Kapitel 17 - Nur ein Traum

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Denzo ließ sich seit Stunden nicht blicken. Ob er alleine im Frachtraum saß oder sich um Impa kümmerte, wusste Ahsoka nicht.
Sie war glücklich, sich ein wenig ausruhen zu können. Daher verriegelte sie das Cockpit und setzte sich aufrecht in den Pilotensitz.
Wie schon nach der Unterhaltung mit Obi-Wan beobachtete sie den Sternenhimmel, dessen Licht mit dem Dunkel des Raumes rang und einen beruhigenden Tanz aus Farben bildete.

Schnell versank sie in eine tiefe Starre und meditierte. Auch da war es ihr allerdings nicht möglich, Antworten auf die Fragen zu bekommen, welche sie seit kurzem quälten.
Was erwartete sie dieses Mal auf Mustafar? Wie ging es den Flüchtlingen?
Was wusste Obi-Wan über Anakin? War er wirklich gestorben?

All das beschäftigte sie, doch die Dunkelheit, welche sich seit Jahren über die Galaxis legte, ließ ihr keine Möglichkeit, etwas zu erkennen.
Also entschied sie sich, nach der Meditation zumindest einen Moment zu schlafen.
Sie brauchte noch genügend Kraft für die folgenden Missionen.
Beinahe auf Kommando fielen ihr die Augen zu.

„Ich muss mit mir ins Reine kommen. Ohne den Jedi-Rat. Und ohne Euch.“
Sie wandte sich von ihm am, am Boden zerstört.
Anakin stand mit dem Rücken zu ihr, im Schatten der Säulen des Jedi-Tempels.
„Ich verstehe dich, sogar mehr als du denkst. Ich kann gut verstehen, wenn jemand den Orden verlassen möchte.“

Anakin konnte sie nicht angucken. Ahsoka hatte ihm und vermutlich auch sich selbst gerade das Herz herausgerissen. Jeden anderen hätte er dafür gehasst, doch bei ihr spürte er tiefe Trauer in sich.
Sie war seine Padawan. Nur seine. Obwohl er ihr anfangs nichts zugetraut hatte, wurde sie zu einer der wichtigsten Wesen in seinem Leben. Neben Padmé und Obi-Wan.

Ahsoka drehte ihren Kopf zu ihm und ein letztes Mal konnte er ihre großen blauen Augen sehen.
Dieses Mal sah er jedoch nicht wie sonst Zuversicht, Hoffnung oder Freude. Sondern Schmerz, Enttäuschung und Unsicherheit.
Ahsoka selbst traute sich kaum, vom Boden aufzuschauen. Zu sehr fühlte sie die Tränen, welche sich einen Weg nach draußen bahnten.
„Ich weiß“, antwortete sie und ging in das Licht der untergehenden Sonne von Coruscant.

~

Ahsoka sah sich selbst gehen. Es war als, wenn sie den Moment noch einmal mit allen Emotionen erlebte. Sie wusste nicht, warum sie hier war und diese Szene immer wieder erneut durchleben musste.
War das ein Traum? Oder war dies die Realität und alles, was danach passierte, nur eine Einbildung?
Es fühlte sich so echt an.

Sie ging die Treppenstufen hinab, als sich eine Träne den Weg über ihre Wange bahnte.
„Ahsoka, warte!“, rief diese Stimme hinter ihr, die ihr schon immer ein warmes und sicheres Gefühl gab, seit sie vor drei Jahren sein Padawan wurde.
Plötzlich ergriff jemand ihre Hand und zog sie an sich.
Sie sah auf und erblickte Anakin, der ebenfalls weinte.
„Ich will dich nicht verlieren! Nicht noch einmal“, sagte er sanft und sie merkte, dass er das Schluchzen unterdrücken musste.

Sie dachte an Mortis, als er sie schon einmal verlor, geschlagen von der Dunkelheit des Sohnes.
Nur das Opfer der Tochter, des Lichtes, brachte sie wieder zurück von den Toten.
Schon damals spürte sie, dass dieses Band zwischen ihr und Anakin tiefer ging als jede Verbindung zwischen anderen Meistern und ihren Padawanen, von denen sie wusste.
Doch es war verboten, diese Gefühle zuzulassen, und dennoch konnte sie diesen Gedanken nie vollends abschütteln.
Der Gedanke daran, ob da mehr sein konnte.

Anakin umarmte sie innig und sie vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Sie wollte es nicht, doch sie konnte ihre Emotionen nun einfach nicht mehr zurückhalten.
Nach einer Weile lösten sie ihre Umarmung und er sah in ihre Augen. Er wollte seine tapfere Togruta nicht gehen lassen.
Sie spürte, wie sie sich in seinem Blick verlor, als er seine Entscheidung traf.
„Ich werde mit dir gehen.“

Ahsoka schreckte hoch und keuchte. Sie war wieder angekommen in der Gegenwart. Mit dem Jungen hinter sich und dem Hyperraum vor ihr.
Es war also doch nur ein Traum, der sie quälte und ihr eine andere Realität vortäuschte.
Und obwohl sie wusste, dass dieser Traum nie mehr Wirklichkeit werden konnte, spürte sie eine Enttäuschung in sich, gegen welche sie ankämpfen musste.

Erst nahe vor Mustafar betrat Denzo wieder das Cockpit, nachdem Ahsoka es kurz nach ihrem Erwachen entriegelt hatte.
"Setz' dich", bat sie ihn. Ahsoka war nun ausnahmsweise sehr froh, jemanden bei sich zu haben, weil sie fürchtete, sonst ihren Fokus zu verlieren.
"Wie gehen wir es an?", fragte er nahezu emotionslos.
"Zuerst müssen wir herausfinden, wo sie hingebracht wurden", erklärte Ahsoka.

Denzo setzte eine nachdenkliche Miene auf. "Und das heißt?"
Ahsoka zeigte auf den Bordcomputer ihres Schiffes.
"Das Schiff ist eine kleine Sonderanfertigung", erzählte sie lächelnd.
"Mein Meister hatte einmal ein kleines Schiff, welches er bei unserer ersten gemeinsamen Mission fand, die Twilight. Nach diesem Vorbild wollte ich ein eigenes Schiff bauen."
Sie berichtete beinahe stolz von den einzelnen Bauschritten, welche Denzo sich mit Interesse erzählen ließ.
Er hatte selten jemanden getroffen, der ebenfalls so Technik-interessiert war.

"Das Schiff ist klein und wendig. Dennoch bietet es Platz für ein kleines Quartier, einen Frachtraum und etwas Bewaffnung. Und ich habe ein Paket an Scannern und Sensoren eingebaut. Unter anderen auf einen Bioscanner."
Sie zeigte auf den Knopf, welcher diesen aktivierte.
"Und damit können wir Lebewesen aufspüren?", wollte Denzo wissen.
"Ja, so ist der Plan", sagte Ahsoka. "Mustafar ist ein unwirtlicher Ort. Kaum ein Wesen lebt darauf. Das Meiste an Bergbau erledigen die Droiden."

Sofort glänzten Denzos Augen. "Das bedeutet, dass wir nur nach einer größeren Ansammlung von Lebewesen suchen müssen."
Ahsoka grinste. "Ganz genau."
Voller Tatendrang wartete Denzo darauf, dass sie endlich auf Mustafar ankamen.
Als sie dann den rot glühenden Gesteinsplaneten sahen, aktivierte Ahsoka den Scanner und fuhr die Triebwerke herunter.

Es dauerte einen Moment, bis die Sensoren den Planeten analysiert hatten, aber das Ergebnis zahlte sich aus.
Auf der abgewandten Seite des Himmelskörpers wurde ihnen eine größere Ansammlung von Biomasse angezeigt.
Es war die einzige dieser Art, daher war die Chance groß, dass sie dort fündig wurden.
Ahsoka verschlüsselte ihr Schiffssignal und begab sich zu dem Punkt, welcher ihr auf der Karte angezeigt wurde.

"Wir landen außerhalb dieses Bereiches", kündigte sie an. "Nur ist das schwierig, weil es so heiß auf diesem Planeten ist, dass man in den ungesicherten Bereichen kaum überleben kann."
"Wir müssen also nah genug landen, um schnell zu den Leuten zu kommen, aber auch entfernt genug, damit man uns nicht entdeckt", führte Denzo Ahsokas Gedankengänge besorgt fort.
Das war nicht nur schwierig, sondern auch höchst gefährlich. Nur ein Soldat musste sie sehen und jeder wusste sofort, dass sie hier waren.

"Ich fliege uns hinter dieses Massiv nahe der Ansammlung. Das müsste reichen", meinte Ahsoka und beschleunigte.
Schnell passierten sie die oberste Atmosphärenschicht und befanden sich im Sinkflug, als Denzo ungläubig aus dem Cockpit schaute.
"Dieses Massiv … es sieht so … perfekt aus. Ganz im Gegenteil zu dem Rest hier", meinte er, als sie sich von schräg oben näherten.

Ahsoka kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was Denzo meinte.
Dann erfasste auch sie ihre Situation.
"Das ist kein Massiv", sagte sie und riss das Steuer sofort zur Seite. "Das ist eine Festung."
Doch es war zu spät, das Schiff befand sich bereits so sehr im Sinkflug, dass ein Ausweichmanöver nicht mehr möglich war.
Also blieben sie auf ihrem Kurs und hofften, nicht entdeckt worden zu sein.

Dangerous Past - A Star Wars Fulcrum Story Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt