war, konnte sich aber durch einen Tauschhandel aus seiner Versklavung herauskaufen.
Tusken lebten durch ihre Geschichte zwar inzwischen weitestgehend frei von jeglicher Art von Technologie, doch hatten sie durchaus immer noch Verwendung für Gewehre und einfachere Waffen.

Das war ein Tausch, der für Denzo natürlich eine der einfachsten Übungen war. Gegen hundert einfache Projektilgewehre mitsamt Munition war er wieder frei und die Tusken akzeptierten ihn, wodurch er seitdem gegen eine kleine Bezahlung ihr Territorium passieren durfte.
Im jetzigen Fall folgte ihm seine Bezahlung sogar direkt auf dem Fuß. Die Blasterschüsse der Imperialen waren ein perfektes Mittel, um die Tusken bereits jetzt schon zu informieren, dass neue Ware im Anmarsch war.

Denzo raste über die Dünen und sah bald die bekannte Gebirgsformation, die er gesucht hatte.
Die Scout-Soldaten hinter ihm hatten nicht den Hauch einer Chance, als knapp zwanzig Sandleute hinter der Formation hervortraten und das Feuer auf die beiden Schlitten eröffneten. Ein Schuss traf zuerst den Gravitationsfeld-Generator, welcher sofort rauchend ausfiel und den ersten Soldaten in hohem Bogen vom Sitz beförderte. Sollte er wider Erwarten den Sturz überlebt haben, wäre dieser spätestens durch den zweiten Treffer direkt in seinen Kopf gestorben.

Der zweite Scout wollte bereits abdrehen, als ihn ein Projektil in den Bauch traf. Ein weiterer Schuss traf ihn in die Schulter und der dritte Treffer zerstörte den Tank, wodurch das komplette Bike mitsamt Fahrer in Flammen aufging.
Denzo wurde langsamer, nachdem er das Schauspiel beobachtete und hielt bei den Tusken. Es dauerte nicht lange, bis sie ihm zu verstehen gaben, dass die Schlitten und die Blaster der Soldaten als Bezahlung reichten.

Was daraus werden würde, war zweitrangig für Denzo. Ob davon etwas an die kleinen widerwärtigen Jawas gehen würde oder ob sie die Waffen selber gebrauchen würden, interessierte ihn nicht.
Schnell machte er sich wieder auf nach Anchorhead, wo Dom sicher schon ungeduldig wartete.

Anchorhead war einst eine florierende Stadt. Ein eigener Raumhafen, gepflasterte Straßen und gut ausgestattete Häuser waren ein Standard dieser Stadt.
Von dieser Kulisse war seit dem Ausbau von Mos Eisley jedoch kaum noch etwas zu spüren. Nur noch wenige Gebäude waren intakt und die meisten davon wurden als geheime Lager genutzt. So hatte auch Dom sich hier eingerichtet, da sich dieser Ort inzwischen fernab des imperialen Einflusses befand.

„Hat aber ganz schön lange gedauert", sagte der Zabrak, als Denzo ihm die Tasche vor seine Füße warf.
Es gab Momente in ihrer Geschäftsbeziehung, wo Denzo kurz davor war, die Schmuggel-Ware an ihm zu testen, doch er konnte sich zügeln. Zumindest noch.

„Ich weiß nicht, wer dir deine Informationen gibt, aber nächstes Mal würde ich gerne wissen, ob ich die Ware von fünfzig oder fünfhundert Soldaten klauen muss", erwiderte Denzo genervt.
Er streckte erwartend die Hand aus, um seine Bezahlung entgegenzunehmen. Nach kurzem Zögern gab Dom ihm diese dann auch.

Es waren Jobs wie diese, die ihm Erholung boten von den interplanetaren Schmuggel-Aufträgen und er wusste, dass er Dom noch eine Weile brauchen würde, bis er sein eigener Boss sein könnte. Nur noch ein paar Geschäfte und sein Ruf wäre gut genug dafür, um aus dem Schatten des geizigen Zabraks herauszutreten und mehr von dem Kuchen abzubekommen.

Zufrieden drehte Denzo sich um und stieg wieder in seinen Speeder. Den heutigen Feierabend würde er in einer Cantina in Mos Eisley verbringen, ehe sein nächster Auftrag auf ihn wartete.

Dangerous Past - A Star Wars Fulcrum Story Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt